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Mitteilung vom 11.09.02

Presse-Infos | Der LWL

Auf dem Weg ins neue Museum
Spielzeug oder Kultobjekt?
Geheimnisvoller Fund vor 15 Jahren in Dortmund

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Sie sind klein, gerade einmal 5,3 Zentimeter hoch, und aus bräunlichem Ton. Sechs Figürchen, zum Teil nur als Fragmente erhalten, die die Archäologen des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) in Dortmund-Mengede 1986 und 1987 fanden. Die Statuetten, so nennen sie die Wissenschaftler, haben keine Verzierungen, man kann kaum die angedeuteten Gesichtszüge, Augen, Nase, Mund erkennen.

Sie sind geschlechtslos, liegen auf ihren angeflachten Rücken, fünf haben die Arme vor der Brust verschränkt, eine breitet sie aus. Und sie umgibt ein Geheimnis, dass bis jetzt noch nicht gelöst ist.

¿Wir können nur spekulieren, welchen Zweck die Figuren erfüllten¿, sagt Dr. Josef Mühlenbrock, Archäologe des LWL. ¿Sicher ist: Die Figürchen hat ein germanischer Töpfer geformt. Wir wissen nicht, ob es beispielsweise Spielzeuge germanischer Kinder waren oder Objekte, die die Germanen für ihren Götterkult benutzten.¿ Der Fund stammt aus dem 2. oder 3. Jahrhundert nach Christus, die Ausgräber entdeckten die Statuetten bei einer mehrwöchigen Grabungskampagne. Sie lagen zwischen Tonscherben und anderen Siedlungsresten. Naturwissenschaftliche Untersuchungen haben ergeben, dass sie aus dem gleichen Ton gefertigt wurden wie die vor Ort gefundenen Tongefäße.
Die Figuren werden gerade ¿reisefertig¿ gemacht und finden demnächst ihren Platz im neuen Westfälischen Museum für Archäologie, das der Landschaftsverband Ende März nächsten Jahres in Herne eröffnen wird. ¿Sie sind ein einzigartiger Fund¿, erklärt Mühlenbrock. ¿Menschenfiguren sind aus dieser Zeit kaum bekannt.¿ Wenige vergleichbare figürliche Darstellungen entdeckte man beispielsweise im ostwestfälischen Enger. ¿Dort gibt es Tierfiguren, einen Eberkopf, der ein Gefäß verzierte, und einen Vogelkopf, der als Stockaufsatz diente.¿

Das Fundgebiet in Mengede wird wohl keinen Aufschluss über die Statuetten mehr geben. Anlass der Ausgrabungen war vor rund 15 Jahren der Bau eines neuen Zubringers der Autobahn A2 Oberhausen ¿ Hannover, der den Dortmunder Ortsteil nun östlich umgeht. Das Gebiet überschnitt den schon länger bekannten Fundplatz am nördlichen Ufer der Emscher. Insgesamt deckten die Forscher rund 4000 Quadratmeter des Bereichs auf, der in der römischen Kaiserzeit eine Rolle spielte und bei dem es sich wahrscheinlich um einen verlandeten Altarm der Emscher handelt. Die Wissenschaftler lokalisierten locker gestreute Teile von Grubenhäusern. Wegen der zu geringen Anzahl der Funde brachen sie die Grabungen ab.

Ende März wird der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) sein neues Archäologiemuseum in Herne eröffnen. In den folgenden Wochen weisen wir auf eine Reihe von interessanten Exponaten hin, die sich auf die Reise in die neue Ausstellung über 200.000 Jahre westfälischer Geschichte machen.







Pressekontakt:
Markus Fischer Telefon: 0251 591-235
presse@lwl.org




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Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) arbeitet als Kommunalverband mit 20.000 Beschäftigten für die 8,3 Millionen Menschen in der Region. Der LWL betreibt 35 Förderschulen, 21 Krankenhäuser, 18 Museen sowie zwei Besucherzentren und ist einer der größten deutschen Hilfezahler für Menschen mit Behinderung. Er erfüllt damit Aufgaben im sozialen Bereich, in der Behinderten- und Jugendhilfe, in der Psychiatrie und in der Kultur, die sinnvollerweise westfalenweit wahrgenommen werden. Ebenso engagiert er sich für eine inklusive Gesellschaft in allen Lebensbereichen. Die neun kreisfreien Städte und 18 Kreise in Westfalen-Lippe sind die Mitglieder des LWL. Sie tragen und finanzieren den Landschaftsverband, dessen Aufgaben ein Parlament mit 125 Mitgliedern aus den westfälischen Kommunen gestaltet.


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