Havixbeck |
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Geschichte | Die Familie von Twickel (Twicklo) stammte ursprünglich aus der Gegend um Vreden. Im Jahre 1346 hatte Hermann in der Twente den Hof Eisings (bei Delden) erworben und dorthin den Familiensitz (Kasteel Twickel) verlegt; bis zum Beginn des 16. Jhs. bekleideten sie das Amt der Twenter Drosten. Über eine Heiratsverbindung der ältesten (Erb-)Tochter Jutta kam Haus Twickel 1547 an Goswin von Raesfeld, dem es später gelang, ein münstersches Drostenamt zu erwerben. Ihr Bruder Johan (gest. 1569) war, so die Familienchronik, unabsichtlich übergangen worden, weil er vielleicht aus wirtschaftlichen Gründen "in frömbden Länderen verreiset und viele Jahren ohne das einige Zeitung von Ihm gehört worden, abwesendt gewesen, und dahero geglaubet worden, daß selbiger verstorben wäre“. Als Ausgleich erhielt er verschiedene Nebenbesitzungen und ließ sich auf dem von ihm 1508 erworbenen Borgbeuningen nieder. Obgleich es vielfältige Heiratsbeziehungen v. a. mit Familien im Westmünsterland gab, und nachgeborene Söhne im 15. Jh. in verschiedenen westfälischen Domstiften nachweisbar sind, wurde erst im 17. Jh. ein katholischer Nebenzweig der Familie wieder im Fürstbistum Münster sesshaft. Johann von Twickel zu Borgbeuningen, Soldat in spanisch-niederländischen Diensten und Kommandant der Leibgarde des spanischen Königs Philipp II., hatte in Spanien die Bekanntschaft des Domherren Rudolf von Bevern zu Havixbeck gemacht und hierüber Ermgard, eines der elf Kinder der Witwe Johanns von Bevern (gest. um 1580) und Erbtochter des Hauses Havixbeck, kennengelernt und 1601 geheiratet. Das Haupthaus Havixbeck - der Besitz ist vermutlich aus der Zusammenlegung von drei Höfen entstanden - war um 1450 durch die Heirat der Erbtochter Christela mit Swer von Bevern (gest. 1487) von der Familie von Schonebeck an von Bevern und 1601 durch die Erbtochter Ermgard von Bevern an von Twickel; seit dieser Zeit befindet es sich in Familieneigentum. Wohl aufgrund der schon vor der Übersiedlung engen Beziehungen zum Stift gelang es der Familie von Twickel relativ schnell, Aufnahme in die stiftsfähigen Heiratskreise des Münsterlandes zu finden. Neben den typischen Stiftspräbenden mit z. T. hohen Würden (Äbtissin, Dechant, Propst) und dem Verwaltungsdienst - seit 1635 bekleidete der jeweilige Stammherr das Drostenamt des vereinigten Amts Rheine-Bevergern, in den 1680er Jahren kam eine münstersche Geheime Ratsstelle hinzu - bildeten Offiziersstellen im kaiserlichen oder fürstbischöflichen Heer bis in die 1680er Jahre hinein die dritte Säule der Familieneinkünfte. Insbesondere die zahlreichen, im geistlichen Stand lebenden Familienmitglieder konnten sich einen erheblichen Einfluss auf die Landesgeschäfte, insbesondere im Fürstbistum Hildesheim, sichern. Daneben betrieb die seit dem 19.07.1708 reichsfreiherrliche Familie von Twickel im 17./18. Jh. eine umfangreiche Erwerbungspolitik: z. B. 1583 Venhaus (durch Heirat an von Twickel zu Borgbeuningen, Overijssel, nach seinem Tod 1729 an die Havixbecker Linie), 1660 Rorup (an von Twickel zu Borgbeuningen, 1677 an Havixbeck, wie auch Borgbeuningen selbst), 1699 Konerding, 1701 Stovern, Anfang 18. Jh. Devesborg, 1718 Lüttinghof, Rath, im 18. Jh. Rauschenburg bei Olfen. Am 29.09.1783 wurden diese Gutskomplexe in einem Fideikommiss zusammengeschlossen. Das Gesamtarchiv des Freiherrn von Twickel ist 1923/1924 vom damaligen Archivar der Vereinigten Westfälischen Adelsarchive Pottmeyer in 17 Bestände aufgegliedert worden. Pottmeyers Arbeiten gediehen nicht bis zur Erstellung von Repertorien, ja nicht einmal bis zur völligen Aufteilung des früher unvermischten Gesamtbestandes. Nur einzelne Bestände sind bisher durch Findbücher teilweise oder ganz erschlossen, dazu zählen in Teilen das sog. Familienarchiv sowie die Bestände Haus Lüttinghof, Drostenamt Rheine-Bevergern und Ksp. Havixbeck. |
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Benutzungsort |
LWL-Archivamt für Westfalen |
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Eigentümer/in | Freiherr von Twickel | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Bestände |
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Weitere Ressourcen |
Ressourcen zu Gelsenkirchen, zu Havixbeck, zu Olfen und zum Adel im Internet-Portal "Westfälische Geschichte" Haus Twickel in Havixbeck | Google Maps Gemeinde Havixbeck Haus Lüttinghoff in Gelsenkirchen, Stadtteil Hassel | Google Maps Stadt Gelsenkirchen Haus Rauschenburg | Google Maps Informationen in GenWiki zur Rauschenburg Stadt Olfen |
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Literatur |
Frese, Werner Genealogische Quellen in Privat- und Kommunalarchiven des Münsterlandes. In: F. C. Berkenvelder u. a. (Hg.), Familienforschung im deutschen Grenzraum zu den Niederlanden. Jubiläumsband der "Werkgroep Genealogisch Onderzoek Duitsland 1967-1992", Hilversum 1992, S. 61-95. Glasmeier, Heinrich Das Freiherrlich von Twickel'sche Archiv in Havixbeck. Archivfahrten kreuz und quer durch Westfalen. In: Westfälisches Adelsblatt 1, 1924, S. 73-79. Twickel, Max von Nachlässe in westfälischen Privatarchiven. In: Archivpflege in Westfalen und Lippe 4, August 1973, S. 9f. Twickel, Max von Nachlässe in westfälischen Privatarchiven. In: Archivpflege in Westfalen und Lippe 5, März 1974, S. 9f. Anczykowski, Maria Haus Lüttinghof. Geschichte einer Wasserburg in Gelsenkirchen. Münster 1992. Bartel, Heinz-Jürgen Zur Bauplanung - Haus Lüttinghof. In: Aus westfälischen Museen 4, 1988, 2, S. 42-47. Breuer, Wilhelm Notizen zur Baugeschichte des Hauses Lüttinghof in Gelsenkirchen-Buer. 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Unterwegs zu 100 Burgen, Schlössern und Herrensitzen in der Ruhrregion, Essen 2010, S. 40-43. Gevers, A. J. / Mensema, A. J. De Havezaten in Twente en hun Bewoners. Zwolle 1995. [S. 134-141 (Hengelo), S. 152-167 (Twickel), S. 387-395 (Borgbeuningen), S. 422-432 (Beugelskamp)] Gritzner, M. F. Chronologische Matrikel der Brandenburgisch-Preußischen Standeserhöhungen und Gnadenakte von 1600-1873. Berlin 1874. [S. 108] Hersche, Peter Die deutschen Domkapitel im 17. und 18. Jahrhundert. 3 Bde. Ursellen 1984. [Bd. 1, S. 283 / Bd. 2, S. 165] Holtstiege, Reinhold Havixbeck und seine Vergangenheit. Dülmen 1991. [S. 81] Kluge, Dorothea / Hansmann, Wilfried (Bearb.) Westfalen. Georg Dehio, Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler, Bd. 2. München 1986. [S. 205] Kneppe, Cornelia Burg Lüttinghof. In: Ministerium für Bauen und Verkehr des Landes Nordrhein-Westfalen / Landschaftsverband Westfalen-Lippe (Hg.), Burgen Aufruhr. Unterwegs zu 100 Burgen, Schlössern und Herrensitzen in der Ruhrregion, Essen 2010, S. 214-217. Ledebur, Leopold von Adelslexicon der Preussischen Monarchie. 3 Bde. Berlin [1855]. [Bd. 3, S. 39] Leyer, Michaela Die Portalanlage als architektonisches Bauglied westfälischer Schlösser, Herrensitze und Adelshöfe von 1660 bis 1770. Münster 1993. [S. 223] Lindemann, Werner / Spürk, Gustav Adolf Das Adelshaus Hamm und seine Überlieferung. In: Beiträge zur Stadtgeschichte (Gelsenkirchen-Buer) 24, 2004, S. 155-236. Ludorff, A. (Bearb.) Kreis Münster-Land. Bau- und Kunstdenkmäler von Westfalen, Bd. 5. Münster 1897. [S. 78] Matzner, Florian / Schulze, Ulrich Johann Conrad Schlaun 1695-1773. Das Gesamtwerk. 2 Bde. Hg. v. Klaus Bußmann. Stuttgart 1995. [S. 240-243] Mummenhoff, Karl E. Die Profanbaukunst im Oberstift Münster von 1450 bis 1650. Westfalen, Sonderheft 15. Münster 1961. [S. 183-185, 245] Obladen-Kauder, Julia Archäologische Untersuchungen auf der Anlage von Haus Lüttinghof. 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Systematik |
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Datum Aufnahme | 2010-08-18 | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Datum Änderung | 2011-11-04 | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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