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Mitteilung vom 14.01.03

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LWL erhält Sammlung zur jüdischen Begräbniskultur in Westfalen-Lippe

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Münster (lwl). Die Volkskundliche Kommission des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) erhält eine umfangreiche Sammlung an Bild- und Schriftdo-kumenten zur jüdischen Begräbniskultur in Westfalen: Hansjürgen Heinritz, der im Auftrag des Landesrabbiners Dr. Henry Brandt die jüdischen Friedhöfe in Westfalen-Lippe beaufsichtigt und pflegt und dabei zum Sammler von Bildern und Schriften rund um die jüdische Begräbniskultur wurde, schenkt der LWL-Kommission seine komplette Sammlung, die unter anderem 2500 Dias jüdischer Friedhöfe aus der Zeit von 1970 bis 2002 enthält.

"Die Fotos der jüdischen Friedhöfe und Grabdenkmäler bereichern unsere umfangreiche Fotosammlung von Grabdenkmälern und Friedhöfen um eine wichtige Komponente: Bislang hatten wir nur Material zur christlichen Begräbniskultur", so Christiane Cantauw, Leiterin des Bildarchivs in der LWL-Kommission.

Über sein Ehrenamt hat Heinritz ein tiefgehendes Interesse für die Geschichte der Juden und ihre Begräbniskultur entwickelt. Er pflegt einen engen Kontakt zu vielen Wissenschaftlern, aber auch zu einzelnen jüdischen Familien. Im Laufe der Jahre hat er nicht nur jüdische Gräber, sondern auch die Geschichte einzelner jüdischer Familien ausführlich dokumentiert. Mit über 2500 Dias hat er das Erscheinungsbild der jüdischen Friedhöfe in Westfalen-Lippe festgehalten. Sein Material hat schon etliche Bücher und mehrere Ausstellungen bereichert.

"Jüdische Friedhöfe sind stumme Zeugen der wechselvollen Geschichte der Juden in Westfalen. Einer Geschichte, die sich nicht auf die letzten 50 Jahre begrenzt, sondern die bereits im Mittelalter begann. Als steinerne Geschichtsbücher erzählen sie, wie die Juden auch in Westfalen unterdrückt und ausgegrenzt wurden, aber auch wie sie sich emanzipiert und ihrem Umfeld angeglichen haben", so Cantauw.

Da nach jüdischem Glauben die Totenruhe unantastbar ist und die ewige Ruhe den Toten garantiert werden muss, dürfen jüdische Gräber nicht wieder belegt werden. Deshalb gibt es auf jüdischen Friedhöfen teilweise heute noch Grabsteine aus dem Mittelalter. Der älteste jüdische Grabstein Westfalens, von dem allerdings nur die untere Hälfte erhalten ist, befindet sich neben der Trauerhalle auf dem jüdischen Friedhof in Münster an der Einsteinstraße. Er stammt aus dem Jahr 1324.

"Die besonderen Symbole auf den Grabsteinen wie die segnenden Hände, der Wasserkrug mit Schale oder auch Tiergestalten, die meist in
Zusammenhang mit dem Namen des Verstorbenen stehen, unterscheiden sich von den auf christlichen Grabsteinen verwendeten Metaphern. Sie geben Zeugnis von der jüdischen Kulturgeschichte, die auch die Region Westfalen mitgeprägt hat", erläutert Cantauw.

Das Bildarchiv der Volkskundlichen Kommission des LWL ist über eine Datenbank erschlossen, die mittlerweile fast 70.000 Datensätze umfasst. Es ist montags bis donnerstags in der Zeit von 8.30 Uhr bis 15.30 Uhr, freitags von 8.30 Uhr bis 12.30 Uhr geöffnet und steht allen Interessierten zur Verfügung. Telefonische Anfragen unter: 0251/8324398 oder 0251/8324404.







Pressekontakt:
Markus Fischer Telefon: 0251 591-235
presse@lwl.org




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