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Mitteilung vom 30.10.02

Presse-Infos | Der LWL

Die ersten Bauern in Westfalen waren auch im Kreis Paderborn
Archäologen beenden Ausgrabungen bei der Dreckburg

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Salzkotten (lwl). Über ein Jahr lang haben die Archäologen des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) am Ostrand von Salzkotten (Kreis Paderborn) gegraben. Dort dokumentierten die Forscher auf einer Fläche von fast drei Hektar Siedlungsspuren aus der Zeit der ersten Bauern in Westfalen vor 7.000 Jahren bis ins Mittelalter (6. Jahrtausend v. Chr. bis 9. Jahrhundert n. Chr.).

Nun wird aufgeräumt: Ende Oktober beenden die LWL-Archäologen wie geplant ihre Ausgrabungen und haben nach 13 Monaten eine erste Bilanz gezogen. ¿Immer wieder siedelten Menschen auf dem Gelände, denn es lag günstig: Der Boden war fruchtbar, ein Bach stellte die Wasserversorgung sicher, und später führte der Hellweg nahe vorbei¿ erklärt Dr. Andreas Haasis-Berner, der wissenschaftliche Ausgrabungsleiter vom Westfälischen Museum für Archäologie und LWL-Amt für Bodendenkmalpflege die Fülle der Funde.

Ein neues Kapitel in der Lokalgeschichte wurde durch die Ausgrabung von einigen Gruben aus der Zeit der ersten Bauern in Westfalen aufgeschlagen. Denn ihr Nachweis fehlte bislang im Kreis Paderborn. In einer dieser Gruben aus der Mitte 6. Jahrtausend v. Chr. fanden die Ausgräber die Reste von einer Steingeräte-Produktion: mehrere Kilogramm Feuerstein, darunter mehr als 20 Kernstücke, von denen man Klingen abgeschlagen hatte. Die Rohstoffe stammen aus Belgien.

Siedlungsspuren der Bronzezeit (2.800-750 v. Chr.) fehlen. Danach war das Areal wieder vom Ende der älteren Eisenzeit (ab 750 v. Chr.) bis um Christi Geburt besiedelt. In Reihen angeordnete Speicher deuten darauf hin, daß die Menschen größere Heuvorräte anlegten. Nach einer Unterbrechung war das Gelände ab 200 bis etwa 400 n. Chr. durchgehend bewohnt. In zwei von vier Grubenhäusern standen Webstühle. Ein besonderer Fund ist der Rohling einer so genannten Armbrust-Fibel: Wahrscheinlich hat hier ein Feinschmied gearbeitet.

Die jüngsten Hausgrundrisse aus dem 8./9. Jahrhundert könnten auf die Anfänge des im 14. Jahrhundert verlassenen Ortes Othelmestorp hinweisen. Diese Siedlung, in schriftlichen Quellen erwähnt, hatten die Archäologen ursprünglich hier vermutet.

Insgesamt hat ein 15-köpfiges Team aus Studenten und ABM-Kräften die archäologischen Untersuchungen durchgeführt. ¿Ohne die Unterstützung der Stadt Salzkotten und des Arbeitsamtes Paderborn hätten wir die fast drei Hektar große Fläche in der Zeit kaum so akribisch untersuchen können¿ lobt Grabungsleiter Haasis-Berner die Zusammenarbeit. ¿Wir können die hohen Ansprüche an die Dokumentation auch deshalb erfüllen, weil wir in den Scheunen von Gut Dreckburg gute Arbeits- und Lagerbedingungen hatten¿ ergänzt LWL-Grabungstechniker Thomas Pogarell.

Die archäologische Untersuchung der Fläche war notwendig geworden, da die Stadt Salzkotten das Gelände ab nächstem Jahr als Gewerbegebiet erschließen will. Mit dem Ende der Ausgrabungen sind die Arbeiten der Archäologen aber längst nicht abgeschlossen. Bis zum Ende des Jahres will Haasis-Berner die Grabungsdokumentation ausgewertet haben: Pläne, Fotos, naturwissenschaftliche Untersuchungen und Funde wollen analysiert, verglichen und bewertet werden. Erst dann beginnen die Funde ¿zu sprechen¿, und in der Zusammenschau entsteht das Bild einer Mikroregion und ihrer Entwicklung. Diese Geschichte des Platzes soll dann auch veröffentlicht werden. Einen ersten Eindruck von der Vorgeschichte ihres Ortes konnten sich die Bürger Salzkottens schon im Sommer 2002 in einer kleinen Ausstellung im Rathaus machen.







Pressekontakt:
Frank Tafertshofer, Telefon: 0251 591-235 und Dr. Yasmine Freigang, Telefon: 0251 5907-267
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