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Mitteilung vom 21.04.05

Presse-Infos | Der LWL

Vom Liebesboten zum Wettkampfsportler:
2.500 Brieftauben im LWL-Textilmuseum

Bewertung:

Bocholt (lwl). Unter Wettkampfbedingungen machen am Samstag (23.04) im Textilmuseum Bocholt 90 Züchter ihre rund und 2.500 Tauben startklar für einen Trainingsflug der Reisevereinigung Bocholt. Im Museum des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) können Besucher beobachten, wie die Tauben für die so genannte Vortour präpariert werden. Beim ¿Einsetzen¿, wie der Fachmann diesen Vorgang nennt, erhalten die Tiere einen Fußring, der eine einmalige Codierung trägt. Anhand dieses Computerchips am Bein der Taube erfolgt später die Zeitnahme.

Zwischen 17 und 18 Uhr erklären die Züchter interessierten Zuschauern, wie heute modernste Computertechnik ¿ in Form von Internet und Satellitennavigation ¿ eingesetzt wird, um den Champion unter den Brieftauben zu ermitteln. Am Sonntag bringt der so genannte Kabinenexpress die Brieftauben nach Bilzen/Tongeren in Belgien, von wo aus sich die Orientierungskünstler auf den etwa 150 Kilometer langen Weg in ihre Heimatschläge machen. Diese Aktion findet im Rahmen der Sonderausstellung ¿Das Glück fliegt in der Luft. Zur Geschichte des Brieftaubensports in Westfalen¿ statt, die nur noch bis einschließlich Sonntag im Westfälischen Industriemuseum zu sehen ist.
¿Seit ihrer Eröffnung hat die Ausstellung noch einige sehr interessante Exponate zu Tage gefördert¿, freut sich LWL-Museumsleiter Dr. Hermann Josef Stenkamp über die positive Resonanz, ¿darunter das Foto eines Bocholter Militärbrieftauben-Vereins aus dem Jahr 1914¿. Insbesondere die Zusammenarbeit mit der Reisevereinigung Bocholt sei sehr angenehm und ertragreich gewesen.

Schon lange vor dem Aufkommen des Brieftaubensports wurde die Orientierungsfähigkeit der Tauben für die Nachrichtenübermittlung genutzt: Bis ins 18. Jahrhundert dienten Tauben Adeligen als diskrete Überbringer von Liebesbotschaften. Im 19. Jahrhundert gewannen die Brieftauben bei der militärischen wie zivilen Nachrichtenübermittlung an Bedeutung: Schnell, unauffällig und zuverlässig brachten sie die an ihren Füßen befestigten Nachrichten ans Ziel.

Die französische Armee setzte im Deutsch-Französischen Krieg Tausende von Brieftauben ein, um Nachrichten aus der belagerten Hauptstadt Paris zu versenden. Die Tauben flogen innerhalb von zwei Monaten rund 115.000 Nachrichten aus ¿ darunter neben militärischen Meldungen auch private Liebesbriefe.

Im Ersten Weltkrieg setzte die deutsche Reichswehr Spionagetauben ein, die eine spezielle Kamera für Luftaufnahmen trugen. Mit einem automatischen Auslöser versehen, konnten die Kameras weite Teile des Umlands fotografieren und so wichtige Informationen über die Stellungen liefern.

In der zivilen Nachrichtenübermittlung verwendete das Antwerpener Handelsblatt im Jahr 1848 als erste Zeitung Brieftauben zur Nachrichtenübermittlung. Zwei Jahre später begann der Zeitungskorrespondent Paul Julius Reuter in Aachen, seine Nachrichten per Brieftaube zu verschicken und begründete damit die Nachrichtenagentur Reuter.
Die Veranstaltung des Westfälischen Industriemuseums findet auch bei schlechtem Wetter statt.

¿Das Glück fliegt in der Luft.
Zur Geschichte des Brieftaubensports in Westfalen¿

Sonderausstellung bis zum 24. April 2005
Textilmuseum Bocholt, Uhlandstr. 50, 46397 Bocholt, Tel. 02871 21611-0
Samstag (23.04.), 17 - 18 Uhr:
Einsetzen der Tauben zur Vortour der Reisevereinigung Bocholt
Die Veranstaltung ist kostenlos, es muss lediglich der Museumseintritt gezahlt werden!



Pressekontakt:
Evelyn Zerbe, Westf. Industriemuseum, Tel. 0231 6961-174 und Markus Fischer, LWL-Pressestelle, Tel. 0251 591-235
presse@lwl.org




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Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) arbeitet als Kommunalverband mit 20.000 Beschäftigten für die 8,3 Millionen Menschen in der Region. Der LWL betreibt 35 Förderschulen, 21 Krankenhäuser, 18 Museen sowie zwei Besucherzentren und ist einer der größten deutschen Hilfezahler für Menschen mit Behinderung. Er erfüllt damit Aufgaben im sozialen Bereich, in der Behinderten- und Jugendhilfe, in der Psychiatrie und in der Kultur, die sinnvollerweise westfalenweit wahrgenommen werden. Ebenso engagiert er sich für eine inklusive Gesellschaft in allen Lebensbereichen. Die neun kreisfreien Städte und 18 Kreise in Westfalen-Lippe sind die Mitglieder des LWL. Sie tragen und finanzieren den Landschaftsverband, dessen Aufgaben ein Parlament mit 125 Mitgliedern aus den westfälischen Kommunen gestaltet.


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