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Mitteilung vom 02.09.13

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LWL-Publikation über 11.000 Jahre alte Siedlung in Werl

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Münster (lwl). Sie zählt zu den ältesten naturwissenschaftlich datierten mittelsteinzeitlichen Fundplätzen in Deutschland überhaupt. Die Siedlungsstelle in Werl-Büderich hat schon vor 11.000 Jahren Menschen ein Zuhause gegeben. Dort, wo heute die Kreisstraße 18n vorbeiführt, haben die Bewohner gelebt, gejagt, Nahrung zubereitet und Werkzeuge angefertigt. Die Entdeckung 2011 war eine kleine Sensation. Jetzt hat der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) die Publikation ¿Auf der K 18 n in die Steinzeit¿¿ herausgebracht.

Auf 92 Seiten werden anschaulich und reich bebildert die archäologischen Ergebnisse des Kreisstraßenneubaus der K18n bei Werl-Büderich im Kreis Soest zusammengefasst. Der Autor Dr. Martin Heinen war Ausgräber vor Ort und schlägt mit dieser Broschüre einen weiten Bogen von der Mittelsteinzeit über die frühen Bauern und die Eisenzeit bis in das frühe Mittelalter und in die Neuzeit. In diesen vielen tausend Jahren bot der Ort den verschiedensten Kulturen eine Heimat.

Eigentlich gilt die Soester Börde als gut erforscht. Als die Kreisstraße gebaut wurde, hatte niemand mit einem derart seltenen Fund gerechnet. Die Spuren, die von den frühen Jäger- und Sammlergemeinschaften der Mittelsteinzeit hinterlassen wurden, sind rar gesät: Die Menschen lebten damals ohne feste Behausungen, die wenigen Hinterlassenschaften an der Erdoberfläche verschwanden im Laufe der Jahrtausende unter den Pflugscharen.

Sedimente aus dem Hangbereich überdeckten in der Senke, in der die Fundstelle liegt, jedoch dauerhaft, was heute auch den Nicht-Archäologen fasziniert: Eine ungestörte Feuerstelle, Steingeräte und Reste der Jagdbeute wie Geweihreste vom Hirsch oder Knochen und Zähne vom Rotwild. Alles ist so gut erhalten, dass sogar naturwissenschaftliche Datierungen mittels Radiokarbonmethode durchgeführt werden konnten. Das gelang bisher nur an drei anderen Fundorten in Nordrhein-Westfalen.

Aus archäologischer Sicht einmalig ist Werl-Büderich auch deshalb, weil hier viele weitere Kulturen und Epochen ihre sichtbaren Spuren hinterlassen haben. Die frühen Bauern der sogenannten Rössener Kultur haben aus großen Gruben Lehm für ihre Häuser entnommen ¿ darin ist Holzkohle zutage gekommen, und auf Brandlehmbrocken sind sogar Abdrücke von Flechtwerk erhalten geblieben. 4.000 Jahre später haben die eisenzeitlichen Nachfolger Gebäude errichtet, von denen noch Pfostenlöcher zeugen. Metallverarbeitung und Textilverarbeitung waren weitere Gewerbe, die hier mit Guss- und Schmelztiegeln oder Spinnwirteln und Webgewichten greifbar werden.

Eine Überraschung war auch ein frühmittelalterliches Grubenhaus aus der zweiten Hälfte des 6. Jahrhunderts: Scherben eines blauen Glasbechers, eine Pinzette und ein Knochenkamm sind so qualitätsvoll, dass hier mehr als ein bäuerlicher Wirtschaftshof gestanden haben muss. Neuzeitliche Öfen aus dem 17. und 18. Jahrhundert runden die archäologische Zeitreise ab, die sich zwischen dem Einband der neuen Broschüre findet.

Die LWL-Publikation zeigt, dass auch gut erforschte Regionen noch Überraschungen bereit halten können und wie wichtig die archäologische Begleitung solcher Bauvorhaben ist. ¿Auf der K18n in die Steinzeit¿ ist ab sofort für 12,50 Euro in allen Buchhandlungen zu haben.


Martin Heinen
¿Auf der K18n in die Steinzeit ¿ Die archäologischen Ergebnisse des Kreisstraßenneubaus der K18n bei Werl-Büderich im Kreis Soest¿
Darmstadt 2013
ISBN 978-3-8053-4721-1
92 Seiten, 87 Abbildungen
Preis: 12,50 Euro
http://www.lwl-archaeologie.de



Pressekontakt:
Frank Tafertshofer, LWL-Pressestelle, Telefon: 0251 591-235 und Katja Burgemeister, LWL-Archäologie für Westfalen, Telefon: 0251 591-8921.
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