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Mitteilung vom 09.08.02

Presse-Infos | Der LWL

Bild eines Lynchmordes ist Kunstwerk des Monats August:
Doppelporträt der Brüder Johan und Cornelis de Witt

Bewertung:

Münster (lwl). Ein brutaler Doppelmord aus dem Jahr 1672 bildet den Hintergrund für die Entstehung des Kupferstiches "Doppelporträt der Brüder Johan und Cornelius de Witt". Grundlage für dieses Bild ist ein Kupferstich von Lambert Visser, den Romeyn de Hooghe nach 1672 stark überarbeitet hat. Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) zeigt den Stich, von dem nur wenige Exemplare erhalten sind, als Kunstwerk des Monats August in seinem Westfälischen Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte in Münster.

Der ursprüngliche Stich von Visscher zeigte nur den Ratspensionär (=Abgeordneter) Johan de Witt (1625 - 1672) vor der Versammlungshalle der Generalstaaten, dem höchsten Staatsorgan der Republik der Niederlande. In der von Romeyn de Hooghe überarbeiteten Version verschwindet die Versammlungshalle, stattdessen ist ein Porträt des Bruders Cornelius (1623 - 1672) zu sehen, das ihn in der Kleidung des Oberkommandierenden der niederländischen Flotte zeigt. An der Stelle von Johans rechter Hand ist jetzt das Familienwappen mit einem Hasen, einen Windhund und einem Spürhund zu sehen, das über einem Totenkopf steht, der auf das Schicksal der Brüder hinweist.

In der ursprünglichen Version des Kupferstiches ist unter dem Porträt einer Schrifttafel zu sehen. Ein 14-zeiliges Gedicht erzählt anhand des Lebens von Johan de Witt von den Wechselfällen des Glücks. In der zweiten Version wird die Schrifttafel zur Bühne für den Mord an den Brüdern: Eine panoramaartige Darstellung stellt nüchtern und unverbrämt dar, wie die Brüder gefangen genommen erschossen und wie ihre Leichen am Galgen hängend zerstückelt werden.

Johan de Witt leitete von 1653 bis 1672 als oberster Vertreter der Stände die niederländische Innen-, Außen und Handelspolitik. Um die wichtigen Seewege zu sichern, stärkte er die Flotte und führte zwei Seekriege gegen England. Dabei vernachlässigte er die Landstreitkräfte, so konnte das Heer von Ludwig XIV. von Frankreich die Niederlande überrennen. Der zurückgetretene Johan de Witt wurde zu Unrecht verdächtigt, mit den Franzosen kollaboriert zu haben. Sein Bruder Cornelis wurde des Mordes an Wilhelm III. bezichtigt, der die Position von Johan de Witt übernommen hatte. Deshalb sollte der ältere de Witt verbannt werden. Als Johan ihn im "Gevangenenpoot", dem königlichen Gefängnis in Den Haag, besuchte, kam es zum tödlichen Eklat: Eine wütende Menschenmenge stürmte das Gefängnis, schleppte die Brüder ins Freie und lyncht sie.

Das LWL-Museum hat zum Kunstwerk des Monats ein Faltblatt herausgegeben, das für einen Euro im Museum zu erhalten ist.










Pressekontakt:
Markus Fischer Telefon: 0251 591-235
presse@lwl.org




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