Mitteilung vom 06.10.21
Presse-Infos | Kultur
Die "brutale Realität" in der Anstaltspsychiatrie sichtbar machen
Ausstellung des LWL und der Universität Münster zeigt psychiatriekritische Fotos aus den 1968er-Jahren
Münster (lwl). Vergitterte Fenster, Bettensäle, heruntergekommene Toiletten: Die deutsche Anstaltspsychiatrie war bis in die 1970er-Jahre von zahlreichen Missständen geprägt. Mit der Ausstellung "Die 'brutale Realität' sichtbar machen. Psychiatriekritische Fotografien aus den '68er'-Jahren" thematisiert der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) in Kooperation mit der Westfälischen Wilhelms-Universität (WWU) Münster die unmenschlichen Lebensverhältnisse in den damaligen Anstalten. Zu sehen sind die Fotos von Dienstag (12.10.) bis Donnerstag (21.10.) in der Bürgerhalle des LWL Landeshauses in Münster.
"Erst durch die 1971 gestartete westdeutsche Psychiatrie-Enquete-Kommission kam ein Diskurs über Sofortmaßnahmen zur Humanisierung der Krankensituation in Gang. Kommissionsmitglied Eberhard Kluge, der damalige Leiter des Westfälischen Landeskrankenhauses Warstein - heute: LWL-Klinik -, prägte diese Diskussion maßgeblich mit", erläutert Prof. Dr. Franz-Werner Kersting, bis Ende 2020 Historiker im LWL-Institut für westfälische Regionalgeschichte. "1970/71 nahm der Pfleger und Amateurfotograf Karl Klucken in der Warsteiner Psychiatrie 122 Schwarz-Weiß-Bilder auf, die die 'brutale Realität' der damaligen 'Fürsorge' zeigen." Zusammen mit Nicola Willenberg, ehemalige Mitarbeiterin der Arbeitsstelle Forschungstransfer (AFO) der WWU, und fünf Studierenden entwickelte Kersting aus diesem Material die Ausstellung im digitalen Sommersemester. Ausgewählte zeitgenössische Filme ergänzen die Präsentation.
"Die Dokumentation der Zustände ist eine Form der zeitgenössischen Psychiatriekritik, die nicht primär von außen kam, sondern von innen, aus der 'totalen Institution' selbst. Das Foto-Setting veranschaulicht, wie und warum sich bestimmte Motive in das Bildgedächtnis der Psychiatrie eingeschrieben haben", betont Willenberg. Die Fotos und Filme sollen nun auch in Münster eine breite Öffentlichkeit zum Nachdenken anregen. Bereits im September 2020 schauten sich mehr als 200 Besucher:innen die Ausstellung auf dem Gelände der LWL-Klinik Lengerich an.
Ausstellungseröffnung und Öffnungszeiten
LWL-Direktor Matthias Löb und WWU-Student Dennis Poschmann eröffnen die Ausstellung in der Bürgerhalle des LWL-Landeshauses am Dienstag (12.10.) um 11 Uhr mit ihren Grußworten.
Die Ausstellung befindet sich in der Bürgerhalle des LWL-Landeshauses, Freiherr vom-Stein-Platz 1, 48147 Münster.
Interessierte können die Ausstellung an Werktagen bis Donnerstag (21.10.) zwischen 15 und 18 Uhr besuchen. Es gelten die "3-G"-Regel und Maskenpflicht.
+++ Achtung Redaktionen +++
Gerne können Sie über die Ausstellungseröffnung am Dienstag (12.10.) um 11 Uhr berichten. Melden Sie sich bitte vorab unter regionalgeschichte@lwl.org an, wenn Sie teilnehmen möchten, und vergessen Sie Ihren Mund-Nasen-Schutz nicht. Es gilt die "3-G-Regel".
Pressekontakt:
Kathrin Nolte, LWL-Institut für westfälische Regionalgeschichte, Tel. 0251 591-5706 (Mo, Mi, Do) und Thorsten Fechtner, LWL-Pressestelle, Telefon: 0251 591-235
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Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) arbeitet als Kommunalverband mit 20.000 Beschäftigten für die 8,3 Millionen Menschen in der Region. Der LWL betreibt 35 Förderschulen, 21 Krankenhäuser, 18 Museen sowie zwei Besucherzentren und ist einer der größten deutschen Hilfezahler für Menschen mit Behinderung. Er erfüllt damit Aufgaben im sozialen Bereich, in der Behinderten- und Jugendhilfe, in der Psychiatrie und in der Kultur, die sinnvollerweise westfalenweit wahrgenommen werden. Ebenso engagiert er sich für eine inklusive Gesellschaft in allen Lebensbereichen. Die neun kreisfreien Städte und 18 Kreise in Westfalen-Lippe sind die Mitglieder des LWL. Sie tragen und finanzieren den Landschaftsverband, dessen Aufgaben ein Parlament mit 125 Mitgliedern aus den westfälischen Kommunen gestaltet.
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