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Mitteilung vom 06.03.03

Presse-Infos | Der LWL

Auf dem Weg ins neue Museum
Erste einheitliche Währung Westfalens hielt nur einige Jahrhunderte

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Attendorn (lwl). Seit etwas über einem Jahr ist der Euro das offizielle Zahlungsmittel. Ob er ein Erfolg wird, den internationalen Handel beflügelt und vereinfacht, die europäische Einigung vorantreibt, wird man erst in einigen Jahrzehnten sehen. Bei grenzüberschreitenden Besuchen, etwa beim nächsten westfälischen Nachbarn, den Niederlanden, macht sich der Euro jedenfalls bemerkbar. Mit der gemeinsamen Währung entfällt das Umrechnen vom Gulden zur Mark, fällt der Preisvergleich leichter.

Etwas ähnliches gab es schon einmal in
Westfalen, wenn auch in kleinerem Umfang:
das Münzwesen Karl des Großen. "Für
Westfalen war das ein bedeutender Schritt",
sagt Dr. Sven Spiong. Denn bevor Karl der
Große anlässlich der Synode von Frankfurt im Juni 794 eine Münzreform aus der Taufe hob, hatte man in Westfalen fast überall die Güter getauscht, die man haben wollte, erklärt der Archäologe des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL). Güter und Edelmetalle mussten vor jedem Handel umständlich gewogen werden. Nach der Reform sollte überall in den Städten und Marktorten die gemeinsame Währung gelten.

Das karolingische System von Mark, Schilling und Denar führte zu einem Anstieg des Handels. Im neuen Westfälischen Museum für Archäologie, das der LWL am 28. März in Herne eröffnet, zeigen die Archäologen eine breite Palette an Münzen aus dem 9. und 14. Jahrhundert, an denen sich die Entwicklung Westfalens nachvollziehen lässt. "Im 9. Jahrhundert waren erst wenige Münzen im Umlauf", sagt Spiong, später wurden es deutlich mehr.

Am Beispiel eines kleinen, feinen Pfennigs aus Attendorn (Kreis Olpe) machen die Forscher deutlich, wie sich aber im 14. Jahrhundert das einheitliche Währungssystem wieder verlor. Die Idee war gut, doch Westfalen noch nicht bereit. Dafür gab es viele Gründe, erläutert Dr. Peter Ilisch, LWL-Münzexperte. Das Königshaus hatte das Münzrecht an die Kölner Erzbischöfe, die westfälischen Bischöfe und einige Klöster verliehen. "Die weltlichen Herrscher wollten aber nicht zurückstehen", sagt Ilisch. Sie nahmen sich seit dem 12. Jahrhundert das Recht einfach heraus, Münzen zu prägen.

Die Geldstücke unterschieden sich im Laufe der Zeit immer mehr voneinander "Zunächst war der König auf allen Münzen abgebildet, im 13. Jahrhundert aber ließen auch viele geistliche und weltliche Fürsten ihr eigenes Porträt in das Edelmetall prägen." Die Zahlungsmittel unterschieden sich später auch im Gewicht, damit auch im Wert. Und sie waren nicht mehr im gesamten Reich gültig, erklärt der Wissenschaftler. "Westfalen zerfiel im 14. Jahrhundert in kleine Währungsbezirke." Einen Trost gab es damals: In Wechselstuben konnten die Menschen ihre Münzen umtauschen. Das muss man heute bei Besuchen im Euroland wohl nicht mehr befürchten.

Am 28. März 2003 wird der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) sein neues Archäologiemuseum in Herne eröffnen. In einer Reihe weisen wir auf interessante Exponate hin, die sich auf die Reise in die neue Ausstellung über 250.000 Jahre westfälischer Geschichte machen.







Pressekontakt:
Frank Tafertshofer, Telefon 0251 591-235
presse@lwl.org




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Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) arbeitet als Kommunalverband mit 20.000 Beschäftigten für die 8,3 Millionen Menschen in der Region. Der LWL betreibt 35 Förderschulen, 21 Krankenhäuser, 18 Museen sowie zwei Besucherzentren und ist einer der größten deutschen Hilfezahler für Menschen mit Behinderung. Er erfüllt damit Aufgaben im sozialen Bereich, in der Behinderten- und Jugendhilfe, in der Psychiatrie und in der Kultur, die sinnvollerweise westfalenweit wahrgenommen werden. Ebenso engagiert er sich für eine inklusive Gesellschaft in allen Lebensbereichen. Die neun kreisfreien Städte und 18 Kreise in Westfalen-Lippe sind die Mitglieder des LWL. Sie tragen und finanzieren den Landschaftsverband, dessen Aufgaben ein Parlament mit 125 Mitgliedern aus den westfälischen Kommunen gestaltet.


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