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Mitteilung vom 04.03.02

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LWL-Fachtagung: Ein Kommen und Gehen von Planzen- und Tierarten hat es immer gegeben - der Wandel war noch nie so dynamisch

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Münster (lwl.) "Veränderungen in der Landschaft und damit auch in der Tier- und Pflanzenwelt waren und sind etwas ganz Normales", diese Bilanz der Fachtagung "2000 Jahre Landschaft in Nordrhein-Westfalen" zieht Dr. Bernd Tenbergen vom Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL). Auf Einladung des LWL und der Natur- und Umweltschutzakademie NRW (NUA) haben sich bei der Tagung am Montag (04.03.) im LWL-Museum
für Naturkunde in Münster über 100 Geografen, Naturschützer, Forst-Moschusochsens die "Zutaten" für einen wissenschaftler, Jagdexperten,
Botaniker und Zoologen mit dem Kommen und Gehen von Arten beschäftigt. Zu allen Zeiten hätten sich verschiedene Arten gegenseitig
verdrängt, doch so dynamisch wie in den letzten 100 Jahren sei dieser Wandel wohl noch nie gewesen, waren sich die Teilnehmer einig.

Mehr als 250 Pflanzenarten aus aller Herren Länder gelten heute als fester Bestandteil der westfälischen Flora. "Fast jede Art hat ihre eigene Reisegeschichte. Nur bei wenigen ist die Einbürgerung so spektakulär wie bei der Herkulesstaude. Sie sorgt für großes Aufsehen, weil ihr Pflanzensaft in Verbindung mit Licht zu schweren Hautverbrennungen führen kann", erklärt Tenbergen. Auch bei den Tieren lässt sich ein Wandel beobachtet: Während Bisam, Waschbär und die Lachmöwe als Neubürger nach Westfalen gekommen sind, sind andere wie Biber, Luchs, Wolf und Birkhuhn schon seit vielen Jahren aus Westfalen verschwunden.

Wie sich die heimische Tier- und Pflanzenwelt verändert hat, soll demnächst ein neuer Teil der Dauerausstellung im LWL-Naturkundemuseum zeigen. Unter dem Titel "Von der Mammutsteppe zur Agrarlandschaft - Westfälische Landschaften im Wandel" geht es auch um die Rolle des Menschen bei dieser Veränderung. "Die Ausstellung reicht etwa 12.000 Jahre zurück in die Zeit, als in Westfalen die Menschen noch Mammuts und Waldelefanten jagten. Von dieser Naturlandschaft ausgehend, spannen wir den Bogen über die vom Menschen gestaltete historische Kulturlandschaft, von der man heute nur noch Relikte findet, bis hin zur modernen Agrarlandschaft", erläutert Ausstellungsmacher Tenbergen.

In die Ausstellung fließen natürlich auch die Ergebnisse der Fachtagung ein. "Um ein umfassendes Bild zu gewinnen, haben Experten aus den verschiedenen Fachgebieten Jagdliteratur, Gemälde, archäologische Funde und Pollenanalysen ausgewertet. So können wir jetzt die Frage besser beantworten, wie sich in den letzten 2000 Jahren die Landschaft und mit ihr die Tier- und Pflanzenwelt verändert hat", so Dr. Gertrud Hein von der NUA.

"Viele Pflanzenarten - aber auch einige Tiere - kamen als "blinde Passagiere" per Überseehandel zu uns, andere waren ihres Daseins als Zierpflanzen überdrüssig und entwichen aus botanischen Gärten oder Vorgärten. Ihre Samen hefteten sich an Autoreifen oder wurden durch Gartenabfälle verbreitet", beschreibt Tenbergen die vielen Wege in die pflanzliche Freiheit. Die Fachleute nennen die Neuankömmlinge "Neophyten". Sie besiedeln gerne Bahnlinien, Wegränder oder die Ufer von Fließgewässern. Also fast nur Standorte, die der Mensch geschaffen oder stark verändert hat. Hier verdrängen die Neophyten zwangsläufig heimische Arten, das hat ihnen nicht nur Freunde eingebracht.

"An die meisten "Neubürger" werden wir uns gewöhnen müssen. Das dies möglich ist, zeigen uns Arten die bereits vor 1500 zu uns kamen wie Klatschmohn, Kornblume und Kamille. Wie viele weitere Neubürger von vorgestern möchte sie heute kaum jemand missen", so Tenbergen.

Natürlich spielt der Mensch beim Kommen und Gehen von Arten nicht nur als Jäger und unfreiwilliger Transporteur eine Rolle. "In den letzten Jahrtausenden hat der Mensch die Landschaft je nach seinen technischen Möglichkeiten und den gesellschaftlichen Verhältnissen verändert", betonte Dr. Klaus-Dieter Kleefeld vom Büro für historische Stadt- und Landschaftsforschung aus Köln. So seien in jüngerer Zeit die Hecken, die ursprünglich als lebende Zäune angelegt worden seien, zum Hindernis für die Landwirtschaft geworden und deshalb beseitigt worden. Außerdem seien auch viele Sümpfe und Moore zu Acker- und Gründland und viele Wälder zu Holzplantagen geworden. Deshalb seien einige Tier- und Pflanzenarten der ursprünglichen Naturlandschaft ausgestorben, andere hätten sich an die Kulturlandschaft angepasst und sich ausgebreitet, so die Tagungsteilnehmer weiter.




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