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Mitteilung vom 31.08.16

Presse-Infos | Maßregelvollzug

Aus gutem Holz: Drei Forensik-Patienten bestehen Tischlerprüfung

Bessere Zukunft mit Gesellenbrief - Patient erhält Auszeichnung

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Lippstadt (lwl). ¿Tischler war immer mein Traumberuf¿, sagt der 36jährige Forensik-Patient im karierten Hemd, der seinen Namen nicht genannt sehen will. Gemeinsam mit zwei weiteren Patienten des LWL-Zentrums für Forensische Psychiatrie Lippstadt hat er im Sommer vor der Tischlerinnung Soest/Lippstadt seine Gesellenprüfung bestanden. Alle drei Absolventen haben zwar noch kein Entlassdatum ¿aber nun mehr Hoffnung auf eine bessere Zukunftsperspektive.

Drei Jahre hat die Ausbildung in den arbeitstherapeutischen Holzwerkstätten der Lippstadt-Eickelborner Klinik des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) gedauert. Von anfangs sechs Interessenten haben drei die Ausbildung begonnen und beendet, einer sogar als einer der besten unter 34 Absolventen seines Jahrgangs aus ganz normalen Handwerksbetrieben des Innungsbezirks. ¿Eine reife Leistung¿, sagt Tischlermeister und Klinik-Arbeitstherapeut Ralf Doerdrechter und erklärt, dass es für viele Patienten eine große Herausforderung sei, langfristig an einer Sache dranzubleiben, Absprachen einzuhalten und Rückschläge wegzustecken.

Darauf ist auch der frisch gebackene Tischlergeselle sehr stolz. ¿Früher habe ich oft alles hingeschmissen, wenn´s stressig wurde. Hier habe ich gelernt, mich runter zu regulieren, wenn der Stress einsetzt¿, erzählt der Patient. Dabei habe ihm die Therapie sehr geholfen, direkt nach der Einweisung hätte er das nicht gepackt, ist er sich sicher. Seit acht Jahren ist der psychisch kranke Straftäter im Maßregelvollzug. Ziel der Behandlung ist es, ihn nach Möglichkeit soweit zu therapieren, dass er sich ohne weitere Straffälligkeit wieder in der Gesellschaft zurechtfinden kann.

¿Für die Wiedereingliederung der Patienten ist die Ausbildung ein wichtiger Baustein¿, erklärt die therapeutische Abteilungsleiterin Dorothea Dewald. Ganz wichtig: Der Gesellenbrief verbessere natürlich die Aussichten auf dem Arbeitsmarkt - aber die Ausbildung sei auch therapeutisch wertvoll. ¿Die Patienten können soziale Fähigkeiten ausbauen, neue Verhaltensweisen lernen und Selbstvertrauen gewinnen¿, sagt Dewald.

Die Patienten-Azubis müssen die gleichen fachlichen Anforderungen erfüllen wie die Auszubildenden draußen. Ein Berufsschullehrer kommt als Honorarkraft in die Klinik, Fachkunde-Unterricht gibt Doerdrechter selber. ¿Nur der direkte Kontakt zum Kunden ist nicht möglich ¿ ebenso wenig die Montage vor Ort beim Kunden¿, sagt der Ausbildungsleiter. Bis zur späteren Entlassung arbeiten die Tischlergesellen weiter in der Holzwerkstatt der Klinik. Denn, was kaum jemand weiß: Hier werden auch Aufträge von außen zugesägt, gehobelt und geleimt - darunter Möbel nach Maß, Türen, Einbauschränke oder Teeküchen.

Insgesamt werden im forensischen LWL-Zentrum derzeit zurzeit 327 Patienten behandelt. Neben der Holzwerkstatt firmieren unter dem Sammelbegriff ¿Ergotherapie` (Leitung Peter Kaufmann) eine Keramik- und eine Metallwerkstatt, ein Bürotraining, ein offenes Kunstatelier und eine industrielle Fertigungsabteilung.

Parallelnotiz am Rande: Fast zeitgleich mit den Tischler-Gesellenprüfungen haben weitere drei Patienten erfolgreich einen Hauptschul- bzw. Realschulabschluss an der klinikeigenen Schule gemacht.



Pressekontakt:
Petra Schulte-Fischedick, LWL-Maßregelvollzug, Telefon: 0231 4503-4100 und Karl G. Donath, LWL-Pressestelle, Telefon: 0251 591-235
presse@lwl.org



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Eickelbornstr. 19
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