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Mitteilung vom 08.10.15

Presse-Infos | Kultur

Melchior Lechters mystische Welt

LWL-Museum präsentiert Plakat als Kunstwerk des Monats Oktober

Bewertung:

Münster (lwl). Anlässlich des 150. Geburtstags von Melchior Lechter (1865-1937) am 2. Oktober präsentiert das LWL-Museum für Kunst und Kultur das Plakat für die ¿Grosse Berliner Kunstausstellung¿ als Kunstwerk des Monats Oktober.
1896 wurde Lechter mit der Gestaltung eines Plakates für die ¿Grosse Berliner Kunstausstellung¿ (GBK) 1897 beauftragt. Wie sich herausstellen sollte, entwickelte sich das Jahr 1896 als ein Schlüsseljahr für das Medium Plakat. Wo zuvor der Urkundenstil mit einem Durcheinander aus Ornamentik und hineingepressten Nebenmotiven dominierte, entschieden nun selbst die Honoratioren im Komitee für die GBK-Jahresschau, dass die Zeit für einen Gestaltungswandel ihrer Plakat-Werbung gekommen war. In diesem Zusammenhang erreichte neue, flächenhaft-bunte Plakatwerbung, wie sie in Paris bereits zu sehen war, 1896 auch Deutschland.

Das geeignete Motiv für Plakat und Katalogumschlag entsprang der Idee Melchior Lechters, der Tradition mit Gegenwart vereinte. Dazu wiederholte der Künstler seine schon 1896 beim ¿Orpheus¿ erprobte, persönliche Formensprache: Engelhafte Wesen aus einer sakral überhöhten Kunstwelt schienen ein neues ¿Goldenes Zeitalter¿ heraufbeschwören zu wollen. Aus einem exotischen Pflanzenbeet, flankiert von den obligatorischen Wappenschilden des preußischen Staates und der Stadt Berlin, schießen steil zwei das Engelwesen rahmende Lorbeerbäume empor, deren Laubkronen am oberen Bildrand einen exzellenten Fond für die aufgedruckte Goldschrift bilden. Die strenge Symmetrie, die sich in den Betrachter anblickenden Augen und im pathetisch erhobenen Lorbeerkranz konzentriert, ist neben der reduzierten Farbskala ein wirkungsvolles Mittel, um die Bild-Text-Botschaft optimal im Gleichgewicht zu halten. Zustimmung und Kritik gegenüber Lechters eigenwillig-elitärer Plakatsprache hielten sich die Waage.

Die Frage, warum Lechters Interesse an Aufgaben aus dem Bereich der Gebrauchsgrafik um 1900 nachließ und sein Plakatwerk nur dieses eine, entwicklungsgeschichtlich aber wichtige Werk umfasst, lässt sich mit vielen zeitintensiven Arbeitsaufträgen des Künstlers begründen, wie der ¿Pallenberg-Saal¿ im Kölner Kunstgewerbe-Museum, der ihn von 1898 bis 1903 vollständig in Beschlag nahm. Einen weiteren Großauftrag erhielt Lechter aus seiner Vaterstadt Münster. Der Provinziallandtag hatte aus Anlass des Kaiserbesuches im Neubau des ¿Landesmuseums der Provinz Westfalen¿ am Domplatz im August 1907 die Stiftung eines grandiosen Glasgemäldes ¿Lumen de Lumine¿ zu Ehren der Künste beschlossen.

Seit 1978 stellt das LWL-Museum jeden Monat eine Arbeit aus der Sammlung vor. Das Kunstwerk des Monats ist im Foyer des Museums am Eingang Pferdegasse ausgestellt. Die Publikation dazu ist im Museumsshop für einen Euro erhältlich.

Hintergrund
In fast ärmliche Verhältnisse hineingeboren ¿ und in Münsters Altstadtquartier um die Aegidiikirche aufgewachsen ¿ schlug der junge Lechter trotz Ehrgeiz und Energie im Zeichnen und Malen vorerst eine handwerkliche Berufslaufbahn ein. Dies änderte sich jedoch mit dem Absprung von der Glasmalereilehre in das ¿gefährliche¿ Milieu Berlins. Ein arbeitsintensives Jahrzehnt folgte, bevor Kunstkenner ab Mitte der 1880er Jahre auf Lechters breitgefächertes Schaffen in freier und angewandter Kunst aufmerksam wurden. An der Seite des jungen Lyrikers Stefan George umgab Lechter fortan für den Rest seines Lebens eine Aura exotischer, aus der Zeit gefallener Mystik.



Pressekontakt:
Frank Tafertshofer, LWL-Pressestelle, Telefon: 0251 591-235 und Neele Kempa, Telefon 0251 5907-220, presse.museumkunstkultur@lwl.org
presse@lwl.org



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Tel.: 0251 5907-210
Domplatz 10
48143 Münster
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