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Mitteilung vom 22.10.02

Presse-Infos | Der LWL

Fäden laufen im Textilmuseum Bocholt zusammen
Münsterländische Baumwollroute im Netz

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Bocholt (lwl). Die Seidenstraße kennt jedes Kind - aber wo befindet sich die Baumwollstraße? Antwort gibt die Internet-Präsentation des European Textile Network (ETN). Im virtuellen Nachschlagewerk (https://www.ETN-net.org/routes) zur Textilgeschichte in Europa, das seit letztem Jahr online ist, finden Besucher jetzt auch die ¿Münsterländische Baumwollroute¿. Sie verdichtet als fünfte deutsche Route zur Textilgeschichte das Netz auf regionaler Ebene.

Die Baumwollroute stellt für das grenzübergreifende Gebiet zwischen Bocholt, Nordhorn, Greven, Rheine und Enschede (NL) in drei Sprachen und mit zahlreichen Fotos und Plänen insgesamt 31 Stationen der Textilgeschichte vor. Im Vordergrund stehen Gebäude ehemaliger Spinnereien und Webereien aus der Zeit zwischen 1880 und 1930, aber auch produzierende Betriebe und fünf Museen.

¿Auf den Internetseiten stellen wir erstmals die wichtigsten Zeugnisse der Baumwoll-, Leinen- und Juteindustrie im Zusammenhang vor. Und wir hoffen, dass viele Menschen mit Hilfe der Baumwollroute die Spuren der Industriekultur in unserer Region entdecken¿, erklärte Museumsleiter Dr. Hermann Josef Stenkamp bei der Vorstellung des Projektes im Textilmuseum in Bocholt. Das Museum des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) fungiert als sogenannter ¿Textil-Kontakt-Punkt¿, in dem die Fäden der Baumwollroute zusammenlaufen. Kooperationspartner sind das Kulturforum in Rheine, das Stadtmuseum Povelturm in Nordhorn und das Museum Jannink in Enschede. Realisiert werden konnten die Internetpräsentation und ein Faltblatt mit Mitteln des Landes NRW und des LWL. Damit ist das Projekt aber noch nicht abgeschlossen. Stenkamp: ¿Vor allem auf niederländische Seite soll das Netz noch weiter ausgebaut werden.¿

Zur Geschichte

Niederländische Handelsschiffe hatten die Baumwolle im 16. Jahrhundert zunächst aus Indien nach Europa gebracht. Von Holland und Flandern aus gelangte der Rohstoff und mit ihm das Know How seiner Verarbeitung ins westliche Münsterland ¿ eine Region, die traditionell von der Leinenweberei geprägt war.

Zum Exportschlager entwickelte sich hier ab dem 16. Jahrhundert die sogenannte ¿Baumseide¿, ein Mischgewebe aus Leinen und Baumwolle. Diese frühen gewerblichen Anfänge bildeten um die Mitte des 19. Jahrhunderts die Basis für die beginnende Fabrik-Produktion. Örtliche Garnhändler und Verleger begründeten im Raum zwischen Bocholt, Rheine, Enschede, Nordhorn und Greven ¿ dem heutigen Euregio-Gebiet ¿ erste mechanische Spinnereien und Webereien. Fortan entwickelte sich die Region zu einem der größten und weltweit bedeutenden Zentren der Baumwollverarbeitung. In einigen Orten wurden aber auch Hartfasern wie Leinen, Jute und Sisal in größerem Umfang verarbeitet.

Trotz des einschneidenden Strukturwandels in der Textilbranche in den letzten Jahrzehnten, dem die meisten Betriebe zum Opfer fielen, wird in der Region heute nach wie vor eine breite Palette von Textilien produziert: vom herkömmlichen gerauten Baumwollgewebe bis hin zu speziellen technischen Textilien. Einige Firmen arbeiten bis heute in den historischen Produktionsgebäuden, andere zogen aus und errichteten in der Nachkriegszeit schlichte Zweckbauten. ¿In der Region ist noch viel Potenzial vorhanden, um die Baumwollroute im Internet weiter auszubauen¿, erklärt Museumsleiter Stenkamp.









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Markus Fischer, Telefon: 0251 591-235 und Christiane Spänhoff, Telfon: 0231 6961-127
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