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Johannes Häger

Ein Friseur am Steuerstand




Foto: Westfälisches Industriemuseum.
1926
als Sohn des Drehers Michael Häger und seiner Frau Pauline in Hannover geboren
1934 - 41
Volksschule in Birkenfelde, Thüringen
1941 - 43
Friseurlehre
1943 - 45
Wehrmacht und amerikanische Kriegsgefangenschaft
1945 - 53
Friseurgehilfe in Ahrenshausen
1950
Heirat mit der Zigarrendreherin Walburga Fromm aus Birkenfelde
1951/53
Geburt des Sohnes und der Tochter
1953 - 54
fahrender Bürsten- und Besenhändler
1954
Flucht in den Westen
1955
Friseurgehilfe in Hamburg und Bochum
1955 - 57
Mechaniker der Nordhäuser-Maschinen AG in Hattingen
1957 - 84
Arbeit auf der Henrichshütte in Hattingen


Die Gesetze der Regierung habe er verunglimpft und sich ohne polizeiliche Genehmigung in Sperrzonen aufgehalten. Mit dieser Begründung entzog der Kreisrat Heiligenstadt in der sowjetisch besetzten Zone dem 26jährigen Johannes Häger Anfang September 1954 seinen Wandergewerbeschein als Bürsten- und Besenhändler. Als ein Bekannter ihn vor der Verhaftung warnte, flüchtete er nach West-Berlin. Seine Frau und die beiden kleinen Kinder musste er zurücklassen. Bei der Flucht halfen ihm zwei katholische Ordensschwester aus Halle. Von Berlin aus flogen ihn die Allliierten zunächst nach Hamburg, kurz darauf ging es weiter nach Hattingen. Bereits im Januar 1955 folgte seine Familie.

Johannes Häger arbeitete ein Jahr bei einem Bochumer Friseur, suchte aber eine lukrativere Beschäftigung in der Industrie. Ostern 1955 vermittelte ihn das Arbeitsamt zur Nordhäuser Maschinen-AG (NORMAG) in Hattingen. Die Traktoren- und Motorenfabrik hatte ihre Produktion aus der Ostzone nach Hattingen verlegt. Zwei Jahre später wechselte Johannes Häger zur Henrichshütte Hattingen, die als größter Arbeitgeber der Umgebung bessere Löhne und einen sicheren Arbeitsplatz versprach. Dort blieb er bis zu seiner Pensionierung 1984.

Seine Freizeit widmet der überzeugte Katholik und Christdemokrat Kirche, Politik und Gewerkschaft. Gleich nach seiner Ankunft in Hattingen trat er der katholischen Arbeiterbewegung bei und übernahm Vorstandsposten auf Orts- und Kreisebene. Von 1957 bis 1984 war er zudem auf der Henrichshütte Vertrauensmann der IG Metall und über 25 Jahre lang in der Betriebsseelsorge tätig. Von 1975 bis 1985 vertrat er die CDU im Hattinger Stadtrat. Darüber hinaus arbeitete er über 20 Jahre lang im Kreisvertriebenenbeirat mit.


1984 erhielt Johannes Häger das Bundesverdienstkreuz für sein ehrenamtliches Engagement: Er war nicht nur Stadtrats- und Gewerkschaftsmitglied, sondern u.a. auch Schöffe beim Amtsgericht Hattingen und gehörte Jahre lang dem Prüfungsausschuss für Kriegsdienstverweigerer beim Kreiswehrersatzamt in Schwelm an. Besonders hervorgehoben wurde bei der Verleihung des Bundesverdienstkreuzes sein Einsatz im Bürgerkomitee zur Rettung der Arbeitsplätze auf der Henrichshütte.

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