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Die Auswanderung nach Australien
 
Die Auswanderung nach Australien, 1. Seite
„Die Auswanderung nach Australien“,
in: Illustrirte Zeitung vom 24.4.1847, S. 263
Quellennachweis
Auszüge aus einem Artikel der Illustrirten Zeitung vom 24.4.1847:


„Es liegt, namentlich für den Deutschen, etwas außerordentlich Trauriges in dem Gedanken, das Vaterland zu verlassen – vielleicht für immer; die Bande der Verwandtschaft und der Heimat fesseln das Herz, und die Entfernung dient nur dazu, dieselben um so stärker zu machen; denn mag ein Deutscher sich befinden, wo er will, er blickt überall mit glühender Liebe und heißer Sehnsucht nach seinem Geburtslande zurück, und das Heimweh wächst mit der Zeit, während sie andere Wunden allmälig heilt. Doch trotz allen diesen Gefühlen liegt in der Auswanderung nicht so viel Schmerzliches, als es beim ersten Anblick scheinen möchte; sie eröffnet dem Fleiße und der Arbeitsamkeit einen lohnenden Wirkungskreis, und der Gedanke, daß die Auswanderer einer sorgenfreieren Zukunft entgegengehen, die Wahrscheinlichkeit, daß sie für sich und ihre Kinder eine vermögliche unabhängige Stellung gewinnen werden, hat so viel Tröstliches, daß die Hoffnung die schmerzlichen Empfindungen verdrängt und wir mit einer gewissen Beruhigung den Scheidenden nachblicken. Und unglücklicher Weise gibt es in Deutschland so viel Mangel und Elend, daß jeder Weg, welcher dazu beitragen kann, diese Zustände zu verbessern, mit Freude begrüßt werden muß, und wenn die Reise lang ist und die unbeständigen Elemente manche Unannehmlichkeit und Gefahr bereiten, so vergessen diese sich doch leicht, wenn sie einmal überwunden sind, und in dem neuen Vaterlande winkt bei Gesundheit, Kraft und Arbeitsluft ein reichlicher Lohn für die erlittenen Sorgen und Entbehrungen.
Ein Zielpunkt der Auswanderung, welcher in Folge seiner großen Entfernung von Deutschland bisher nur ausnahmsweise gesucht wurde, wiewol er unter den gegenwärtigen Verhältnissen für die arbeitenden Klassen offenbar die lohnendsten Aussichten bietet und darin selbst die Vereinigten Staaten übertrifft, ist Australien, daß, aus dem Festlande Neu-Holland mit den britischen Colonien Neu-Südwales, Port Philipp, Süd-Australien, West-Australien und Nord-Australien nebst den Inseln Vandiemensland, Neu-Seeland, Neu-Guiana, Neu-Britannien, Neu-Georgien, den Neu-Hebriden und Neu-Caledonien bestehend, früher von den Engländern nur zu Strafcolonien benutzt wurde, während es gegenwärtig gerade von England aus von freien Einwanderern vorzugsweise gesucht wird, wogegen einem neuen Gesetzvorschlage zufolge die Strafcolonien ganz aufhören sollen.

[...]

Die blühendste der englisch-australischen Ansiedlungen ist Süd-Australien, die, 1836 gegründet, 1838 erst gegen 3000 und 1841 schon 21,000 Einwohner zählte. Die Colonie, nur von freien Ansiedlern bewohnt, hat einen eigenen Gouverneur, der seinen Sitz in der Hauptstadt Adelaide – s.Nr. 130 – hat. In deren Nähe liegen zwei von deutschen Einwanderern aus Schlesien erbauete Dörfer, Hahnsdorf und Klemzig, und die günstigen Berichte, welche durch ihren Führer, den Pastor Kawel, nach Deutschland gelangten, haben bereits Tausende anderer Deutschen, namentlich Westfalen, zur Nachfolge veranlaßt. Die ersten Nachrichten kamen nach Westfalen im Sommer 1845, und erregten namentlich bei einem Landwirth, Johann Friedrich Borgelt zu Melle, ein so großes Interesse, daß er den Entschluß faßte, mit den Seinigen nach Australien auszuwandern. Er war ein sehr rechtschaffener Mann, voll Eifer für Recht und Glauben, dabei aber entschieden der Richtung, welche man mit dem Worte Pietismus bezeichnet. Mit einer seltenen Kraft der Rede begabt, überzeugte er bald verschiedene Umwohner von den Glückseligkeiten des neuen Landes, und im Herbst 1845 schiffte er sich mit 236 Passagieren von Bremen nach Australien ein. In einer ihrer letzten Nummern theilt die Allg. Ausw.-Ztg. seinen ersten Brief mit, den wir hier um so eher auszugsweise mitzutheilen uns veranlaßt finden, da für die strenge Wahrheitsliebe und die Zuverlässigkeit dieses Mannes eingestanden wird. Der Brief ist datirt Ehewelle den 25 Juni 1846, und es heißt darin unter Anderm: ‚Dieses Land ist vom Himmel reichlich bedacht; der Grund und Boden ist gut, und es wachsen hier alle Arten von Getreide und Gemüse, vorzüglich aber Weizen und Gerste; auch die verschiedensten Gewächse der feinsten Gattung sieht man hier. Der Viehstand ist hier ebenfalls gut und macht wenig Sorge, indem es für denselben eine reichliche Weide gibt. Durch die Schifffahrt, welche diesem Lande von dem größten Nutzen ist, hat bei guten Preisen jedes Erzeugnis seinen schönen Absatz. Die Bergwerke geben eine vortreffliche Ausbeute, beschäftigen [S. 264] sehr viele Menschen bei hohem Taglohne, und liefern eine bedeutende Ausfuhr. Der Hafen befindet sich zwei Stunden von Adelaide; die Stadt selbst ist in einem blühenden Zustande und wächst derartig sichtbarlich heran, daß sie einstens in die Reihe der großen Handelsstädte gewiß treten wird, indem ihre Ausfuhr stets im Wachsen ist und viel Geld von außen hereinkommt. Sobald aber sich hier erst Fabriken aufthun, wird sich Alles noch sehr verbessern. Wer hier den Ackerbau treiben will, findet Gelegenheit genug zum Ankaufe und zur Pachtung von Grund und Boden. [...]‘“
 
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