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Mitteilung vom 27.07.01

Presse-Infos | Der LWL

Der Klang des Feuersteins
LWL-Fachmann experimentiert mit Werkzeugen der Steinzeit

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Münster (lwl) - "Es funktioniert!", freut sich Lothar Terkowsky. Der Ma-gazinverwalter bei den Archäologen des Landschaftsverbvandes Westfalen-Lippe (LWL) in Münster sitzt auf einer Wiese im meterhohen Gras. Dicke Rauchschwaden wabern um ihn herum. Schnell "fängt" er die soeben mit Pyrit, Feuerstein und Zunderschwamm entfachte Glut in einem Knäuel aus Flachs und Wolle. So musste es auch vor 20.000 Jahren gewesen sein, als die Steinzeitmenschen das lebenswichtige Feuer schürten.

Terkowskys Handgriffe wirken sicher und behände, als er als nächstes zu zwei Feuersteinknollen greift, am Klang die Qualität prüft und in einer Viertelstunde einem der beiden die Form eines rasier- eines der ersten steinzeitmesserscharfen Faustkeils verleiht. "Feuerstein ist der Stahl der
Steinzeit", klärt er auf. Kein Zweifel, der Mitarbeiter des LWL-Archäologiemuseums, das im Frühjahr 2003 in Herne wieder eröffnet wird, hätte gute Chancen, mit seinem handwerklichen Können in der Zeit unserer Vorfahren zu überleben.
Bereits seit zwölf Jahren baut er steinzeitliche Werkzeuge und Waffen naturgetreu nach. Zunächst war es nur ein Hobby: "Ich sortiere und inventarisiere in meinem Beruf täglich Faustkeile und Pfeilspitzen. Irgendwann wollte ich wissen, wie die Menschen das überhaupt geschafft haben", erklärt Terkowsky. Mittlerweile führt er Klingen, Bögen, Steinschleudern in Schulen vor und ist in Seminaren an der Universität ein gefragter Gast. Die experimentelle Erforschung des Lebens unserer Ahnen gilt heute als anerkannte Ergänzungswissenschaft der klassischen Archäologie.

Zusammen mit den Wissenschaftlern des Landschaftsverbandes forscht Terkowsky nach den Ursachen für ungeklärte Besonderheiten der steinzeitlichen Fundstücke. So fanden Archäologen beispielsweise an manchen Orten ungewöhnlich viele abgebrochene Pfeilspitzen. Terkowsky testete an einem toten Reh, welche Auswirkungen die unterschiedlichen Formen der Geschosse haben. Es stellte sich heraus, dass längliche Spitzen bis zu den Rippen eines Tieres vordrangen und dort schnell zerbrachen, während die querschneidenden Formen das Reh nur oberflächliche blutende Wunden zufügten.

Immer wieder fasziniert Terkowsky, wie einfach und doch effektiv die Menschen in der Steinzeit ihre Waffen entwickelten. Bestes Beispiel hierfür ist die Speerschleuder, mit der Speere Geschwindigkeiten von 80 bis 100 Stundenkilometer und Weiten von über 100 Metern erreichen ¿ weiter als es jeder heutige Speerwurfrekord. Der Trick: Die Schleuder verlängert den Wurfarm und erhöht die einwirkenden Kräfte. Der Vorteil: Der Jäger musste sich nicht mehr so nah an das Ziel heranschleichen und verringerte die Gefahr, entdeckt zu werden.

Terkowsky nimmt die Speerschleuder, fädelt den Speer ein, läuft wenige Schritte und wirft ihn mit wenig Kraft auf die Baumreihe, die sich mit etwas Fantasie zu einer Herde Mammuts verwandelt und urzeitliche Geschichte lebendig werden lässt.



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