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Mitteilung vom 19.03.08

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Feuersteinmesser von Neandertalern in der Kraftwerkgrube

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Hamm (lwl). Archäologen des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) haben in der Baugrube des neuen Steinkohlekraftwerks in Hamm-Uentrop ein Feuersteinmesser von Neandertalern sowie Knochen von Mammuts und anderen eiszeitlichen Tieren gefunden.

Das Bruchstück eines Messers aus Feuerstein sowie Reste von eiszeitlichen Tieren kamen in der Baugrube des neuen Kraftwerks in Hamm-Uentrop zutage. Ein Fußwurzelknochen, ein Oberschenkelknochen und die Spitze eines Stoßzahnes von einem Mammut, dazu ein Stück von einem Schulterblatt eines Wollnashorns und ein Knochen von einem kleineren Tier, wahrscheinlich der Oberarmknochen eines Wildrindes, lagen in einer Kiesschicht. Die Fundstelle liegt unweit der heutigen Lippe.

Ein besonderer Fund für die Archäologen der LWL-Archäologie für Westfalen ist das Bruchstück eines Steingerätes. ¿Das knapp fünf Zentimeter lange Stück aus tiefschwarzem Feuerstein stammt von Neandertalern, die hier an den Ufern der Ur-Lippe rasteten und dabei das Fundstück vermutlich als Tranchiermesser nutzten¿, interpretiert LWL-Archäologe Dr. Michael Baales vorsichtig. ¿Ihr Siedlungsplatz ist vermutlich von einem Lippe-Hochwasser abgespült worden. Ob die Tierknochen etwas mit dem Aufenthalt der Neandertaler zu tun haben, ist fraglich. Eher wurden auch sie durch die Ur-Lippe aus der Umgebung angespült und zusammen mit dem Feuerstein in der Kiesschicht abgelagert¿, schätzt Steinzeitexperte Baales.

Dr. Michael Baales und Dr. Eva Cichy von der LWL-Archäologie für Westfalen können die Funde nach der ersten Untersuchung grob in den Beginn der letzten Eiszeit vor etwa 80.000 bis 100.000 Jahren datieren, als sich mehrmals kältere und wärme Klimaphasen in kurzer Zeit abwechselten. Bei ihrer Untersuchung der Fundstelle konnten sie nämlich auch die Schichtenfolge dokumentieren. Die Funde stammen demnach aus einer Kiesschicht, die von der Ur-Lippe dort abgelagert worden war. Darüber lagen verschiedene Sandschichten und ein Torf, der in eine Warmphase der letzten Eiszeit gehört. Die Kiese und Sande darunter waren dagegen unter deutlich kühleren Klimabedingungen entstanden.

¿Die zeitliche Einordnung der Funde und die Rekonstruktion der Geschichte des Fundortes sind uns nur möglich, weil wir von der örtlichen Bauleitung direkt informiert worden sind. Das ist ein gutes Beispiel dafür, dass, wenn wie hier alle Beteiligten an einem Strang ziehen, neue Erkenntnisse zu unserer ältesten Geschichte gewonnen werden können, ohne dass es zu Einschränkungen in Betriebsabläufen kommt. Projektleitung und Bauleitung des Kraftwerks in Hamm-Uentrop sowie ihren Mitarbeitern sei für ihre große Kooperationsbereitschaft ausdrücklich herzlich gedankt¿, freute sich LWL-Archäologe Baales über die erfolgreiche Zusammenarbeit mit dem Investor RWE.

Die Funde werden die Archäologen zusammen mit den Paläontologen vom LWL-Museum für Naturkunde in Münster nun näher untersuchen. Weitere Analysen sollen auch die zeitliche Abfolge der Schichten in der Baugrube präzisieren.



Pressekontakt:
Stefanie Mosch, Tel.: 0251 5907-264
presse@lwl.org




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