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Mitteilung vom 15.02.12

Presse-Infos | Kultur

¿Fragwürdige Ehrungen!?¿

LWL gibt Buch zu Straßennamen als Instrument von Geschichtspolitik und Erinnerungskultur heraus

Bewertung:

Münster (lwl). Nahezu täglich findet zurzeit in der lokalen Öffentlichkeit die Auseinandersetzung um die Umbenennung von Straßennamen statt. In mehreren westfälischen Städten und Gemeinden stehen inzwischen auch politische Entscheidungen zur Umbenennung von Straßen oder Plätzen an. Zu diesem intensiv diskutierten erinnerungs-politischen Thema hat der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) gemeinsam mit dem Westfälischen Heimatbund und der Literaturkommission für Westfalen im vergangenen Sommer die Tagung ¿Fragwürdige Ehrungen¿ veranstaltet. Jetzt haben die Veranstalter ein Buch herausgebracht, das die Hintergründe solcher Straßenbenennungen historisch einordnet.

¿Straßennamen dienen Bewohnern und Besuchern eines Ortes vor allem zur Orientierung¿, so Dr. Matthias Frese, der den Band für das LWL-Institut für westfälische Regionalgeschichte herausgegeben hat. ¿Darüber hinaus sollen sie die Erinnerung wach halten, das Gedenken fördern sowie der Ehrenbezeugung dienen. Straßenumbenennungen greifen also in die Erinnerungskultur ein, indem sie einzelne Personen, Ereignisse oder Orte aus dem offiziellen Gedächtnis einer Stadt streichen.¿

Die Beiträge des Sammelbandes behandeln die Benennungspraxis von Straßen in Westfalen und Lippe seit dem 19. Jahrhundert. Insbesondere untersuchen sie auf breiter Quellengrundlage, wie die einzelnen westfälischen Städten und Gemeinden während der NS-Zeit und nach 1945 mit ihren Straßennamen umgingen. Außerdem stellt das Buch einzelne Namensgeber vor, deren Leben und Wirken heute besonders kontrovers beurteilt werden. Im Mittelpunkt stehen der Heimatdichter und führende Vertreter des Westfälischen Heimatbundes Karl Wagenfeld, die Schriftstellerin Agnes Miegel, der NS-Funktionär und Literat Friedrich Castelle sowie der Reichspräsident Paul von Hindenburg.

Der Band liefert aber nicht nur umfassende Informationen zum Werk und zur Biographie dieser Namensgeber, sondern verweist auch auf frühere Debatten zum Thema ¿Straßenumbenennungen¿. Herausgeber Matthias Frese: ¿Die LWL-Veröffentlichung will die historischen Dimensionen dieses Themas ausleuchten und dazu beitragen, die oftmals emotional geführten Debatten in den Kommunen zu versachlichen.¿

Matthias Frese (Hg.)
Fragwürdige Ehrungen!?

Straßennamen als Instrument von Geschichtspolitik und Erinnerungskultur
Münster: Ardey-Verlag, 268 Seiten, zahlreiche Abbildungen
19,90 Euro, ISBN 978-3-87023-363-1

Das Buch ist im Buchhandel erhältlich.



Pressekontakt:
Markus Fischer, LWL-Pressestelle, Telefon: 0251 591-235
presse@lwl.org



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48147 Münster
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Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) arbeitet als Kommunalverband mit 20.000 Beschäftigten für die 8,3 Millionen Menschen in der Region. Der LWL betreibt 35 Förderschulen, 21 Krankenhäuser, 18 Museen sowie zwei Besucherzentren und ist einer der größten deutschen Hilfezahler für Menschen mit Behinderung. Er erfüllt damit Aufgaben im sozialen Bereich, in der Behinderten- und Jugendhilfe, in der Psychiatrie und in der Kultur, die sinnvollerweise westfalenweit wahrgenommen werden. Ebenso engagiert er sich für eine inklusive Gesellschaft in allen Lebensbereichen. Die neun kreisfreien Städte und 18 Kreise in Westfalen-Lippe sind die Mitglieder des LWL. Sie tragen und finanzieren den Landschaftsverband, dessen Aufgaben ein Parlament mit 125 Mitgliedern aus den westfälischen Kommunen gestaltet.


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Kommentar(e)

Peter Bürger01.06.2012 15:47
Für diesen Forschungsbeitrag "Straßennamen als Instrument", inbesondere die Studie von Karl Ditt zum katholischen Heimatbundnestor und Mundartdichter Karl Wagenfeld, bin ich sehr dankbar. Die Ausblendung der Kollaboration mit dem Faschismus, mit der in der westfälischen Heimat- und Kulturszene nach 1945 systematisch Geschichtspolitik betrieben wurde, hat weder mit Christentum noch mit Heimatarbeit etwas zu tun. Dass im LWL heute kritische Historiker unsere Regionalgeschichte erhellen, spricht für den Landschaftsverband. Speziell zu Wagenfeld weise ich ergänzend auf meine umfangreiche Studie in der Reihe "daunlots" (Nr. 50) auf www.sauerlandmundart.de hin.
Ulrich Grabowsky vom Ardey-Verlag zum Beitrag von Herbert Kober:28.02.2012 16:30
In dem von Marianne Kopp herausgegebenen Werk werden behauptete historische Tatsachen nicht belegt, Quellen und Sekundärliteratur nicht auseinandergehalten, aktuelle wissenschaftliche Arbeiten nicht berücksichtigt, wichtige Fakten verschwiegen und Vertreter anderer Auffassungen als Fanatiker geschmäht. Der Ardey-Verlag hat das Buch daher bereits vor seiner Auslieferung wieder aus dem Programm genommen, weil es die nötige wissenschaftliche Distanz zum Thema und den Anstoß zu einer sachlichen Auseinandersetzung vermissen lässt.
Prof. Dr. Bernd Walter vom LWL-Institut für westfälische Regionalgeschichte28.02.2012 16:29
Dr. Matthias Frese hat 2011 im Auftrag des LWL-Instituts für westfälische Regionalgeschichte, der LWL-Literaturkommission für Westfalen und des Westfälischen Heimatbundes ein Forum organisiert, auf dem sich ca. 200 Teilnehmer aus Wissenschaft und Praxis intensiv mit dem Thema "Straßennamen als Instrument von Geschichtspolitik und Erinnerungskultur" auseinander gesetzt haben. Die Dokumentation dieser Tagung liefert Interessierten aus Politik, Verwaltung und Heimatvereinen sowie der Bürgerschaft grundlegende Informationen, um Straßenumbenennungen auf der Basis von vertieftem historischem Wissen diskutieren und Entscheidungen vor Ort treffen zu können.
Herbert Kober26.02.2012 14:28
Zu dem Büchlein "Fragwürdige Ehrungen" des tendenzösen Herrn Frese fällt mir nur ein: "Der fragwürdige Frese - und was er so zusammengetragen hat ... " Und natürlich gehört es sich, daß ein einseitiges, sich wissenschaftlich gebärdendes Büchlein (die Autoren Thamer und Pöppinghege stehen schon für eine bestimmte "Qualität") in dem berüchtigt linkslastigen Ardey-Verlag erscheint, der sich andererseits nicht schämt, ein sauber recherchiertes Buch des angesehenen Historikers Prof. Leidinger und der Vorsitzenden der Miegelgesellschaft Frau Dr. Knopp über Leben und Werk der großen Balladendichterin Agnes Miegel einstampfen zu wollen - warum nicht gleich "Bücherverbrennung"?! 1984 läßt grüßen
Mario S.16.02.2012 08:10
Das Buch erscheint ja passend zu der aktuellen Diskussion und Umfrage in Münster. Schön dass man nun auch mal ein paar Hintergründe nachlesen kann!


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