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Mitteilung vom 28.10.02

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Halloween hält Einzug in Westfalen
LWL erforscht Halloween und alte westfälische "Rüben-Bräuche"

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Westfalen (lwl). Seit etwa fünf Jahren hält auch in Westfalen ein neuer Brauch Einzug: die Feier des Halloween-Festes in der Nacht vom 31. Oktober zum 1. November (Allerheiligen). An diesem Tag gehen Kinder und Jugendliche mit verschiedenen, möglichst gruseligen Verkleidungen von Haus zu Haus. Mit dem Ausspruch "Süßes, sonst gibt's Saures" heischen sie um Süßigkeiten. "Weigert sich jemand, etwas zu geben, muss er mit Streichen rechnen", warnt Christiane Cantauw, vom Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL). "Für uns ist es besonders spannend zu beobachten, wie sich ein neuer Brauch verbreitet und entwickelt", so die Volkskundlerin weiter.

Doch nicht nur die Kinder haben den neuen Brauch für sich entdeckt: "In den Vorgärten und Häusern finden sich neue Dekorationen: angefangen von Lichterketten in Geisterform bis hin zu Fledermäusen als Fensterbilder sind der Fantasie hier keine Grenzen gesetzt. Ein geläufiges Symbol des Halloween-Festes, das auch in der festtypischen Dekoration immer wieder auftaucht, ist der ausgehöhlte und von innen beleuchtete Kürbis, im angelsächsischen Sprachraum 'jack-o-lantern' genannt", hat Cantauw beobachtet.

Ein "Verwandter" des beleuchteten Halloween-Kürbisses ist in Westfalen-Lippe schon lange bekannt: "Früher haben die Kinder in Westfalen aus Rüben Laternen geschnitzt. Diese Laternen waren meist mit Mustern verziert, zum Teil leuchteten die Kerzen aber auch aus ausgeschnittenen Gesichtern oder sogar Fratzen, die denen der Halloween-Kürbisse ähneln.
Mit diesen Laternen gingen die Kinder am St. Martinstag von Tür zur Tür und baten um kleine Gaben. Dabei drohten sie allerdings keine Streiche an wie heute, sondern in den plattdeutschen Sprüchen ging es mehr um die abgeschlossene Ernte und den anstehenden Jahreszeitenwechsel", vergleicht Cantauw den alten westfälischen Brauch mit Halloween. Im benachbarten Emsland fanden diese Umzüge sogar an Allerheiligen statt. In Bayern wurden die ausgehöhlten Rüben teilweise auch als Grableuchten benutzt. Ein eingeschnittenes Kreuz ließ das Licht dabei weit in die Nacht hinein leuchten. "Wir würden uns freuen, wenn sich diejenigen, die die alten westfälischen Bräuche mit ihren Sprüchen noch kennen, oder die berichten wollen, wie der neue Halloween-Brauch gefeiert wird, sich bei der Volkskundlichen Kommission des LWL unter Telefon 0251/8 32 43 98 melden", hofft die LWL-Volkskundlerin auf Unterstützung bei der Brauchtumsforschung.

Zum Hintergrund:
Der Halloween-Brauch geht auf ein irisch-keltisches Totenfest zurück. Im Frühmittelalter wurde an diesem Tag das Fest "Allerheiligen" eingeführt, das dem Halloween-Fest auch seinen Namen gab: An "All Hallow's Eve" oder "All Hallow's Evening", also dem Vorabend des Allerheiligenfestes, gedachte man der Verstorbenen.

Außerhalb der Kirche entwickelten sich die Bräuche rund um Halloween weiter und gaben dem Fest ein eher weltliches Gepräge. Als solches führten es im 19. Jahrhundert die irischen Einwanderer in Amerika ein. Hier nahm der Halloweenbrauch eine eigene, spezifische Entwicklung mit Festelementen, die uns auch heute noch bekannt sind: Rüben und Kartoffeln, aus denen die irischen Einwanderer anfangs noch die Geisterfratzen hergestellt hatten, ersetzten sie durch den amerikanischen Kürbis, der sich weitaus besser dafür eignete. Auch die Heischegänge der Kinder mit ihren Rufen "trick or treat" (Geschenk, sonst gibt es einen Streich) nahmen hier ihren Anfang.

Das Halloween-Fest hat heute auch eine nicht zu übersehende kommerzielle Komponente: Film-produktionen, Dekorationsartikel, öffentliche Partys, besondere Angebote von Freizeitparks oder spezielle Angebote der Süßwarenhersteller verschaffen den Anbietern einen guten Umsatz, der sich durch die Ausweitung des "Marktes" auf Europa noch steigerte.

"Insgesamt entspricht der Halloween-Brauch einem wachsenden Bedürfnis nach öffentlichen Bräuchen mit hohem 'Spaßfaktor', die noch nicht durch ein genau einzuhaltendes Zeremoniell festgelegt sind. Auch die Tatsache, dass das Fest in die ansonsten relativ braucharme Zeit zwischen Spätsommer und Advent fällt, hat sicherlich zu seiner guten Aufnahme auch in Westfalen beigetragen", so Cantauw.








Pressekontakt:
Markus Fischer Telefon: 0251 591-235
presse@lwl.org




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Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) arbeitet als Kommunalverband mit 20.000 Beschäftigten für die 8,3 Millionen Menschen in der Region. Der LWL betreibt 35 Förderschulen, 21 Krankenhäuser, 18 Museen sowie zwei Besucherzentren und ist einer der größten deutschen Hilfezahler für Menschen mit Behinderung. Er erfüllt damit Aufgaben im sozialen Bereich, in der Behinderten- und Jugendhilfe, in der Psychiatrie und in der Kultur, die sinnvollerweise westfalenweit wahrgenommen werden. Ebenso engagiert er sich für eine inklusive Gesellschaft in allen Lebensbereichen. Die neun kreisfreien Städte und 18 Kreise in Westfalen-Lippe sind die Mitglieder des LWL. Sie tragen und finanzieren den Landschaftsverband, dessen Aufgaben ein Parlament mit 125 Mitgliedern aus den westfälischen Kommunen gestaltet.


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