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Heinrich Paul (Name geändert)

Glasknöpfe unter Druck




Das Elternhaus 1941 im Schnee. Foto: Privatbesitz.
1932
in Nordböhmen als Sohn eines Glaswarenerzeugers geboren
1938 - 44
Volksschule und zwei Jahre Oberschule (Gymnasium)
1946
Vertreibung in die amerikanische Zone
1947 - 49
Berufsschule
1948
Beginn der Glasknopfherstellung in Aalen-Unterkochen durch seinen Vater
1957
Heirat
Ab 1965
schrittweise Übernahme der elterlichen Knopfdruckerei
1968
Tod von des Vaters
1995
Schließung des Betriebes


Die Familie hätte nach der Vertreibung im Kreis Gotha bleiben und dort beim Wiederaufbau der Gablonzer Schmuckwarenindustrie mitarbeiten können. Aber der Vater von Heinrich Paul, in dritter Generation Glaswarenerzeuger, wollte unbedingt in die amerikanische Zone. Der von der Roten Armee eingesetzte Verwalter seines Betriebes im nordböhmischen Johannesberg war Jude und hatte durch die Nationalsozialisten Frau und Tochter verloren. Er besorgte der Familie eine Zuzugsgenehmigung und ließ ihnen auch einige der alten Kappeln (Druckformen), Zeichnungen und alte Knöpfe zukommen. Das erleichterte der Familie die Wiederaufnahme der Produktion in einer alten Turnhalle in Aalen-Unterkochen. 1948 drückten sie hier den ersten Glasknopf. Das Rohmaterial lieferte die in Schwäbisch Gmünd wiedergegründete Wiesenthalhütte.

Der Betrieb in Unterkochen entwickelte sich gut. In der Blütezeit der 1950er und 1960er Jahre arbeiteten hier etwa 20 Personen. Viele von ihnen kamen aus der nordböhmischen Heimat. Eine große Zahl von Heimarbeiterinnen nähte zudem die die Glasknöpfe auf Pappkarten auf. Heinrich Paul arbeitete als Drücker und übernahm ab 1965 mehr und mehr die Verantwortung für den Betrieb. Seine Schwester Elfriede leitete die Malereiabteilung. Circa 90% der Produktion wurden exportiert, vor allem in die USA. Das Aufkommen des Kunststoffknopfes ließ dann die Nachfrage nach Glasknöpfen rapide zurückgehen. 1995 wurde die Druckhütte in Unterkochen geschlossen, das Inventar in der Folgezeit vom Westfälischen Industriemuseum übernommen.

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