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Mitteilung vom 02.08.01

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12.000 Jahre alte Werkstatt in Thüle bei Salzkotten entdeckt

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Salzkotten (lwl). Archäologen des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) haben in Thüle bei Salzkotten eine "Waffen-Werkstatt" von Steinzeit-Jägern entdeckt. Am 24 Quadratmeter großen Arbeitsplatz unter freiem Himmel enstanden vor 12.000 Jahren Feuerstein-Spitzen für Jagdspeere, kleine Geräte zum Kratzen und Schaben sowie Messerklingen. Ein solcher Fundplatz ist nach Angaben der LWL-Experten "extrem selten".

Daß in Thüle im ersten Jahrhundert Germanen lebten und arbeiteten, ist seit 1975 bekannt. Damals hatten die LWL-Archäologen Spuren ihrer Siedlung im Graben einer Ferngasleitung entdeckt. Das Geld für eine großflächige Ausgrabung fehlte aber seinerzeit.

Um trotzdem die Spuren der Vergangenheit erforschen zu können, haben sich Mitte der 1990er Jahre drei Partner gesucht und gefunden: das Westfälische Museum für Archäologie und das Amt für Bodendenkmalpflege des LWL, der Stadtverband Delbrück für Heimatpflege und internationale Beziehungen e.V. (Stadt Delbrück) und das Arbeitsamt Paderborn. Seitdem tragen die drei Partner das Fachwissen, die Arbeitskraft und das nötige Kleingeld zusammen, um die Vor- und Frühgeschichte im Raum des Hochstiftes Paderborn zu erforschen. Auf diese Weise konnte die Arbeitsgruppe in den vergangenen Jahren wiederholt Teile der germanischen Siedlung in Thüle untersuchen.

So sollte es auch in diesem Jahr sein. Doch dann entdeckte der Grabungstechniker Dieter Grabenmeier kleine Feuersteingeräte mit charakteristischen Formen - und es wurde klar, daß 10.000 Jahre vor den Germanen an dieser Stelle schon altsteinzeitliche Jäger Rast gemacht hatten, um ihren Vorrat an Steingeräten zu erneuern.

Seit Anfang Juni 2001 wird dieser neue Fundplatz intensiv und akribisch untersucht: Der Arbeitsplatz umfaßt eine ovale Fläche von sechs mal vier Metern. Er ist mit tausenden Steinsplittern übersät und lag ursprünglich am Südrand einer inzwischen längst eingeebneten Düne. Dort saß der Jäger, suchte unter den Feuersteinknollen, die er im lichten Wald gesammelt hatte, die besseren aus, um durch gezieltes Schlagen und Drücken die Geräte anzufertigen, die er brauchte: Pfeilspitzen für die Jagd, kleine Kratzer und Messerklingen, um seinen Bogen und den Schaft seiner Pfeile herzurichten. Übersehene Stücke und der Abfall blieben liegen und wurden im Laufe der Zeit überdeckt.

Die Entdeckung des steinzeitlichen Werkplatzes in Thüle ist ein archäologischer Glücksfall. Vergleichbare Fundstellen sind extrem selten und liegen mit Steinheim (Kreis Höxter), Rietberg (Kreis Gütersloh) und Westerkappeln (Kreis Steinfurt) sehr weit auseinander. "Aber das Erstaunlichste ist", sagt LWL-Bodendenkmalpfleger Dr. Daniel Bérenger, "daß die Überreste des altsteinzeitlichen Arbeitsplatzes nur wenige Zentimeter tief unter der Oberfläche lagen - und zwar unter einer Futtermiete eines Bauernhofes".

Das Arbeitsamt Paderborn unterstützt die archäologischen Forschungen durch die Einrichtung einer Arbeitsbeschaffungsmaßnahme, in der insgesamt zehn Arbeitnehmer als Grabungshelfer tätig sind: fünf im Kreis Paderborn (zur Zeit in Salzkotten-Thüle) und fünf weitere bei entsprechenden Arbeiten im Kreis Höxter. Die Kosten der laufenden Maßnahme belaufen sich auf rund 220.000 Mark.

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