LWL-Presse- und Öffentlichkeitsarbeit

Mitteilung vom 12.07.18

Presse-Infos | Kultur

"Potgeiter, Bilderbakker & Co."

Mittelalter-Wochenende im LWL-Freilichtmuseum Hagen mit Vorführungen und Rennofen-Experiment

Bewertung:

Hagen (lwl). Das Mittelalter-Wochenende "Potgeiter, Bilderbakker & Co" im Hagener Freilichtmuseum des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) am Samstag und Sonntag (21./22.7.) ist der Höhepunkt des Begleitprogramms zur Sonderausstellung "Echt alt! - Mittelalterliches Handwerk ausgegraben".

An diesem Wochenende erleben die Besucher das Mittelalter lebendig dargestellt. Was sind das für Berufe gewesen: Potgeiter, Bilderbakker und Co.? Gasthandwerker führen diese Berufe vor und zeigen, wie im Mittelalter Handwerksprodukte entstanden und welcher Zeitaufwand damit verbunden war. Da sind die Holzhandwerker, die drechseln oder Pfeile herstellen, Schmiede, Kettenhemdflechter oder Potgeiter, also Gießer, die flüssiges Metall in Formen gießen oder der Bilderbakker, der aus Ton Reliefs und Heiligenfiguren herstellt. Im LWL-Freilichtmuseum Hagen haben die Besucher die Gelegenheit, mittelalterliche und frühneuzeitliche Arbeitsweisen im direkten handwerklichen Vergleich zu sehen. So können sie erkennen, was sich über die Jahrhunderte verändert hat und was gleichgeblieben ist.

Archäologisches Rennofen-Experiment
Noch deutlich weiter zurück in die Vergangenheit geht es beim archäologischen Experiment mit dem keltischen Rennofen, das im Sommer 2017 im LWL-Freilichtmuseum startete und an diesem Wochenende in die nächste Runde geht. In einem originalgetreuen Nachbau eines keltischen Verhüttungsofens versuchen Archäologen mit prähistorischer Technik, Eisen zu gewinnen. Das Experiment stellt den Höhepunkt von 15 Jahren archäologischer Forschung zur eisenzeitlichen Montanregion Siegerland dar. Am Samstag (14.7.) um 11 Uhr entzünden die Wissenschaftler den mit Holzscheiten gefüllten Ofen. Mehrere Tage muss der aus Flechtwerk und Lehm gebaute Ofen vorheizen, um die nötige Temperatur von 1.200 Grad zu erreichen. Die Forscher planen, insgesamt 300 Kilogramm Eisenerz so zu verarbeiten, wie es die Kelten vor über 2.000 Jahren im Siegerland taten. Die Öffnung des Ofens findet am Sonntag (22.7.) um 12 Uhr statt. Danach wird sich zeigen, wieviel Eisen bei dem Experiment entstanden ist.

"Der Bau des Ofens bewies nicht nur das große keltische Wissen im Lehmbau", erläutert Projektleiter Dr. Manuel Zeiler von der LWL-Archäologie für Westfalen. "Erstmals konnten wir feststellen, dass zur Errichtung allein eines Verhüttungsofens drei bis vier Tonnen Baumaterial nötig waren." Im vergangenen Jahr konnte die Forschungsgemeinschaft nachweisen, dass in den Siegerländer Öfen entgegen bisherigen Annahmen Holz anstelle von Kohle verfeuert wurde. An das Experiment schloss sich eine umfangreiche Auswertung der Daten an: Nicht nur der gewonnene Stahl und die Schlacke wurden analysiert, auch die Messung von Temperaturen und Abgasen in verschiedenen Bereichen des Ofens mussten ausgewertet werden. Auf Grundlage dieser Ergebnisse findet nun die letzte Versuchsreihe statt.

Die LWL-Archäologie für Westfalen bietet in ihrem Blog unter http://www.lwl-archaeologie.de/blog Berichte zum Projekt.


Handwerker:
Norbert Reuther stellt viele seiner Bögen zur Schau und führt vor den Augen der Besucher die aufwendige Herstellung von Pfeilen vor. Johannes Ulrich Brenner drechselt an seiner Drechselbank unterschiedliche Möbelteile. Seine Zuschauerinnen können an seiner Mitmachstation selbst die Holzbearbeitung erproben. Thomas Benirschke ist Töpfer und verwandelt mit seiner Töpferscheibe Ton zu mittelalterlichen Gefäßen und Figuren. Das Freilichtmuseum und auch die Sonderausstellung haben einen ihrer Schwerpunkte beim Schmiedehandwerk, daher bearbeiten mit Olaf Fabian-Knöpges und Klaus Betke gleich zwei Gastschmiede glühendes Metall. Dirk Hülsemann zeigt die Arbeitsschritte vom Rohmetall zur fertigen geprägten Münze.

Das Gießerhandwerk ist Patrick Büttners Metier. Er gießt aus flüssigem Buntmetall Töpfe, Gürtelschnallen oder Fibeln. Das Textilhandwerk präsentieren Sylvia Crumbach, die an einem großen Webstuhl aus Fäden Stoffe beispielsweise für Borten webt, und Corinna Conrad, die mit Naturfarben Wolle färbt. Ein in der frühen Neuzeit, also seit mehreren Jahrhunderten schon ausgestorbenes Handwerk, führt Knochenschnitzerin Michaela Löbbert vor. Sie zeigt, wie aus dem "Kunststoff des Mittelalters" Alltagsprodukte wie Spielsteine oder Kämme gefertigt wurden.
Ein kleiner Krämermarkt auf dem oberen Museumsplatz ergänzt die Handwerksvorführungen. Die Krämer bieten kulinarische Waren des Mittelalters an: Süßwaren aus England und Schottland und Met sowie Beerenweine.

Mitmachaktionen:
Zahlreiche Mitmachaktionen stehen auf dem Programm, bei denen Erwachsene und Kinder das Mittelalter erleben können. Bei der Mittelalter-Truppe "Schwerter Söldnern" beobachten und üben die Besucherinnen den Schwertkampf. Oliver Wunderlich lehrt den Umgang mit Pfeil und Bogen. Bei Rolf Dreschner dreht sich alles um die Verarbeitung von Leder: Bei ihm lernen die Besucher, wie sie Beutel und Armbänder aus Leder nähen.

Die Museumspädagogen der LWL-Archäologie bilden Kinder an verschiedenen Mitmachstationen zum Thema "Ausgrabung" und "Archäologie" zu angehenden Archäologen aus. Das Archäologische Freilichtmuseum Oerlinghausen bietet einen Back-Workshop an, bei dem jeder sein eigenes Mittelalter-Brot backt.
Im Ausstellungsgebäude auf dem oberen Platz finden die Besucher unter Anleitung der LWL-Kommission für Mundart- und Namensforschung Westfalens die Bedeutung ihres eigenen Familiennames heraus. Dabei geht es um Fragen wie: Woher stammt der Name? Hat er Handwerksbezüge? Waren die Vorfahren Handwerker?
Kalligraphie und das Schreiben mit Gänsekiel und Tinte kann als eine Art Handwerk angesehen werden, die vornehmlich in Klöstern ausgeübt wurde. Denn es gab nur einige ausgebildete Menschen, die als Schreiber für andere arbeiteten. An diesem Wochenende können Besucherinnen selbst mit einem Gänsekiel schreiben. Der Spielmann Michel umrahmt das Wochenende mit seiner mittelalterlich inspirierten Musik. Er singt und spielt Flöte sowie Tamburin. Wissenschaftler des LWL-Freilichtmuseums führen Interessierte durch die Sonderausstellung "Echt alt! Mittelalterliches Handwerk ausgegraben".



Pressekontakt:
Markus Fischer, LWL-Pressestelle, Telefon: 0251 591-235
presse@lwl.org



LWL-Einrichtung:
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Westfälisches Landesmuseum für Handwerk und Technik
Mäckingerbach
58091 Hagen-Selbecke
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Der LWL im Überblick:
Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) arbeitet als Kommunalverband mit 20.000 Beschäftigten für die 8,3 Millionen Menschen in der Region. Der LWL betreibt 35 Förderschulen, 21 Krankenhäuser, 18 Museen sowie zwei Besucherzentren und ist einer der größten deutschen Hilfezahler für Menschen mit Behinderung. Er erfüllt damit Aufgaben im sozialen Bereich, in der Behinderten- und Jugendhilfe, in der Psychiatrie und in der Kultur, die sinnvollerweise westfalenweit wahrgenommen werden. Ebenso engagiert er sich für eine inklusive Gesellschaft in allen Lebensbereichen. Die neun kreisfreien Städte und 18 Kreise in Westfalen-Lippe sind die Mitglieder des LWL. Sie tragen und finanzieren den Landschaftsverband, dessen Aufgaben ein Parlament mit 125 Mitgliedern aus den westfälischen Kommunen gestaltet.


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