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Herbert Reichel

Textilindustrie: Wirtschaftswunder in Rheinberg

„Reichels Werke“




Das Werkswappen befand sich hoch oben am Verwaltungshochhaus: Es zeigt in Form eines Kreuzes senkrecht Webschützen als typisches Werkzeug und quer den Schriftzug „Reichel“. Diagonal in zwei Feldern werden Bindungsmuster für Gewebe angedeutet. Foto: Privatbesitz.
Herbert Reichels Textilfabrik in Rheinberg war 1948 seine dritte Werksgründung innerhalb von elf Jahren. 1937 hatte er mit einem Webereibetrieb im Sudetenland angefangen. 1945 war es ihm gelungen, noch vor dem Einmarsch der Roten Armee, die Werksanlagen in seinen Geburtsort Hohenstein-Ernstthal in Sachsen auszulagern. Dort hatte er sofort mit dem Bau eines neuen Werkes begonnen. 1948 suchte er angesichts der drohenden Enteignung durch die DDR-Regierung nach einem neuen Standort in Westdeutschland und fand ihn in Rheinberg. Eine demontierte Flugzeughalle wurde der Ausgangspunkt der Produktion. Die Stadt unterstützte das Vorhaben und half beim Erwerb des Grundstücks. Herbert Reichel selbst schaffte es, einen großen Teil des Hohenstein-Ernstthaler Werksinventars – ungefähr 60 LKW-Ladungen, die er selbst über die Zonengrenze steuerte – nach Rheinberg zu bringen.

Reichels drittes Werk war – bis zu seinem Niedergang in den 1980er Jahren – Europas größtes Werk für Heimtextilien. Es beschäftigte bis zu 1.800 Menschen, für die Reichel eine eigene Siedlung baute. Die Einwohnerzahl Rheinbergs wuchs von 5.400 vor dem Zweiten Weltkrieg auf 12.300 um 1970. Unter den Beschäftigten waren auch viele Fachleute aus dem sächsischen Hohenstein-Ernstthal. Dass sie hier eine neue Heimat gefunden hatten, spiegelt sich heute in einer Städtepartnerschaft zwischen den beiden Städten.

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