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Mitteilung vom 14.04.03

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Gülle fahren oder in Trauerkleidung in die Kirche? Katholiken und Protestanten begingen den Karfreitag früher sehr unterschiedlich

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Westfalen (lwl). An keinem anderen Tag im Jahr wurde bis 1900 der konfessionelle Unterschied zwischen katholischer und evangelischer Bevölkerung so deutlich wie am Karfreitag: "Während dieser Tag für die Protestanten als höchster Feiertag galt, an dem sie natürlich nicht arbeiteten, war er für die Katholiken ein halber Arbeitstag. Zwar verzichteten sie auf lärmende Arbeiten wie Hämmern. Güllefahren und Gartenarbeit waren für Katholiken am Karfreitag aber durchaus erlaubt. Das führte häufig zu Reibereien zwischen den Gläubigen beider Konfessionen. In einem Bericht des Archivs für westfälische Volkskunde berichtet ein Diakon aus Herne für die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts: "Es gab Ärgereien zwischen streitenden Nachbarn. Die Katholiken arbeiteten am Karfreitag etwa im Garten oder fuhren Dünger. Die Evangelischen arbeiteten in auffälliger Weise am Fronleichnamstage.' Eine Entspannung der Konflikte setzte erst in den 1950er Jahren mit der gesetzlichen Einführung des Karfreitags als offiziellem Feiertag ein", erklärt Jutta Nunes Matias, Volkskundlerin beim Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL).

Der Karfreitag war der einzige Tag, an dem auch für die evangelische Bevölkerung Speisevorschriften galten. Ansonsten lehnen die Protestanten seit der Reformation das Fasten zur Vergebung der Sünden ab. Es solle nicht als Mittel zur Erlangung göttlicher Gnade dienen - dies könne allein durch den Glauben geschehen. Der Speiseplan der evangelischen Bevölkerung bestand am Karfreitag häufig aus Mehlsuppen, Pfannkuchen oder Reis mit Zucker und Zimt. Fisch oder Stockfisch wurde erst später zum traditionellen Karfreitagsessen und setzte sich zunächst in wohlsituierten Haushalten durch.

Die Speisevorschriften der katholischen Bevölkerung am Karfreitag sahen vor, dass nur das gegessen werden durfte, "was am Halm" wuchs. Zum Frühstück gab es häufig trockenes Brot, zum Mittag- oder Abendessen eine Suppe aus Milch und Mehl.

Das heutige Osterfest wurde ausgehend von bürgerlich-städtischen Festtagsgewohnheiten seit Mitte des 19. Jahrhunderts zunehmend mehr als ein Familienfest gefeiert. So sind die konfessionellen Unterschiede des Festes heute nicht mehr so spürbar wie noch um 1900. Deutlich wird dieses am Karfreitag, der den evangelischen Christen als höchster Feiertag galt, der mit völliger Arbeitsruhe begangen wurde. In einigen Landesteilen wie zum Beispiel im Kreis Herford gingen die Protestanten sogar in Trauerkleidung in die Kirche, zudem waren die Kirchen zum Karfreitags-Abendmahl überdurchschnittlich gut besucht.



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