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Mitteilung vom 28.10.15

Presse-Infos | Kultur

Mehr als nur Werbung und Spardose

LWL-Volkskundler untersucht den Weltspartag und das Bausparen ¿ Interviewpartner gesucht

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Westfalen (lwl). ¿Am 30. Oktober wird in Deutschland der alljährliche Weltspartag von zahlreichen Sparkassen und Banken begangen. Sie werben an dem Tag mit bunten Schildern, Spielen und sonstigen Aktionen insbesondere bei Kindern und Jugendlichen für Vermögensbildung durch Sparen¿, sagt Jakob Smigla-Zywocki von der Volkskundlichen Kommission beim Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL), der sich intensiv mit der Geschichte des Sparens beschäftigt hat. Er sucht für ein Projekt zum Thema Bausparen Interviewpartner, die Wohneigentum kaufen wollen oder schon gekauft haben und dazu einen Bausparvertrag abgeschlossen haben.

Die jungen Sparfüchse bringen am Weltspartag ihr Erspartes auf die Bank und freuen sich auf Spielsachen oder bunte Spardosen als Belohnung. Bei der Erziehung zum Umgang mit Geld nimmt der Weltspartag eine wichtige Rolle sowohl für die Banken als auch für viele Eltern ein.
Eingeführt wurde der Weltspartag 1924 in Mailand. Ende Oktober des Jahres kamen zahl-reiche Finanzfachmänner zum ersten Internationalen Sparkassenkongress zusammen. Mehrere Tage lang diskutierten die Teilnehmer, wie das Sparen zur Vermögensbildung bei der Bevölkerung populär gemacht werden könne. Sie entschieden sich das Sparen an einem Tag im Jahr zu bewerben, so entstand der ¿Weltspartag¿. Ganz neu war die Idee jedoch nicht, da es beispielsweise in Spanien bereits bekannte nationale Modelle gab. ¿Gerade in Deutschland war Sparen zu dem Zeitpunkt nicht besonders beliebt, da die Inflation 1923 einen traurigen Höhepunkt erreicht und zahlreiche Menschen ihr bescheidenes Vermögen gekostet hatte¿, so Smigla-Zywocki. Das Vertrauen in Banken und Sparkassen musste somit erst wieder hergestellt werden.

Das Jahr 1924 war jedoch nicht nur im Bezug auf den Weltspartag bedeutend. Im selben Jahr fasste auch eine andere Spar-Idee im kontinentalen Europa Fuß, denn 1924 wurde im Württembergischen Ort Wüstenrot im zweiten Anlauf (1921 hatte es bereits einen Versuch gegeben, der durch die Hyperinflation aufgeschoben werden musste) durch Georg Kropp die erste deutsche Bausparkasse gegründet. 1924 war die Wohnungsnot besonders groß, Zinssätze von 16 Prozent machten es kaum möglich, Wohneigentum zu erwerben. Kropp glaubte, dass auch einkommensschwächere Familien schneller zum eigenen Haus mit Garten kommen könnten, wenn sie sich in einer Genossenschaft zusammenschlössen und gemeinsam in einen Topf einsparten. Vereinfacht funktionierte die Idee so: ¿Wenn jeder Bausparende zum Beispiel ein Zehntel der Hauskosten pro Jahr anspart, dann könnten bei zehn Bausparenden das erste Haus bereits im ersten Jahr gebaut werden¿, erklärt der Volkskundler Smigla-Zywocki.

Bausparkassen schossen rasch wie Pilze aus dem Boden. Auch in Westfalen fand die Idee schnell Verbreitung. Am 1. September 1929 gründete sich mit der Westfälischen Landes-Bausparkasse, der Vorläuferin der LBS, die erste westfälische öffentliche Bausparkasse. Sie warb damit, dass sie im Gegensatz zu den privaten Bausparkassen als Abteilung der Landesbank der Provinz Westfalen für die Sicherheit der Spareinlagen garantieren könne. ¿Eine besonders kurze Wartezeit von nur drei Monaten bei der Gewährung eines Bauspar-Darlehens, während die Wartezeiten bei der privaten Konkurrenz zu dem Zeitpunkt zwischen vier und zehn Jahren lag, sollte zahlreiche Häuslebauer zum Abschluss eines Bausparvertrages bei der Westfälischen Landes-Bausparkasse bewegen¿, so Smigla-Zywocki weiter.

Interviewpartner gesucht
Seit den 1920er Jahren ist die Popularität des Bausparens stetig gestiegen und bis heute ungebrochen. Statistisch hat fast jeder zweite deutsche Haushalt mindestens einen Bausparvertrag. Die Volkskundliche Kommission für Westfalen untersucht die Bauspargeschichte und die dazu gehörigen Bausparer-Geschichten. ¿Wir möchten herausfinden, welche Bedeutung die Bausparkassen für die Verwirklichung der Wohnwünsche von Bausparenden haben¿, so der Volkskundler Jakob Smigla-Zywocki. Wer Wohneigentum erwerben möchte oder schon gekauft hat und dazu einen Bausparvertrag abgeschlossen hat, kann sich melden unter: Volkskundliche Kommission für Westfalen (LWL), Jakob Smigla-Zywocki, 0251 83-24406, Jakob.smigla-zywocki@lwl.org, http://www.lwl.org/LWL/Kultur/VOKO/ oder http://www.hausfragen.net/.



Pressekontakt:
Markus Fischer, LWL-Pressestelle, Telefon: 0251 591-235
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