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Mitteilung vom 11.04.18

Presse-Infos | Kultur

Neue Sonderausstellung im Museum in der Kaiserpfalz:

"7.000 Jahre Kulturlandschaft in Ostwestfalen" zeigt bedeutende Funde aus allen Epochen in der Region

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Paderborn (lwl). Über 130 Funde zeigen ab Donnerstag (12.4.) im Museum in der Kaiserpfalz in Paderborn einen Querschnitt durch "7.000 Jahre Kulturlandschaft in Ostwestfalen". Die neue Sonderausstellung im Museum des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) präsentiert die Höhepunkte der archäologischen Sammlung des Historischen Vereins für die Grafschaft Ravensberg e.V. Die Ausstellungsstücke aus allen Epochen von der Steinzeit bis zum Mittelalter geben einen Eindruck von der vielseitigen Geschichte Ostwestfalens.

Die Besucher begeben sich auf eine Zeitreise durch die Geschichte der Region. Die archäologischen Funde erzählen davon, wie der Lebensalltag der Menschen in vergangenen Zeiten aussah: mit welchen Werkzeugen sie arbeiteten, wie sie ihre Toten bestatteten oder wie ihre Kleidung aussah. Bis zum 6. August sind die Exponate im Foyer und in der Ikenbergkapelle des Museums in der Kaiserpfalz zu sehen. Der Eintritt ist im Preis für die Dauerausstellung enthalten.

Werkzeuge aus Stein sind die ältesten Funde des Vereins. Sie stammen aus der Jungsteinzeit und sind etwa 7.000 Jahre alt. Bis dahin hatten die Menschen als Jäger und Sammler gelebt. Doch dann begannen sie auch in Ostwestfalen, Ackerbau und Viehzucht zu betreiben. Steinerne Beile und Äxte werfen ein Schlaglicht auf diesen ersten großen Wandel in der Menschheitsgeschichte.
Die Ausstellung erklärt, mit welchen Techniken die Menschen schon damals Steine geschliffen und durchbohrt haben.

3.000 Jahre später entdeckten die Menschen Bronze als Rohstoff für Schmuck und Werkzeuge. Das kostbare Material brachte nicht nur neue Handwerke, sondern veränderte auch die gesellschaftliche Ordnung. Nach neuer Sitte wurden die Toten verbrannt. Wer es sich leisten konnte, begrub die Asche zusammen mit Beigaben aus Bronze. Das Grab einer Frau aus Rheda aus der jüngeren Bronzezeit zählt zu den bedeutendsten Funden in Westfalen.

"Zu den Fundstücken aus dem Grab gehören unter anderem ein Messer aus Bronze und ein prachtvoll verziertes Bronzegefäß", erläutert Dr. Martin Kroker, Leiter des Museums in der Kaiserpfalz. "Die Funde verweisen auf kulturelle Einflüsse aus Nordeuropa und aus Ostfrankreich." Auch in der folgenden Eisenzeit war die Brandbestattung üblich. Davon zeugen Urnen in verschiedenen Formen und Größen.

Trinkgefäße aus dem Mittelalter veranschaulichen, dass diese Epoche keineswegs so dunkel war, wie oft behauptet. Auch im Osten Westfalens legten Bürger Wert darauf, Bier und Wein aus kunstvollen Bechern zu genießen. Besonders beliebt war hochwertige Keramik aus dem Rheinland. Ein Becher aus der Bielefelder Sparrenburg zeugt davon, dass auch der Adel gerne trank.

Anlass zu der Ausstellung ist die Übertragung der archäologischen Sammlung des Historischen Vereins in die Obhut des LWL. "Der Verein macht es sich seit über 140 Jahren zur Aufgabe, die Region wissenschaftlich zu erforschen", erklärt Dr. Johannes Altenberend, Vorsitzender des Historischen Vereins für die Grafschaft Ravensberg.

Das besondere der Sammlung ist ihre frühe Entstehung. Noch bevor es Gesetze zum Schutz von archäologischen Denkmälern gab, schlossen sich ab dem 19. Jahrhundert interessierte Laien zu Vereinen zusammen und sammelten Funde. "Die Archäologie in Westfalen und gerade auch in Ostwestfalen-Lippe hat damit eine lange Tradition", erklärt Michael Pavlicic, der erste stellvertretende Vorsitzende der LWL-Landschaftsversammlung. "Der Historische Verein für die Grafschaft Ravensberg ist einer der größten und wichtigsten dieser Vereine", fügt Pavlicic hinzu, der auch Vorstandsmitglied des Westfälischen Heimatbundes und Kreisheimatpfleger ist.

Für die Wissenschaft hat die Sammlung trotz ihres Alters einen ganz aktuellen Wert.
"Bei der Planung neuer Bauflächen liefern uns die damals entdeckten Fundstellen wichtige Hinweise, wo Siedlungen oder Gräber im Boden zu vermuten sind", erläutert Dr. Sven Spiong, Leiter der Außenstelle Bielefeld der LWL-Archäologie für Westfalen. "Die hier im Museum in der Kaiserpfalz ausgestellten Funde verhindern also, dass noch verborgene Spuren unserer Vergangenheit unbemerkt zerstört werden."

Weitere Informationen gibt es unter http://www.kaiserpfalz-paderborn.de



Pressekontakt:
Frank Tafertshofer, LWL-Pressestelle, Telefon: 0251 591-235 und Nils Wolpert, LWL-Archäologie für Westfalen, Telefon: 0251 591-8901
presse@lwl.org



LWL-Einrichtung:
Museum in der Kaiserpfalz
Ikenberg 2
33098 Paderborn
Karte und Routenplaner



Der LWL im Überblick:
Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) arbeitet als Kommunalverband mit 20.000 Beschäftigten für die 8,3 Millionen Menschen in der Region. Der LWL betreibt 35 Förderschulen, 21 Krankenhäuser, 18 Museen sowie zwei Besucherzentren und ist einer der größten deutschen Hilfezahler für Menschen mit Behinderung. Er erfüllt damit Aufgaben im sozialen Bereich, in der Behinderten- und Jugendhilfe, in der Psychiatrie und in der Kultur, die sinnvollerweise westfalenweit wahrgenommen werden. Ebenso engagiert er sich für eine inklusive Gesellschaft in allen Lebensbereichen. Die neun kreisfreien Städte und 18 Kreise in Westfalen-Lippe sind die Mitglieder des LWL. Sie tragen und finanzieren den Landschaftsverband, dessen Aufgaben ein Parlament mit 125 Mitgliedern aus den westfälischen Kommunen gestaltet.


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