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Mitteilung vom 16.10.01

Presse-Infos | Der LWL

'Es kommt so viel zurück'
Landesbetreuungsamt des LWL sucht für Betreuung hilfebedürftige Menschen ehrenamtliche Helfer

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Gronau (lwl) - Drei Stunden täglich ist Martin Gottwald mit seinem neun Jahre alten Hund Astor in Epe unterwegs. Auch im Garten seines Hauses nahe dem westfälischen Gronau packt der 65-jährige rüstige Mann beim Unkrautjäten und Laubharken gerne zu. Die neue Krankenversicherungskarte jedoch treibt ihm Sorgenfalten ins Gesicht. Martin Gottwald ist leicht geistig behindert und braucht nach dem Tod seines Brudersvor einigen Jahren für die meisten Dinge des Alltags Hilfe.

Neben "Essen auf Rädern" und einer Haushaltskraft hat der 65-Jährige vor allem beim Betreuungsverein Gronau - einem von derzeit etwa 148 Betreuungsvereinen in Westfalen-Lippe - Hilfe für alle Verwaltungs-, Vertrags- und sonstigen rechtlichen Probleme gefunden. "Unsere Klienten sind vor allem psychisch kranke, aber auch geistig und seelisch behinderte Menschen. Für sie übernehmen Betreuungsvereine nach gerichtlicher Zuweisung alle rechtlichen Angelegenheiten, kurz: den gesamten Papierkram", sagt Matthias Alfert, Sozialpädagoge beim Betreuungsverein Gronau. Konkret bedeute das, Anträge - etwa auf Sozialhilfe - zu stellen, notwendige Krankenhaus- oder Heimaufenthalte und auch die Finanzen für die Betroffenen zu organisieren. Matthias Alfert hatte die Betreuung von Martin Gottwald zunächst persönlich übernommen und sie dann in die Hände von Ursula Hewing, einer vom Verein gewonnenen ehrenamtlich Engagierten, gelegt. Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) unterstützt im Auftrag des Landes NRW die Betreuungsvereine bei der Gewinnung, Einführung, Fortbildung und Beratung der ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.
Unabdingbare Voraussetzung für die verantwortungsvolle Aufgabe sind der Aufbau und die kontinuierliche Pflege des persönlichen Kontaktes zwischen Betreuerin bzw. Betreuer und den Betreuten. Die persönliche Betreuerin des 65-Jährigen, Ursula Hewing, hat darum auch für viel Alltägliches ein offenes Ohr. Was früher der Bruder von Martin Gottwald in die Hand nahm, übernimmt sie heute in freiwilliger Arbeit für den sehr aufgeschlossenen Mann. Alle zwei, drei Wochen sitzen die beiden dann gemeinsam beim Kaffee am Küchentisch des gebürtigen Schlesiers, und Gottwald berichtet von den neuesten Tennis- und Reitturnier-Ergebnissen, auch von den Nachbarn und dem Neuesten aus Zeitung und Fernsehen.

Ganz beiläufig streut Ursula Hewing Fragen nach eingegangener Post ein, erklärt ihm Behördenangelegenheiten. "Die meisten rechtlichen Dinge, wie eben die Krankenversicherungskarte oder anstehende gerichtliche Gutachten, halte ich aber so weit wie möglich von ihm fern", erzählt die gelernte Bürokauffrau, die auch schon andere Menschen betreut hat. "Dabei kommt so viel zurück" - Ursula Hewing spricht von Dankbarkeit ihres Schützlings, von einer Bereicherung ihres eigenen Lebens.

Martin Gottwald, der eher kontaktscheu wirkt, blüht auf, wenn Ursula Hewing in sein Haus kommt. "Ich bin sehr zufrieden, kann es nicht besser haben", sagt er mit ein wenig Stolz in der Stimme über seine Betreuerin. Wenn Ursula Hewing sich nach Gesprächen über Gott und die Welt wieder auf den Weg macht, verabschiedet der 65-Jährige seine Betreuerin an der Tür immer mit den Worten: "Und wann kommen Sie wieder?"

Hintergrund

1992 löste das sogenannte Betreuungsrecht das bis dahin gültige Vormundschaftsrecht ab. Ehemals entmündigte Menschen, die zum Beispiel durch eine psychische Krankheit oder eine körperliche Behinderung in bestimmten Bereichen ihres täglichen Lebens eingeschränkt sind, bleiben durch diese neue Rechtslage geschäftsfähig. Für die Aufgabenbereiche, die sie nicht mehr alleine besorgen können, wie beispielsweise Gesundheits- oder Vermögenssorge, wird durch das Vormundschaftsgericht eine Betreuung festgelegt. Im Mittelpunkt der Fürsorge steht der persönliche Kontakt mit dem hilfsbedürftigen Menschen.

Wurden 1992 mit Einführung des Betreuungsrechts rund 144.000 Menschen durch einen Betreuer unterstützt, waren es 1999 bereits 201.456 Menschen. Das bedeutet eine Steigerung um rund 40 Prozent. In Nordrhein-Westfalen gibt es zur Zeit rund 148 anerkannte Betreuungsvereine. Das LWL-Landesbetreuungsamt hat im Auftrag des Landes NRW unter anderem die Aufgabe, über die Anerkennung von rechtsfähigen Vereinen als Betreuungsvereine zu entscheiden und unterstützt diese ebenso bei der Gewinnung und Fortbildung von ehrenamtlichen Betreuerinnen und Betreuern.


Suchaktion

Das Landesbetreuungsamt des LWL sucht ständig ehrenamtliche Betreuerinnen und Betreuer, die regelmäßigen persönlichen Kontakt mit einen hilfsbedürftigen Menschens pflegen und sich beispielsweise um dessen anfallenden Schriftverkehr kümmern möchten. "Der Aufwand Wie man Betreuerin oder Betreuer wird und weitere Details zum Thema erfahren Sie beim Landesbetreuungsamt:

Daniela Wolff
Tel.: (02 51) 5 91 - 58 07
Fax: (02 51) 5 91 - 65 12
E-Mail: d.wolff@lwl.org
ca. 4910 Anschläge



Pressekontakt:
Frank Tafertshofer, Telefon 0251 / 591-235
presse@lwl.org




Der LWL im Überblick:
Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) arbeitet als Kommunalverband mit 20.000 Beschäftigten für die 8,3 Millionen Menschen in der Region. Der LWL betreibt 35 Förderschulen, 21 Krankenhäuser, 18 Museen sowie zwei Besucherzentren und ist einer der größten deutschen Hilfezahler für Menschen mit Behinderung. Er erfüllt damit Aufgaben im sozialen Bereich, in der Behinderten- und Jugendhilfe, in der Psychiatrie und in der Kultur, die sinnvollerweise westfalenweit wahrgenommen werden. Ebenso engagiert er sich für eine inklusive Gesellschaft in allen Lebensbereichen. Die neun kreisfreien Städte und 18 Kreise in Westfalen-Lippe sind die Mitglieder des LWL. Sie tragen und finanzieren den Landschaftsverband, dessen Aufgaben ein Parlament mit 125 Mitgliedern aus den westfälischen Kommunen gestaltet.


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