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23. März bis 13. Oktober 2019

Alles nur geklaut?

Die abenteuerlichen Wege des Wissens

Wir werden täglich von Informationen überflutet. Was ist wichtig, was wahr? Was gebe ich weiter, was behalte ich für mich? Der Umgang mit Wissen greift tief in die Gestaltung unserer Lebenswelt ein und spielt eine immer größere gesellschaftliche Rolle. Die Ausstellung „Alles nur geklaut?“ zeigt an Beispielen aus Geschichte und Gegenwart, wie Wissen geschaffen, geteilt und geschützt wird. Sie veranschaulicht damit die Entstehung der modernen Wissens- und Informationsgesellschaft. Mehrere Standorte widmen sich in Ausstellungen weiteren Aspekten des Verbundthemas (s.u.).

Film zur Ausstellung

Friedrich Harkort als „(S)pionier des Fortschritts“.

Diebstahl, Spionage, Plagiat

Die Wege des Wissens sind oft abenteuerlich und nicht immer legal. Schon Prometheus stahl den Göttern das Feuer. Friedrich Harkort kupferte in England Technik für seine Dampfmaschinen ab. Mit Plagiaten ahmen Firmen Markenprodukte für mehr Profit nach.

Auf 1.000 Quadratmetern Ausstellungsfläche lernen Besucherinnen und Besucher Götter, Erfinder, Spioninnen und Whistleblower kennen. 3D-Hologramme erwecken historische Personen zum Leben. Das Spektrum der Exponate reicht vom 4.000 Jahre alten Scheibenrad über eine BH-Minikamera und die Verschlüsselungsmaschine Enigma bis hin zur elektronischen Fußfessel.

Geheime Kammern des Wissens

Abenteuer und Rätselspaß versprechen die sechs Escape-Rooms in der Ausstellung. Kleine Gruppen müssen gemeinsam Aufgaben lösen, damit sich die Tür zur nächsten geheimen Kammer des Wissens öffnet. Auch im Sachverständigenlabor für Original und Nachahmung ist Mitmachen gefragt. Und wer will, kann Selfies in eine Cloud schicken, die über den Köpfen der Gäste im Foyer schwebt.

Wichtiger Hinweis: Am kommenden Wochenende (11.-13.10.2019) ist das Spielen aufgrund der hohen Nachfrage nur mit Reservierung möglich, damit für alle Gruppen ein reibungsloser Ablauf gegeben ist. Bitte schicken Sie Ihre Reservierungsanfragen per Mail an allesnurgeklaut@lwl.org.

Objekte zum Anfassen, Hörstationen und ein barrierefreier Zugang machen die Schau für alle Menschen zum Erlebnis.

Im Rahmen eines EU-Kooperationsprojektes mit polnischen, irischen und deutschen Schulen und Museen entstand die Wissenswerkstatt: Jugendliche beschäftigen sich in diesem interaktiven Ausstellungsbereich im Obergeschoss unter anderem mit dem Thema Fake News und stellen verschiedene Perspektiven zur Diskussion.

Selfiestation in der Ausstellung

Die Themen der Ausstellung

Wissen schaffen. Von Göttern und Menschen

War das Wissen ein Geschenk der Götter, eine kulturelle Entwicklung oder kommt es von einem anderen Stern? Der Gast begegnet zum Auftakt dem Prometheus-Mythos und sieht einen 1.500 Jahre alten Goldflieger aus Kolumbien. Bis heute beflügelt er den Glauben an Außerirdische.

Die Erfindung des Rads steht dagegen für eine menschengemachte Innovation, die das Leben verändert hat. Gezeigt wird die ganze Vielfalt: vom steinzeitlichen Scheibenrad über das ICE-Rad bis zu winzig kleinen Mikrorädern. In Gestalt eines Hologramms erzählt Karl von Drais auf dem Fahrrad von seiner berühmten Erfindung.

Inszenierung zur Erfindung des Rads.
Enzyklopädien analog und digital.

Wissen für alle. Von Gelehrten und Experten

Vom Gehirn über die Wachstafel, das Buch, die Kassette und den USB-Stick bis zur modernen Cloud reicht das Spektrum der Medien, in denen Menschen Wissen speichern. Eine Bücherwand mit dem 243-bändigen „Krünitz“ (Foto) steht für die große Zeit der Enzyklopädien des 18. und 19. Jahrhunderts. Der Geist von Johann Georg Krünitz berichtet über sein Schaffen als Universalgelehrter.

Gegenüber gewährt die Wikipedia-Wand einen Blick hinter die Kulissen des Online-Lexikons und stellt die kollektive Zusammenarbeit vor.

Wissen wollen. Von Profit und Moral

Spionage und Wissenstransfer gehörten seit Beginn der Industrialisierung zum Repertoire der Unternehmen und der staatlichen Wirtschaftsförderung. Friedrich Harkort gilt als Industriepionier an der Ruhr. Das Knowhow für den Bau seiner Dampfmaschinen verschaffte er sich auf zwei Englandreisen 1819 und 1826.

Wernher von Braun, Schlüsselfigur der deutschen Raketentechnik, wurde nach dem Zweiten Weltkrieg zusammen mit über 100 weiteren Wissenschaftlern in die USA gebracht. Fragmente von V2-Raketen stehen für Tod und Verderben, die die deutsche "Vergeltungswaffe“ beim Bau und Einsatz brachte. Modelle von NASA-Mondraketen zeigen das Ergebnis der Weiterentwicklung in Amerika.

Installation mit Teilen von V2-Raketen.
Patentstreit zwischen Playmobil und Play BIG - inszeniert als Kampf zwischen Cowboys und Indianern.

Wissen schützen. Von Patenten und Plagiaten

Seit Gründung des Kaiserlichen Patentamtes im Jahr 1877 kann man Erfindungen schützen lassen. Die Patentschrift Nr. 1 zur Herstellung einer roten Ultramarinfarbe zeigt den Beginn der Entwicklung. Seither gibt es viele Versuche, Ideen unter Schutz zu stellen oder gewerbliche Rechte zu unterlaufen. Konrad Adenauer, vielseitiger Tüftler und Erfinder, scheiterte mit seinem beleuchteten Stopfpilz, andere wie der Physikprofessor Wilhelm Conrad Röntgen wollten bewusst kein Patent anmelden, damit ihr Wissen allen zu Gute kommt.

Original oder Nachahmung? In einem „Sachverständigenlabor“ können Besucher Warenproben auf Echtheit prüfen.

Wissen verraten. Von Geheimnissen und Spionen

Die eine war eine Schreibtischtäterin, die andere stand im Rampenlicht – beide waren Spioninnen im Ersten Weltkrieg. Elsbeth Schragmüller zog als Chefin des Nachrichtendienstes gegen Frankreich vom Büro aus die Fäden. Die Tänzerin Mata Hari nutzte Kontakte zu einflussreichen Männern, die sie aus noblen Nachtclubs kannte. Im Zweiten Weltkrieg hatte sich die Militärtechnologie rasant weiterentwickelt – dafür steht die „Enigma“, die erste Verschlüsselungsmaschine der Welt. Als Brosche oder Feuerzeug getarnte Minikameras zeigen, wie sich Agenten geheimes Wissen beschaffen.

Von James Bond, laut fiktiver Biographie in Wattenscheid geboren, sind Raumanzug und das Gebiss seines Gegenspielers aus dem Film Moonraker zu sehen.

Spionage-Abteilung mit dem Kleid von Mata Hari.

Wissen freigeben. Ja? Nein? Was weiß denn ich!

Kirchenbücher gehören zu den ältesten Datensammlungen Europas; sie gehen ins 17. Jahrhundert zurück erfassten erstmals die gesamte Bevölkerung. Heute hat das Sammeln, Speichern und die Nutzung privater Daten ganz neue Dimensionen angenommen. Sie sind das neue „Gold“ der Gesellschaft. Wirtschaftsriesen wie Amazon, Google und Facebook wissen den Rohstoff erfolgreich zu nutzen. Macht uns die Digitalisierung zum gläsernen Menschen? Oder bietet sie ganz neue Chancen? Die Ambivalenz zwischen Freiheit und Sicherheit, Privatsphäre und Öffentlichkeit ist Thema der abschließenden Ausstellungsabteilung.