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Mitteilung vom 16.09.16

Presse-Infos | Kultur

Ho Chi Minh und der Bambuskorb

Vietnam-Ausstellung im LWL-Museum für Archäologie zeigt ¿Reliquie¿

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Herne (lwl). Bambus ist nicht nur seit Urzeiten eines der wichtigsten Materialien für nahezu alle Alltagsgegenstände in Vietnam. Der pflanzliche Rohstoff kann auch politische Dimensionen annehmen. Das zeigt ein schlichter Bambuskorb, der ab dem 7. Oktober in der neuen Sonderausstellung ¿Schätze der Archäologie Vietnams¿ im LWL-Museum für Archäologie in Herne zu sehen sein wird. Er gehörte dem Staatschef Ho Chi Minh, der damit Bauern bei der Arbeit geholfen haben soll.

Es ist zwar kein klassischer archäologischer Fund. Für die Vietnamesen nimmt der Korb von Ho Chi Minh jedoch den Rang einer Reliquie ein. In einer Zeit, als sich das Land in den 1950er Jahren von den Schäden des Indochina-Krieges zu erholen versuchte, griff auch der damalige Staatsführer persönlich zum Arbeitsmaterial, um Tatkraft zu demonstrieren.

Der Bevölkerung standen derweil nur unzureichende Mittel zur Verfügung, um eine moderne Infrastruktur aufzubauen und die Versorgung der Menschen zu gewährleisten. Dort, wo die entsprechende Technik fehlte, konnten die Arbeiten nur durch den massenhaften Einsatz von Arbeitskräften bewältigt werden. Für die Landwirtschaft war die Instandhaltung des komplizierten Be- und Entwässerungssystems besonders wichtig. Dabei kamen auch einfachste Hilfsmittel wie Körbe aus Bambusgeflecht zum Einsatz.

Einen dieser einfachen Körbe soll Präsident Ho Chi Minh selbst zur Hand genommen haben, um ihn bei Erdarbeiten zusammen mit den Bauern zu benutzen. Zumindest für kurze Zeit für die Kameras ¿ und damit auch zu Propagandazwecken. Der Korb wird in einem Ausstellungsbereich gezeigt, der sich mit der deutschen Sicht auf Vietnam beschäftigt. Denn was sich 9.000 Kilometer entfernt in Asien abspielte, nahm die Öffentlichkeit hier lange Zeit nicht wahr. Erst mit der Kolonialpolitik Frankreichs geriet Vietnam als ¿Indochina¿ auch hierzulande in den Fokus. Der Erste Vietnamkrieg (1946 bis 1954) trug seinen Teil dazu bei.

Eine besondere Rolle nahm Vietnam im Spannungsfeld zwischen den kommunistischen Staaten und damit auch der DDR sowie den USA und ihren Verbündeten, darunter die Bundesrepublik, ein. Das Interesse am Schicksal des Landes nahm insbesondere mit dem Vietnamkrieg (1964 bis 1975) zu, als in beiden deutschen Staaten die Politik in jeweils getrennten Lagern Stellung bezog und sich die Bevölkerung lautstark äußerte. Nach dem Krieg machten Kontraktarbeiter und Flüchtlinge auch im deutschen Alltag die Auswirkungen präsent. Rund 100.000 Vietnamesen leben heute in Deutschland.

Hintergrund: "Schätze der Archäologie Vietnams"
Die Sonderausstellung "Schätze der Archäologie Vietnams" zeigt vom 7.10.2016 bis 26.2.2017 im LWL-Museum für Archäologie in Herne prunkvolle Zepter aus Stein, kostbare Fabelwesen aus Terrakotta, riesige Trommeln aus Bronze. Die Funde sind erstmals in Deutschland und Europa zu sehen. Sie stammen von historisch bedeutsamen Fundplätzen wie der Tempelstadt My Son im Dschungel Mittelvietnams und dem Kaiserpalast Thang Long in der Hauptstadt Hanoi, beides UNESCO-Weltkulturerbe-Stätten.

Die Ausstellung wagt erstmals in Deutschland einen umfassenden Blick auf dieses kulturell wie geschichtlich reiche Land, seine fernöstliche Lebenswelt zwischen dem Delta des Roten Flusses im Norden und dem Mekong im Süden.

Kein Land in Südostasien hat in den vergangenen Jahrzehnten so viele Ausgrabungen durchgeführt, so viele Museen gebaut wie Vietnam. Anhand der archäologischen Entdeckungen begibt der Besucher sich auf eine Reise durch mehr als zehn Jahrtausende Kulturgeschichte Vietnams von der Steinzeit bis zur Gegenwart.

Aus acht Museen des Landes hat die Sonderausstellung archäologische Kostbarkeiten zusammengeführt: älteste Steinzeitfunde, Beispiele exzellenten Bronzehandwerks und Goldobjekte. Sie stammen aus bizarren Höhlen-Landschaften, aus Gräbern versteckt im Dschungel, aus Siedlungen in Flusstälern und Hochebenen. Nahezu 400 Exponate aus 45 Fundkomplexen erzählen die Geschichte eines der faszinierendsten Länder Südostasiens im Spannungsfeld von Indien und China, von der Steinzeit bis in die jüngste Vergangenheit. Nachbauten, 3-D-Rekonstruktionen und Landschaftsbilder lassen den Besucher eintauchen in Vietnams außergewöhnliche Kultur- und Naturlandschaft.

Die Ausstellung wird vom LWL-Museum für Archäologie in Herne, vom Staatlichen Museum für Archäologie Chemnitz und den Reiss-Engelhorn-Museen Mannheim in Zusammenarbeit mit der Kommission für Archäologie Außereuropäischer Kulturen des Deutschen Archäologischen Instituts (DAI) entwickelt.

Achtung Redaktionen: Pressegespräch und Führung am 5.Oktober, 11 Uhr.

Mehr Infos:
http://www.lwl-landesmuseum-herne.de
http://www.vietnam-ausstellung.de
LWL-Museum für Archäologie, Europaplatz 1, 44623 Herne, Tel. 02323 94628-0



Pressekontakt:
Frank Tafertshofer, LWL-Pressestelle, Telefon: 0251 591-235
presse@lwl.org



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44623 Herne
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