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Aufbau West: Neubeginn zwischen Vertreibung und Wirtschaftswunder

Ausweisung der deutschen Bevölkerung aus dem Sudetenland.
Ausweisung der deutschen Bevölkerung aus dem Sudetenland. Foto: Sudetendeutsches Archiv, München
Über 15 Millionen Deutsche verloren nach dem Zweiten Weltkrieg ihre Heimat in den bis dahin deutschen Ostgebieten sowie ihren Siedlungsgebieten in Mittel- und Südosteuropa. Die ersten flüchteten in den letzten Kriegsmonaten vor der heranrückenden Sowjetischen Armee, die meisten wurden in den Jahren 1945 und 1946 vertrieben. Schätzungsweise zwei Millionen Deutsche kamen bei Flucht und Vertreibung ums Leben. Die Geschichte der deutschen Vertriebenen ist seit dem Bosnien-Krieg Anfang der 1990er Jahre wieder verstärkt ins Blickfeld der Öffentlichkeit geraten. Dabei wurden erstmals auch Vorgeschichte, Hintergründe und Kontext von Flucht und Vertreibung intensiver diskutiert.

Ankunft im Durchgangslager Friedland.
Ankunft im Durchgangslager Friedland. Foto: Innere Mission, Grenzdurchgangslager Friedland
1950 lebten knapp acht Millionen Vertriebene in der Bundesrepublik und über vier Millionen in der DDR, für 1966 wird ihre Zahl auf 10,5 bzw. 3,5 Millionen geschätzt. Ihre Unterbringung und Versorgung in einem kriegszerstörten Land stellte eine gewaltige Herausforderung dar. Ihre Integration gilt als eine der Erfolgsgeschichten Nachkriegsdeutschlands. Wesentlich dazu beigetragen hat, dass im wirtschaftlichen Wiederaufbau auch Arbeitskraft und Know-how der Heimatvertriebenen gefragt waren und dass diese bereit waren, ihrer Zwangs-Migration bei Kriegsende eine Erwerbs-Migration aus den Flüchtlingsaufnahmeländern in die Industrieregionen folgen zu lassen. Millionen ließen sich nach 1948 erneut umsiedeln, insbesondere nach Nordrhein-Westfalen. Dort ersetzten sie als Arbeitnehmer fehlende Arbeitskräfte und siedelten als Unternehmer neue Industriezweige an. Wie die Menschen Flucht und Vertreibung, Ankunft und Neuanfang im Westen erlebten, halten zahlreiche erinnerte Lebensgeschichten anschaulich fest.

Bau der Barkhofsiedlung in Nordwalde.
Bau der Barkhofsiedlung in Nordwalde. Foto Privatbesitz
Rund 60 Jahre nach Kriegsende wird in den öffentlichen Debatten erstmals umfassend und grenzüberschreitend um eine angemessene Erinnerung an Flucht und Vertreibung, deren Vorgeschichte und Folgen gerungen.

Der Geschichte des Neubeginns zwischen Vertreibung und Wirtschaftswunder in Nordrhein-Westfalen widmete sich die Ausstellung „Aufbau West“ des LWL-Industriemuseums, Landesmuseum für Industriekultur 2005/06. Forschungsergebnisse und Materialien dieses Projekts bilden die Grundlage des Internet-Portals „Vertreibung und Wirtschaftswunder“. Ergänzt durch eine umfangreiche, kommentierte Linkliste bietet das Portal einen vielseitigen Einstieg in die Geschichte der deutschen Flüchtlinge und Vertriebenen.

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