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Lotte Neumann

Von der Näherin zur Betriebsrätin




Foto: Westfälisches Industriemuseum
1931
als Tochter einer Landwirtsfamilie in Dippelsee, Ostpreußen geboren
1945
Flucht bis Karwen in Westpreußen
1947
Ankunft in Gelsenkirchen
1948
Hausgehilfin
1950 - 1986
Näherin und Büglerin bei den Firmen Markmann, Wilken und Feilgenhauer in Gelsenkirchen
1965
Betriebsrätin
1975 - 1986
Betriebsratsvorsitzende


Der Weg von Ostpreußen nach Gelsenkirchen war lang. Die Flucht mit Mutter und fünf Geschwistern endete Anfang 1945 in Karwen, nahe der Halbinsel Hela. Mutter und Schwester erhielten eine schlecht bezahlte Arbeit auf einem Gut, während Lotte Neumann ohne Lohn in einer polnischen Schule putzen musste. Erst 1947 konnte die Familie aus Polen ausreisen und kam zunächst nach Sachsen-Anhalt. Acht Monaten später gelang der Familie mit Hilfe eines Schleusers die Flucht nach Westdeutschland, wo sie bei Verwandten in Gelsenkirchen unterkam.

Lotte Neumanns Bemühungen um eine Stelle als Kindergärtnerin schlugen fehl. Eine zugesagte Lehrstelle als Friseurin konnte sie nicht antreten, da ihre Mutter tödlich verunglückte und sie ihre beiden kleinen Geschwister, vier und fünf Jahre alt, beaufsichtigen musste. Als der Vater wieder heiratete, suchte sich Lotte Neumann 1950 eine Arbeit als Näherin und fing bei der Firma Markmann an. Die Arbeit bot gute Verdienstmöglichkeiten bei kurzer Anlernzeit. 1962 wechselte sie die Firma und arbeitete als Büglerin bei der Firma Feilgenhauer, wo sie bis zur Schließung des Betriebs 1986 blieb. Seit 1965 engagierte sie sich als Betriebsrätin, seit Anfang 1975 als Betriebsratsvorsitzende. Sie setzte sich unter anderem für die richtige Einstufung der Löhne und Gehälter und angemessene Zeitvorgaben beim Akkord sowie für eine gerechte Urlaubseinteilung ein. Nachdem die Firma Feilgenhauer 1972 in den Becker-Konzern übernommen wurde, kämpfte sie für die Einsetzung eines Konzernbetriebsrats. Auch als Rentnerin ist Lotte Neumann in Gelsenkirchen gesellschaftspolitisch aktiv geblieben.

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