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Mitteilung vom 13.08.03

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"Säkularisation. Modernisierung und Zukunft der Religion": LWL veröffentlicht Prof. Dr. Lübbes Festvortrag zum LWL-Geschichtsprojekt

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Westfalen (lwl). "Was nicht mehr begriffen werden kann, ist nicht mehr." Mit diesem Hegel-Zitat über den nahen Untergang des Alten Reiches, mit seinen Klöstern und Fürstbistümern leitete Prof. Dr. Dr. Hermann Lübbe seinen Festvortrag zur Auftaktveranstaltung zum dezentralen Geschichtsprojekt "Säkularisation in Westfalen 1803 - 2003" des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippes (LWL) und der NRW-Stiftung Naturschutz, Heimat- und Kulturpflege ein. Inzwischen hat Lübbe seinen Vortrag weiter ausgearbeitet. Unter dem Titel "Säkularisation. Modernisierung und Zukunft der Religion" hat der LWL den Text jetzt herausgegeben und ist damit vielen Nachfragen der über 1000 Besucher dieser Veranstaltung nachgekommen.

Lübbe lässt Augenzeugen zu Wort kommen und zitiert aus Werken Goethes, Heines sowie der Droste zur Umbruchszeit um 1800: Wie haben sie den Epochenwechsel vom feudalen zum bürgerlichen Zeitalter empfunden und literarisch verarbeitet? Bei Heine klingt eine Napoleon-Schwärmerei an, während Annette von Droste-Hülshoff die unter den Preußen eingeleiteten Modernisierungsvorgänge unsentimental mitteilt.

Die Zeitgenossen haben die Auswirkungen der Säkularisation zwar sehr wohl registriert, sie aber gar nicht so tragisch und dramatisch empfunden, wie es aus heutiger Sicht und vor dem Hintergrund der aktuellen Diskussionen erscheinen mag: Erst seit dem 20. Jahrhundert und vor allem seit der Zwischenkriegszeit wird die Erinnerung an das, was mit der Säkularisation verloren ging, als schmerzhaft empfunden und ist zum Gegenstand eines allgemeinen Interesses geworden.

"Die Säkularisierungsklage musste nach dem Ende des zweiten Weltkriegs und vor dem Hintergrund des manifest ersatzreligiösen und damit anti-kirchlichen Charakters der nationalsozialistischen Ideologie einerseits und des Totalitarismus marxistisch-leninistischer Prägung andererseits zunächst noch an Intensität gewinnen", so Lübbe.

Besonders intensiv betrachtet Lübbe die Verhältnisse in den USA: in dem dort herrschende System der "Civil Religion' "manifestiert sich der amerikanische Sonderweg - von den inschriftlichen Bekundungen des Gottvertrauens auf jeder Ein-Dollar-Note", vor allem aber durch die für Europäer "undenkbaren präsidialen Gebete im Kontext öffentlicher Amtstätigkeit". ¿Wie erklärt sich diese zwischen den Europäern und auch den europäischen Katholiken auffällig gewordene Verbindung von säkularisationsgeprägter Modernität einerseits und vitaler, bis in den politischen Lebenszusammenhang hinein manifester religiöser Kultur andererseits?" Auch Deutschland hat einen gläubigen Bundespräsidenten, der im Unterschied zum amerikanischen Präsidenten aber nicht öffentlich betet - schon gar nicht im Bundestag. Lübbe geht den Ursachen dieser Unterschiede auf den Grund.

Interessenten können die 38-seitige Broschüre kostenlos bei der Geschäftsstelle "Säkularisation in Westfalen", Warendorfer Straße 24, 48133 Münster, Tel. (0251) 591-3972, Fax (0251) 591-268, E-Mail: saekularisation-westfalen@lwl.org bestellen.



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