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Mitteilung vom 25.10.01

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'Mühlen im Münsterland': LWL-Buch gibt Überblick über die unverzichtbaren Antriebsmaschinen - Neuer Mühlentyp entdeckt

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Münster (lwl). Ist das flache, windreiche Münsterland nicht ein Windmühlenland par excellence? Mühlenforscher Peter Theißen weist nach, dass diese naheliegende Vermutung falsch ist: "Im alten Münsterland gab es etwa dreimal so viele Wasser- wie Windmühlen. Tatsächlich war diese Dominanz der Wassermühlen noch größer, weil diese in der Regel mehrere Mahlwerke hatten, die Windmühlen aber meist nur eins. Windmühlen waren einfach nicht so leistungsfähig, und ihre durchschnittliche jährliche Betriebsdauer war noch geringer als die der Wassermühlen. Außerdem musste bei ihnen dauernd etwas repariert werden", erklärt Theißen.

Über Jahrhunderte waren sowohl Wind- wie auch Wassermühlen als Antriebsmaschinen im Münsterland unverzichtbar. Dennoch sind sie bisher wenig erforscht. Diese Lücke schließt jetzt das Buch "Mühlen im Münsterland" von Peter Theißen, das der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) herausgegeben hat.

Diese Untersuchung gibt zum ersten Mal einen Gesamtüberblick über die Wasser- und Windmühlen im Münsterland in einem Zeitraum von etwa 300 Jahren: vom Ende des Mittelalters bis zum Ende des Fürstbistums Münster (1802) - also in der Zeit vor den Dampfmaschinen und Verbrennungsmotoren.

Vor der Industrialisierung waren die Einwohner des Münsterlandes von den Mühlen abhängig, denn sie dienten vor allem zum Mahlen von Getreide. Und Brot war - viel mehr als heute - das weitaus wichtigste Nahrungsmittel. Der Verbrauch war mit täglich etwa einem Kilogramm pro Person mehr als fünfmal höher als heute.

"Um eine flächendeckende Versorgung zu erreichen, stand oft am kleinsten Bächlein ein Mühle", so Theißen. Große Probleme bereiteten dabei die häufigen und langen Zwangspausen: Im Sommer war es oft zu trocken, im Winter stoppte Eisgang die Wassermühlen. Theißen ermittelte, dass es im ganzen Münsterland nur elf Mühlen gab, die in der Regel das ganze Jahr über liefen. "Wenn sie nicht gerade einen technischen Defekt hatten", schränkt der Mühlenforscher ein. Eine von ihnen war die Emsmühle in Telgte.

Ganz andere Probleme hatten die Mühlen an der Lippe, dort gab es zwar genug Wasser, aber der Wasserstand schwankte sehr stark. Hier wurde ein besonderer Mühlentyp verwendet: die Hängemühle. Bei ihr konnte das an Ketten hängende Mühlrad dem Wasserstand angepasst werden. Im Laufe der Zeit geriet die Hängemühle in Vergessenheit. Theißen interpretierte alte Bildquellen neu und entdeckte dabei diesen bisher unbekannten Mühlentyp.

Heute sieht man im Münsterland noch vielerorts die mächtigen, meist gemauerten Türme der sogenannten Holländerwindmühlen, die oft auch als Turmwindmühlen bezeichnet werden. "Solche Bauwerke waren aufgrund ihrer aufwändigen Konstruktion sehr teuer und daher relativ selten. Fast alle wurden erst nach 1815 gebaut. Weiter verbreitet war dagegen die sogenannte Bockwindmühle", so Theißen, nach dessen Erkenntnissen eine Bockwindmühle nur etwa ein Viertel der Baukosten erforderte, die für eine Turmwindmühle aufzubringen waren.

Theißen geht in seinem Buch auch ausführlich auf anderen Einsatzfelder der ein, vor allem auf Öl-, Boke- und Walkemühlen. Bei seiner Arbeit stützt er sich auf technische Zeichnungen, welche die Funktionsweise der alten Mühlentechnik auch in Details authentisch darstellen. Viele dieser bisher unveröffentlichten Zeichnungen sind in dem Buch abgebildet.

Peter Theißen: Mühlen im Münsterland. Der Einsatz von Wasser- und Windmühlen im Oberstift Münster vom Ausgang des Mittelalters bis zur Säkularisation (1803). Herausgegeben von der Volkskundlichen und der Historischen Kommission für Westfalen - Landschaftsverband Westfalen-Lippe. Erschienen im Waxmann Verlag, Münster 2001, 576 S., 89 Abb., 37 Tab., 68,00 DM.

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