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Mitteilung vom 03.08.15

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LWL-Archäologen untersuchen in Fröndenberg überraschenden Fundort

Bislang unbekannte eisenzeitliche Siedlung nimmt Gestalt an

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Fröndenberg (lwl). Der Fund war überraschend. Denn bisher hatte es keine Anzeichen für die Archäologen des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) gegeben, dass in Fröndenberg-Langschede bereits zwischen 800 v. Chr. und der Zeitenwende Menschen größere Siedlungen angelegt hätten. Im vergangenen Jahr hatten die Fachleute der Außenstelle Olpe der LWL-Archäologie für Westfalen bei Geländebegehungen erste Anhaltspunkte dafür entdeckt, dass auf der Fläche des an der Unnaer Straße geplanten Gewerbegebietes ¿Schürenfeld¿ bereits vor Christi Geburt Menschen gesiedelt hatten. Jetzt haben umfassende archäologische Untersuchungen Gewissheit gebracht.

¿Dass sich an dieser Stelle eine Siedlungskammer aus der vorrömischen Eisenzeit befindet, war aus den bisherigen archäologischen Quellen nicht zu erschließen¿, schildert Prof. Dr. Michael Baales als Leiter der Außenstelle Olpe der LWL-Archäologie für Westfalen die Ausgangslage. Sein Archäologen-Team ist zunächst das Gelände mit fachkundigem Blick abgegangen, als die Bebauungspläne für ein neues Gewerbegebiet auf diesem Areal konkreter wurden. Die vereinzelten Funde wie Keramikscherben legten die Vermutung nahe, dass hier bereits in der Urgeschichte Menschen sesshaft wurden. Um dem Verdacht nachzugehen, legte die Baggerschaufel an zwei Stellen Blicke in die Erde frei. Eine archäologische Fachfirma aus Essen konnte bereits hierbei konkrete Hinweise auf eine Siedlung dokumentieren.

Das bestätigten jetzt die archäologischen Untersuchungen, die von der Wirtschaftsförderung Kreis Unna als Investor beauftragt wurden. Unter Fachaufsicht der LWL-Archäologie für Westfalen sollte der Umfang der Besiedlung geklärt werden. In Absprache mit den Landwirten wurde dafür die Ernte abgewartet. Erneut kam der Bagger zum Einsatz, um mit Einschnitten in den Boden Einblick in die Vergangenheit zu nehmen. ¿Hierbei zeigte sich, dass das Bodendenkmal eine größere Ausdehnung hat¿, schildert Prof. Dr. Michael Baales.

Dokumentieren konnten die Archäologen Spuren von Pfosten, die als hellgraue Verfärbungen in der Erde erhalten blieben. Diese Pfosten haben einstmals Häuser getragen, in denen Menschen und Tiere unter einem Dach lebten. Zu den weiteren Funden gehören Gruben, die der geübte Archäologenblick ebenfalls als Verfärbungen im Boden ausmachen kann. In diesen Gruben haben die Bewohner der Siedlung vor mehr als 2.000 Jahren ihren Alltagsmüll entsorgt: zerbrochene Keramik, die für den täglichen Gebrauch bestimmt war, Speiseabfälle, ausgediente Werkzeuge und vieles mehr. Die Menschen lebten in der vorrömischen Eisenzeit zumeist in kleineren Siedlungen bzw. verstreuten Höfen. Sie betrieben Landwirtschaft und Viehzucht und stellten fast alle Dinge, die zum Überleben notwendig waren, von der Kleidung bis zur Nahrung selbst her. Das Eisen als neu ¿erfundenes¿ Material sorgte dabei für einen spürbaren Fortschritt in der landwirtschaftlichen Arbeit und auch für vermehrte Handelsaktivitäten. Ebenfalls entdeckt wurden runde Gräber, in denen die Bewohner ihre Verstorbenen in Urnen bestattet haben. Hier konnten die Archäologen sogar noch den Leichenbrand dokumentieren ¿ die Überreste, die bei der Verbrennung der Toten entstehen.

¿Wir haben damit jetzt erstmals Nachweise für eine größere Ansiedlung der Eisenzeit in der Region nördliches Sauerland/Übergang zum Hellweg¿, betont Prof. Dr. Michael Baales. ¿Der neue Fundort wird interessante Vergleiche mit den in den vergangenen Jahren entdeckten Fundorten in Hagen, Bönen-Hamm und Werl-Soest ermöglichen, die bis dahin ebenfalls unbekannt waren.¿ Fröndenberg trägt damit also zu einem neuen spannenden archäologischen Kapitel der Region bei und kann auch seine eigene Stadtchronik nun ergänzen.

Die Wirtschaftsförderung des Kreises Unna bereitet derweil mit der Stadt Fröndenberg das Bebauungsplanverfahren vor. Parallel dazu erfolgt der Grunderwerb. Mit den ersten Erschließungsarbeiten ist dann ab 2017 zu rechnen. ¿Wir freuen uns, dass wir jetzt, nach Abschluss der archäologischen Untersuchungen, mit der weiteren Planung fortfahren und unseren selbstgesteckten Zeitplan einhalten können¿, betont WFG-Geschäftsführer Dr. Michael Dannebom. An der B 233 sollen auf einer Fläche von ca. 10 ha ein Gewerbegebiet für kleine und mittlere Unternehmen entstehen.

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Kommentar(e)

Klaus Marten07.08.2015 12:10
800 v. Chr. waren in Griechenland die ersten Olympischen Spiele, dann muß doch in Fröndenberg um diese Zeit selbverständlich auch das erste Schützenfest gewesen sein! 3000 Jahre Schützenfeste anne Ruhr! Endlich haben die Westfalen mal was, mit dem sie die Rheinländer mit ihrer Dauerbaustelle "Kölner Dom" nach Hause schicken können! Darauf ein Warsteiner oder soooo......


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