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Mitteilung vom 29.01.03

Presse-Infos | Der LWL

Auf dem Weg ins neue Museum:
Beweise in der Toilette - nach über 50 Jahren tauchte ein SA-Dolch wieder auf

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"Im ersten Moment dachten wir, das sei bestimmt Gold", erzählt Christel Boldt. "Dann aber merkten wir, es ist nur ein Messer." Der Fund, den die Billerbeckerin Anfang April vergangenen Jahres im Garten ihres Hauses machte, war auf den ersten Blick vielleicht "nur" ein Messer. Aber schon nach wenigen Augenblicken merkte die 48-Jährige, dass sie etwas Besonderes entdeckt hatte. Einen Dolch, den ein Mitglied
der SA im Dritten Reich als Teil der Uniform trug.

Auch der Fundort schien ungewöhnlich. Christel Boldts Sohn Mario hatte gerade begonnen, neue Abwasserrohre in dem 1936 gebauten Haus im Kreis Coesfeld zu verlegen, als er auf einen Schacht an der Häuserwand stieß. Das war der Abfluss der alten Abortgrube, einem anderthalb Meter tiefen, zwei mal zwei Meter großen Loch, das unter der Küche des Hauses angelegt war. "Zusammen mit dem Dolch haben wir auch Patronen in der Grube gefunden", berichtet Christel Boldt. Im Internet informierte sich ihr Sohn, was es mit dem SA-Dolch auf sich hatte, beide befragten Nachbarn nach den alten Hausbesitzern: Langsam ergab sich ein Bild, das die Ereignisse irgendwann in den letzten Kriegstagen des Jahres 1945 wieder lebendig werden ließ.

"Der alte Besitzer, ein Postbeamter, war wohl Mitglied in der SA", erzählt Christel Boldt. Kurz bevor die alliierten Truppen sein Haus erreichten, muss er mit dem Dolch und den Patronen in der Küche aufgetaucht sein und diese in das alte Plumpsklo geworfen haben. Kein Einzelfall: Bevor die Alliierten in allen Teilen Deutschlands einmarschierten, entledigten sich viele Partei-genossen ihrer Symbole und Erkennungsmerkmale.

"Das war am Ende des Krieges ganz normal, man wollte eben nicht entdeckt werden", bestätigt Dr. Sven Spiong die Deutung des Fundes. Der Dolch kommt ins neue Westfälische Museum für Archäologie, das der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) Ende März in Herne eröffnet. Der Archäologe berichtet von Waffen, die Nationalsozialisten nach der Kapitulation in Flüsse warfen, von Patronen und Uniformen, die man in den Wäldern vergrub.

Spiong ist froh, dass Christel Boldt die Waffe, gewaschen und in einer Plastiktüte verstaut, zum Archivamt in Billerbeck gebracht hatte. Der dortige Archivar leitete den Dolch weiter nach Münster, nun findet er seinen endgültigen Platz in Herne. "Das Wissen über diese Dinge stirbt mit den älteren Generationen aus", erläutert der Wissenschaftler, "heute sind diese Versteckfunde umso wichtigere archäologische Hinweise."

Achtung Redaktionen:
Am 28. März 2003 wird der LWL sein neues Archäologiemuseum in Herne eröffnen. In den folgenden Wochen weisen wir noch auf eine Reihe von interessanten Exponaten hin, die sich auf die Reise in die neue Ausstellung über 250.000 Jahre westfälischer Geschichte machen.






Pressekontakt:
Markus Fischer Telefon: 0251 591-235
presse@lwl.org




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