LWL-Presse- und Öffentlichkeitsarbeit

Mitteilung vom 25.05.16

Presse-Infos | Kultur

Kultur geht Richtung Inklusion ¿ vier Filme des LWL zeigen Wege zu inklusiven Ausstellungen und Museen

Bewertung:

Westfalen/Hattingen/Waltrop/Dortmund (lwl). Schritt für Schritt in Richtung Inklusion. Wie das in Ausstellungen und Museen funktionieren kann, von denen einige gleichzeitig auch Industriedenkmal sind, zeigen vier Filme des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) aus seinem Industriemuseum und einer Ausstellung seines LWL-Museumsamtes, die auf Wanderschaft durch acht westfälische Museen geht. Die Filme hat der LWL unter http://www.lwl.org auf sein Videoportal ins Internet gestellt.

¿Wir wollen Inklusion nicht nur in den Bereichen Arbeit und Wohnen, sondern auch im Bereich Freizeit. Dazu gehören gerade unsere LWL-Museen¿, so LWL-Direktor Matthias Löb. ¿Wir können die denkmalgeschützten Gebäude des LWL-Industriemuseums aber nicht nach Belieben verändern. Wir müssen Wege finden, die dem Denkmal gerecht werden aber auch den Belangen von Menschen mit Behinderung. Deshalb setzen wir auf das Wissen von Menschen mit Behinderung, um gemeinsam mit ihnen Lösungen zu erarbeiten, die beiden Anliegen gerecht werden¿, so Löb weiter. Dabei geht es nicht nur um Barrierefreiheit für Menschen, die im Rollstuhl sitzen oder auf eine Rollator angewiesen sind. ¿Wir arbeiten auch an der Farbgebung in den Museen und an Schriftgrößen¿, erklärt LWL-Kulturdezernentin Dr. Barbara Rüschoff-Thale. ¿Wenn wir Inklusion von Anfang an mitdenken, profitieren davon nicht nur Menschen mit Behinderung, sondern beispielsweise auch Familien mit Kindern oder ältere Museumsbesucher.¿
Das Interview mit Löb und Rüschoff-Thale im Internet: http://www.video.lwl.org/kultur/inklusion-im-museum/teaser


Im Schiffshebewerk Henrichenburg in Waltrop begleitet das Filmteam den gehörlosen Ingenieur Rainer Miebach bei einer seiner Führungen in Deutscher Gebärdensprache. In der Henrichshütte Hattingen geht es um die Frage, wie eine alte Industrieanlage für Menschen mit Mobilitätseinschränkung zugänglich gemacht werden kann. Der Film aus der Zeche Zollern stellt die neue Ausstellung zur Geschichte der Zeche, die sich blinde Menschen eigenständig erschließen können. ¿In einem Industriedenkmal gibt es keine Lösungen von der Stange. Wir müssen uns unsere Wege selbst erarbeiten. Deshalb experimentieren wir mit neuen Ansätzen beim Thema Inklusion. Die Filme zeigen gelungene Beispiele, aber auch Probleme bei der Umsetzung der Barrierefreiheit in unseren Häusern¿, erläutert Anja Hoffmann, Referentin für Bildung und Vermittlung im LWL-Industriemuseum.

Henrichshütte Hattingen
Gleise, schiefe Ebenen, Treppen ¿ im ehemaligen Eisenhüttenwerk in Hattingen gibt es an vielen Stellen Barrieren. Manche hat das Museum mit einfachen Mitteln überbrückt. Das Filmteam zeigt eine Gruppe von Senioren aus den Wittener Feierabendhäusern der Diakonie Ruhr ¿ viele von ihnen sind mit Rollstuhl oder Rollator unterwegs. Einfache Stahlplatten erleichtern den Weg über die Gleise.

Ein Höhepunkt und komfortables Transportmittel für alle Besucher ¿ ob mit oder ohne Behinderung ¿ ist der gläserne Aufzug auf den ältesten Hochofen im Revier. Er bringt die Gäste auf die Aussichtsplattform in 36 Metern Höhe. Auch das Material gelangte früher über einen Schrägaufzug nach oben. Der angebaute Lift ist damit kein Fremdkörper. ¿Das ist inhaltlich stimmig und barrierefrei zugleich¿, erklärt LWL-Museumsleiter Robert Laube. Nicht zugänglich für Rollstuhlfahrer ist bis jetzt allerdings die Gießhalle, das Herz des Hochofens. Die betagten Besucher in Rollstühlen bleiben hier Zaungäste. Immerhin können sie den Erläuterungen von Gästeführerin Helga Sklorz über ein Mikrofon folgen. Laube: ¿Das ist ein großes Problem. Wir denken seit Jahren über Lösungen nach, wie wir die Gießhalle zugänglich machen, ohne das Denkmal zu zerstören.¿
http://www.video.lwl.org/kultur/inklusion-im-museum/henrichshuette-hattingen


Schiffshebewerk Henrichenburg in Waltrop
Mit einem Experten in eigener Sache arbeitet das Schiffshebewerk Henrichenburg zusammen: Rainer Miebach, gehörloser Ingenieur, verstärkt seit zwei Jahren das Team der Gästeführer im Waltroper LWL-Industriemuseum. Seine Stärke: Er ist Muttersprachler und bietet exklusive Führungen nur für Gehörlose an, die sehr gut angenommen werden. Inklusionsexpertin Hoffmann: ¿Um den richtigen Weg zu finden, experimentieren wir bei dieser Zielgruppe mit unterschiedlichen Angeboten: inklusiven Führungen für Hörende und Gehörlose mit Dolmetscher, und eben den Rundgängen ausschließlich für Gehörlose.¿

Der Film begleitet Rainer Miebach bei einer Führung und vermittelt die Begeisterung, mit der der Ingenieur die Gäste durchs Hebewerk führt. Die gebärdeten Zitate im Film wurden in Lautsprache übersetzt. Die anderen Passagen des Films sind durch Übersetzung in Gebärdensprache auch Gehörlosen leicht zugänglich.
Auch die andren Filme aus dem LWL-Industriemuseum gibt es mit Übersetzung in Deutscher Gebärdensprache.
http://www.video.lwl.org/kultur/inklusion-im-museum/schiffshebewerk-henrichenburg


Zeche Zollern in Dortmund
Mit der neuen Dauerausstellung zur Geschichte der Zeche Zollern, die im Januar eröffnet wurde, hat das LWL-Industriemuseum neue Wege beschritten: Über ein Leitsystem am Boden, Objekte, Fotos und Schriften zum Tasten sowie Hörstationen können sich Blinde und Sehbehinderte die Präsentation im historischen Verwaltungsgebäude des Bergwerks eigenständig erschließen. Im Film sieht man den erblindeten Gerd Koszyk beim Rundgang. Zu Wort kommt außerdem Annette Schlatholt , Geschäftsführerin der Landesarbeitsgemeinsam Selbsthilfe NRW. Beide haben NRW bei der Konzeption der Ausstellung mitgewirkt.
http://www.video.lwl.org/kultur/inklusion-im-museum/geschichte-inklusive_zeche-zollern


Wanderausstellung ¿Darf¿s ein bisschen mehr sein?¿
Das LWL-Museumsamt für Westfalen bietet nicht nur Beratung und Förderung bei inklusiven Maßnahmen in Museen an. Auch die eigenen Wanderausstellungen, die das LWL-Museumsamt den Museen in der Region zur Verfügung stellt, sollen barrierefrei gemacht werden. Als Pilotprojekt hält die Ausstellung ¿Darf's ein bisschen mehr sein? Vom Fleischverzehr und Fleischverzicht¿ inklusive Elemente für Blinde und Sehbehinderte bereit. ¿Unser Ziel ist es, preiswerte und auch für kleine Häuser umsetzbare Beispiele zu entwickeln¿, erläutert Dr. Ulrike Gilhaus, Leiterin des LWL-Museumsamtes.

Die Wanderausstellung spricht das Thema Fleischverzehr an und hat dabei auch politische Implikationen, etwa wenn es um die Veggie-Bewegung oder kritische Positionen zum Fleischkonsum geht. Dieses Thema wird nun auch für Menschen mit Behinderungen geöffnet. In einem neuen Film zeigt der LWL im Internet unter http://www.video.lwl.org/kultur/inklusion-im-museum/darfs-ein-bisschen-mehr-sein_barrierefreie-wanderausstellung wie LWL-Museumsexperten individuelle Lösungen entwickelt haben. Betroffene erproben diese und ziehen eine kritische Bilanz.
So wurde beispielsweise ein tastbarer Grundriss als Orientierungshilfe entwickelt. Zudem gibt es ein Bodenleitsystem und einen Audio-Guide, der die Inszenierungen und einige Abbildungen detailliert beschreibt, so dass Blinde die Ausstellung selbstständig erfahren können. Einige der Exponate und Grafiken sind zum Tasten. ¿Obwohl es Standardlösungen gibt, braucht es viele eigene Ideen und individuelle Anpassungen, um zufriedenstellende Lösungen zu entwickeln¿, weiß die Kuratorin der Ausstellung Verena Burhenne. ¿Denn unsere Erfahrungen zeigen, dass es derzeit noch nicht viele wirklich optimale Lösungen auf dem Markt gibt. Manche Frage stellt sich erst, wenn man sich bereits auf den Weg gemacht hat. Dabei helfen gute Kontakte zu den Selbsthilfegruppen Betroffener.¿

Künftig sollen die Ausstellungen jeweils für eine andere Zielgruppe behinderter Menschen Angebote machen. ¿Von dem erworbenen Wissen sollen auch andere profitieren. Im Grunde ersparen wir damit den Museen, Lehrgeld zu zahlen¿, ist sich Gilhaus sicher.



Pressekontakt:
Markus Fischer, LWL-Pressestelle, Telefon: 0251 591-235
presse@lwl.org




Der LWL im Überblick:
Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) arbeitet als Kommunalverband mit 20.000 Beschäftigten für die 8,3 Millionen Menschen in der Region. Der LWL betreibt 35 Förderschulen, 21 Krankenhäuser, 18 Museen sowie zwei Besucherzentren und ist einer der größten deutschen Hilfezahler für Menschen mit Behinderung. Er erfüllt damit Aufgaben im sozialen Bereich, in der Behinderten- und Jugendhilfe, in der Psychiatrie und in der Kultur, die sinnvollerweise westfalenweit wahrgenommen werden. Ebenso engagiert er sich für eine inklusive Gesellschaft in allen Lebensbereichen. Die neun kreisfreien Städte und 18 Kreise in Westfalen-Lippe sind die Mitglieder des LWL. Sie tragen und finanzieren den Landschaftsverband, dessen Aufgaben ein Parlament mit 125 Mitgliedern aus den westfälischen Kommunen gestaltet.


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