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Mitteilung vom 12.05.17

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Start archäologischer Ausgrabungen am Alten Markt in Bielefeld:

800 Jahre Stadtgeschichte werden sichtbar

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Bielefeld (lwl). Im Herzen der Bielefelder Altstadt, am Alten Markt, haben Archäologen unter Fachaufsicht des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) in der vergangenen Woche mit Ausgrabungen begonnen. Anlass waren umfangreiche Neu- und Umbaumaßnahmen im historischen Zentrum der Stadt durch das Bankhaus Lampe.

Auf dem Grundstück an der Piggenstraße wurden unter anderem Überreste von alten Kellern und Brunnen gefunden. Diese Relikte der Stadtgeschichte reichen teilweise bis in das 13. Jahrhundert zurück. Bereits 60 Zentimeter unter der Erde stießen die Archäologen auf die alten Keller. "In historischen Innenstädten ist dies keine untypische Situation. In früheren Zeiten vollzog man Abbrucharbeiten oft nur so weit, wie es unbedingt nötig war. Den Schutt entsorgte man meistens gleich vor Ort in geeigneten Hohlräumen", erklärt LWL-Archäologin Dr. Julia Hallenkamp-Lumpe.

Interessant ist die Verfüllung der Keller. Sie enthält große Mengen an Schutt und zerstörten Gegenständen aus dem Zweiten Weltkrieg. "Auffällig ist, dass die Kellerwände durch Feuereinwirkung tiefschwarz verfärbt sind. Da Bielefeld am 30. September 1944 einen verheerenden Luftangriff erlebte, könnten die Brandspuren mit diesem Ereignis zusammenhängen", so Hallenkamp-Lumpe.

Die LWL-Archäologen entdeckten zudem Überreste älterer Fundamente aus Bruchstein, drei Brunnen mit Steinkranz und etliche unterschiedlich große Gruben. Diese archäologischen Befunde legen Zeugnis von der früheren städtischen Bebauung und Flächennutzung am Alten Markt ab. Da sie aus einer Zeit stammen, aus der es keine Pläne oder Kataster der Innenstadt gibt, sind solche Spuren - sofern es keine anderen schriftlichen Überlieferungen gibt - oft der einzige Nachweis für die Entwicklung und Geschichte einer Stadt. Ihre sorgfältige Dokumentation ist daher von großer Bedeutung.

"Die Befundlage hier im Herzen von Bielefeld zeigt eindrucksvoll, dass trotz erheblicher Kriegszerstörungen und zahlreicher Bodeneingriffe im Laufe der Zeit immer mit dem Überdauern archäologischer Substanz zu rechnen ist", betont Dr. Sven Spiong, Leiter der Außenstelle der LWL-Archäologie in Bielefeld. "Deshalb ist es so wichtig, Archäologen frühzeitig bei anstehenden Baumaßnahmen mit einzubeziehen. Nur so kann - wie in diesem Fall geschehen - in enger Abstimmung mit Bauträgern, Archäologen und anderen Beteiligten ein möglichst reibungsloser Bauablauf gewährleistet werden."

Die Ausgrabungen wurden vom Bankhaus Lampe beauftragt. Sie werden von einer archäologischen Fachfirma unter Fachaufsicht des LWL durchgeführt und dauern nach derzeitigem Kenntnisstand noch mehrere Wochen an.



Pressekontakt:
Frank Tafertshofer, LWL-Pressestelle, Telefon: 0251 591-235 und Dr. Carolin Steimer, LWL-Archäologie für Westfalen, Telefon: 0251 591-3504
presse@lwl.org



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