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Mitteilung vom 03.02.17

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"Die Reformation hatte in Westfalen beachtliche Wirkung"

LWL veröffentlicht Buch über religiösen Umwälzungen

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Münster (lwl). Den 500. Jahrestag des Thesenanschlags Martin Luthers nimmt der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) zum Anlass, die regionalen und lokalen Charakteristika der Reformation in Westfalen und Lippe zu beleuchten. Welchen Stellenwert nahm die Region innerhalb des Reformationsprozesses ein? Weist sie als Gebiet mit drei Konfessionen Besonderheiten auf? Antworten gibt der jetzt veröffentlichte Themenschwerpunkt im Band 66 der Westfälischen Forschungen, der Zeitschrift des LWL-Instituts für westfälische Regionalgeschichte.

"In der Geschichtsschreibung über die Reformation wurde häufig der Eindruck vermittelt, Westfalen sei überwiegend ein 'Nebenland' der Reformation gewesen. Dabei gab es auch in Westfalen zahlreiche Versuche, die alte kirchlich-politische Ordnung aufzubrechen und einer mehrkonfessionellen Gesellschaft Entwicklungschancen zu eröffnen", sagt Dr. Thomas Küster, Herausgeber des Themenschwerpunktes und Historiker am LWL-Institut für westfälische Regionalgeschichte. Westfalen mit seinen vier Diözesen, einigen kleineren geistlichen Herrschaften und Klöstern, Teilgebieten Jülich-Kleve-Bergs, kleinen Reichsgrafschaften und teilweise autonom agierenden Städten bot von seinen Voraussetzungen her den Nährboden für ein breites reformatorisches Konfliktfeld. "Deshalb konnte die Reformation auch hier vor Ort eine beachtliche Wirkung entfalten. Deren konkrete Durchsetzung war jedoch immer eine Frage der territorialen und politischen Verhältnisse", hebt Küster hervor.

Eine der heftigsten politischen Konfrontationen fand beispielsweise in Münster statt: Die Stadt wurde zum Sammlungsort einer Täuferbewegung, die das bestehende kirchliche System radikal ablehnte. Ausgelöst wurde die Täuferherrschaft im Wesentlichen, weil die Münsteraner die städtische Autonomie im Vorfeld gefährdet sahen und während der Belagerung durch die bischöflichen Truppen und Verbündete. Überhaupt bot die Stadtre-formation in Westfalen zahlreiche Varianten der Tolerierung und Eigenständigkeit, zum Teil auch mehrfache Wechsel der Konfession.

Die Autoren der acht Beiträge zeigen am Beispiel der Grafschaft Mark, der Städte Dortmund, Bielefeld und Münster sowie der besonderen Situation in Lippe, dass sich der Protestantismus in Westfalen erst in einem langen Übergangszeitraum und in spezifischen Mischformen aus den katholischen Gemeinden heraus bilden konnte und vor dem 17. Jahrhundert nicht in der Lage war, sich übergemeindlich zu organisieren.

Weitere Themen
Weitere Aufsätze in den Westfälischen Forschungen behandeln die biographischen Hintergründe im 19. und 20. Jahrhundert, die Sozial- und Gesundheitspolitik der Landschaftsverbände nach 1945 im überregionalen Vergleich, die Nutzung von Markwald als Bestandteil der vorindustriellen Landwirtschaft, die Armenhausstiftungen des münsterländischen Adels in der Neuzeit sowie die Handlungsspielräume von Lehrkräften an einem Gymnasium in Münster zwischen 1933 und 1945.

Westfälische Forschungen 66
Themenschwerpunkt: Reformation in Westfalen und Lippe
Aschendorff Verlag, Münster 2016, 634 Seiten, gebunden
ISBN 978-3-402-15399-4, Preis: 69,60 Euro



Pressekontakt:
Markus Fischer, LWL-Pressestelle, Telefon: 0251 591-235 und Kathrin Nolte, LWL-Institut für westfälische Regionalgeschichte, Tel. 0251 591-5706 (Mo, Di, Mi)
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Der LWL im Überblick:
Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) arbeitet als Kommunalverband mit 20.000 Beschäftigten für die 8,3 Millionen Menschen in der Region. Der LWL betreibt 35 Förderschulen, 21 Krankenhäuser, 18 Museen sowie zwei Besucherzentren und ist einer der größten deutschen Hilfezahler für Menschen mit Behinderung. Er erfüllt damit Aufgaben im sozialen Bereich, in der Behinderten- und Jugendhilfe, in der Psychiatrie und in der Kultur, die sinnvollerweise westfalenweit wahrgenommen werden. Ebenso engagiert er sich für eine inklusive Gesellschaft in allen Lebensbereichen. Die neun kreisfreien Städte und 18 Kreise in Westfalen-Lippe sind die Mitglieder des LWL. Sie tragen und finanzieren den Landschaftsverband, dessen Aufgaben ein Parlament mit 125 Mitgliedern aus den westfälischen Kommunen gestaltet.


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Kommentar(e)

Kathrin Nolte30.03.2017 14:05
Sehr geehrter Herr Arnold, das Siegerland wurde im 16. Jahrhundert noch nicht zu Westfalen gerechnet. Des Weiteren hat der Themenschwerpunkt nicht den Anspruch, Westfalen (im heutigen Sinne) vollständig abzudecken. Mit besten Grüßen Kathrin Nolte Mitarbeiterin für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, LWL-Institut für westfälische Regionalgeschichte
ARNOLD paul gerhardt30.03.2017 11:57
Mit Erstaunen stelle ich fest, dass in der ganzen Darstellung der Reformation in Westfalen Lippe der südliche Teil Westfalens, also das Siegerland, anscheinend nicht zu Westfalen gehört und so- mit nicht berücksichtigt wird. Es gab im Sieger- land eine eigene Reformationsgeschichte, die es durchaus wert ist dargestellt zu werden.


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