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Mitteilung vom 31.07.18

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LWL zeichnet Schloss Senden als Denkmal des Monats aus Gesamtinstandsetzung geht in die erste Runde

Bewertung:

Senden (lwl). Lange Zeit bot das südwestlich von Münster an der Stever gelegene Schloss Senden (Kreis Coesfeld) ein Bild der Verwahrlosung. Nicht nur Fachleuten war klar, dass das Denkmal dringend Instand gesetzt werden muss. Seitdem zwei engagierte ortsansässige Familien das Schloss übernommen haben und sich der Trägerverein Schloss Senden e. V. im Jahr 2015 gegründet hat, haben sich die Vorzeichen für dessen Zukunft wesentlich verbessert. Deshalb hat der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) das Schloss als Denkmal des Monats ausgezeichnet. Nach mehr als zwei Jahren intensiver Vorbereitung stehen nun die ersten Schritte in Richtung einer Instandsetzung und Wiederbelebung des jahreslang leerstehenden Gebäudes bevor.

Die Entwicklungsgeschichte der Anlage ist eng mit der Geschichte der steverabwärts gelegenen Burgen Kakesbeck und Vischering verknüpft. "Vermutlich war Schloss Senden zunächst eine für das Münsterland typische Wasserburg mit Herrenhaus und Wirtschaftsgebäuden auf zwei getrennten Inseln", sagt LWL-Denkmalpfleger Philipp Strugalla. "Spätestens im 17. Jahrhundert wurde die große zusammenhängende Insel, die heutige Hauptburg, geschaffen."

Die erhaltenen Gebäude der Anlage sind sehr unterschiedlich: Das Herrenhaus und die Rentei wurden im regionaltypischen Stil spätmittelalterlicher herrschaftlicher Steingebäude errichtet. Das große Wirtschaftsgebäude, das sogenannte Bauhaus, gibt sich zum Hof hin als klassischer Fachwerkbau zu erkennen. Das Mannenhaus ist zusammen mit der Gruftkapelle am Ausgangspunkt der Zufahrtsallee das einzige realisierte Gebäude eines barocken Idealplans. Der prägnante Mittelbau dagegen - im Kern ein Gebäude des 17. Jahrhunderts - verfügt über eine Fassade in Formen des Spätklassizismus, während der sogenannte Rombergtrakt mit seinen Türmen in einem für das ausgehende 19. Jahrhundert typischen, historistischen Stil errichtet wurde. "Auf diese Weise entstand über die Jahrhunderte eine bauliche Vielfalt, die das Schloss Senden zu einem bemerkenswerten Dokument für die Entwicklungsgeschichte gräftenumwehrter Burganlagen macht", so Strugalla.


Hintergrund
Der erste und zweite Bauabschnitt der Gesamtinstandsetzung gehen nun in die Umsetzungsphase. In Kürze werden Gerüste aufgebaut und mit teils schwerem Gerät Sicherungsmaßnahmen begonnen. Am Rombergtrakt und am Mannenhaus (auch Leutehaus genannt) werden Dächer neu eingedeckt, gravierende Schäden an der Holzkonstruktion repariert und eine aufwendige Nachfundamentierung durchgeführt. Zu den wichtigen vorbereitenden Maßnahmen zählen die Einsätze der Jugendbauhütte Soest, deren Freiwillige in zahlreichen Workshops bereits große Teile der Schlossgebäude von neuzeitlichem Mobiliar und Unrat befreit haben.

In den nächsten Schritten sollen weitere grundlegende Instandsetzungsarbeiten durchgeführt werden. Gleichzeitig werden Denkmalpfleger und Archäologen des LWL das Denkmal weiter erforschen. Bei den bisherigen Untersuchungen gelang es den LWL-Bauforschern, alle acht Bauten auf der Herrenhausinsel erstmals zu datieren, die Bebauung seit der Mitte des 16. Jahrhunderts nachzuvollziehen und in die Besitz- und Familiengeschichte der Freiherren Droste zu Senden einzuordnen.

Beim ersten westfälischen Parkpflegeseminar, das von den LWL-Denkmalexperten organisierte wurde, haben Freiwillige mit der Instandsetzung der ebenfalls denkmalgeschützten Außenanlagen begonnen, indem sie beispielsweise zugewachsene alte Sichtachsen wieder freigeschnitten haben. "Um zur Erfolgsgeschichte zu werden, benötigt das Projekt ganz sicher weitere Unterstützung aus Politik und Bevölkerung. Bereits jetzt zeichnet sich ab, dass das Projekt anderen Denkmaleigentümern und solchen, die es werden wollen, als Inspirationsquelle dienen kann", sagt Strugalla. Aufgrund der regionalgeschichtlichen Bedeutung der Anlage haben die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien, die Deutsche Stiftung Denkmalschutz und die Gemeinde Senden bereits Förderzusagen für die bevorstehenden Instandsetzungsmaßnahmen gegeben.



Pressekontakt:
Markus Fischer, LWL-Pressestelle, Telefon: 0251 591-235
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Kommentar(e)

Ohnesorge02.08.2018 09:32
In den siebziger Jahren hat man schon einiges versucht, um das Schloß mit Leben zu füllen. Der Zugang war schon damals wegen der Nutzung als Altenheim?, private Mieter?, Hotelbetrieb eingeschränkt. Aus späterer Zeit meine ich mich an eine Cafe erinnern zu können. Als Motiv für ein Foto war es bei mir beliebt. Und deshalb finde ich es toll, dass jetzt wohl mit breiter Unterstützung etwas für den Erhalt des Schlosses getan wird. Mit freundlichem Gruß Dirk Ohnesorge


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