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Mitteilung vom 03.05.02

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Muttertag ist keine Nazi-Erfindung - Metzger sind Väter des Vatertages

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Münster (lwl). Die nächsten Tage werden für die Männer ganz schön stressig: An Christi Himmelfahrt (Donnerstag 9. Mai) feiern viele den "Vatertag" mit einer "Herrenpartie". Den Folgen dieser feuchtfröhlichen Veranstaltung zum Trotz eilen sie spätestens am Sonntag (12. Mai) in die Blumenläden auf der Jagd nach einem der letzten Sträuße. Derweil decken die Kinder zu Hause hübsch den Tisch, um zumindest einmal im Jahr der Mama eine Freude zu bereiten: Schließlich ist der zweite Sonntag im Mai seit fast 80 Jahren in Deutschland traditionell der "Muttertag".

"Der Muttertag ist ein Import aus den USA", weiß Christiane Cantauw, Volkskundlerin beim Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL). Er wurde bereits 1914 in Amerika zum Staatsfeiertag erklärt. Sieben Jahre lang hatte die Methodistenpredigertochter Ann Jarvis zuvor für diesen Tag geworben. In der Schweiz war es die Heilsarmee, die den Muttertag kurz danach
einführte, in Schweden war es 1919 auf Drängen der Gattin eines Volksschullehrers soweit. Die Holländer ließen sich bis 1932 Zeit.

"Falsch ist auf jeden Fall, dass die Nationalsozialisten den Muttertag in Deutschland eingeführt haben", stellt Cantauw klar. Zwar haben sie ihn seit ihrer Machtergreifung 1933 propagiert, doch der Muttertag wurde in Deutschland bereits 1923 ausgerufen."

An Christi Himmelfahrt haben die Väter ihren Tag. Dabei geht es aber deutlich weniger familiär zu als am Muttertag: Ausgerüstet mit Bollerwagen und Bierflaschen ziehen sie durch die Gegend. Der "Vatertag" ist eine holländische Erfindung aus dem Jahr 1936. Dahinter steckten Zigarrenhändler und Metzger, sie wollten am "Vatertag" ebenso gut verdienen wie die Blumenhändler an "Muttertag".

Seinen Ursprung hat der Vatertagsausflug in den sogenannten Flurumgehungen, die es in vielen Bistümern am Himmelfahrtstag im 18. und 19. Jahrhundert als nachgestellten Gang der Apostel gab. Im Laufe der Zeit wurde aus diesem kirchlichen Brauch ein fröhlicher Ausflug - vor allem Vereine und die Städter zogen in die Ausflugslokale am Stadtrand und in den Dörfern. So wurden aus dem nachgestellten Gang der Apostel
"Schinkentouren" und "Herrenpartien". Unter dem Motto "Los von Muttern" führten die ausgelassenen Touren zu Fuß, mit dem Fahrrad oder auf Lastautos in die Wälder und Wirtschaften der näheren Umgebung.



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