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Mitteilung vom 04.07.13

Presse-Infos | Kultur

Von der Hagelkanone bis zur kleinsten Schneekugel der Welt

Ausstellung im LWL-Industriemuseum Schiffshebewerk zeigt die vielen Facetten unseres Wetters

Bewertung:

Waltrop (lwl). Auf den ersten Blick sieht die Kanone aus wie ein altes Kriegsgeschütz. Aus dem großen Trichter kamen aber keine Kugeln, sondern Schwarzpulver und Druckluft. Und der Feind lauerte auch nicht im Schützengraben, sondern in den Gewitterwolken am Himmel. Die historische Hagelkanone gehört zur Ausstellung ¿Regen, Schnee & Hagel. Vom Wetterbericht bis zum Klimawandel¿, die Dieter Gebhard, Vorsitzender Landschaftsversammlung beim Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL), am Donnerstagabend (4.7.) im LWL-Industriemuseum Schiffshebewerk Henrichenburg eröffnet.

Die mit Unterstützung der Emschergenossenschaft realisierte Schau (bis 9.2.2014) zeigt, wie Niederschlag in den verschiedenen Formen entsteht und welche Anstrengungen Menschen seit jeher unternehmen, um das Nass von oben zu erforschen, das Wetter vorherzusagen und sich vor den Folgen von Unwettern zu schützen. Das Spektrum der Ausstellungsstücke reicht vom größten Hagelkorn bis zur kleinsten Schneekugel der Welt, vom Wolkenatlas bis zum Wetterhäuschen, vom Damen-Gummistiefel aus den 1960er Jahren bis zum Regenschirm von Bundestagspräsident Norbert Lammert. Am weitesten gereist ist ein Holztablett, mit dem der amerikanische ¿Schneeflockenmann¿ und Pionier Wilson Bentley die filigranen Objekte für seine Forschungen und Fotografien auffing. Auf einem Bildschirm flimmern Ausschnitte von Wettervorhersagen aus den Anfängen des Fernsehens. An die Püppchen ¿Sehbastian¿ und ¿Sehbienchen¿ ¿ Vorgänger von Claudia Kleinert und Co. - wird sich noch mancher erinnern.

Die Präsentation im Hafengebäude des Schiffshebewerks spricht viele Sinne an: Dortmunder Hochwasseropfer steuerten beschädigten Hausrat bei und berichten an Hörstationen über die Folgen des Jahrhundertregens vom 26. Juli 2008. Im Bereich ¿Klimawandel¿ kann jeder über einen Touchscreen seine persönliche CO2-Bilanz ziehen. Das mit 20 Zentimetern Durchmesser größte Hagelkorn der Welt, das am 23. Juli 2010 in South Dakota herunterkam, kann man in die Hand nehmen. Die Kunststoff-Nachbildung ist zwar nicht eiskalt, wiegt aber wie das Original 875 Gramm. An einer Magnetwand können Besucher Bauernregeln zusammenpuzzeln. Kinder dürfen am Basteltisch mit Schere und Papier ihre eigenen Schneeflocken kreieren.

¿Das Thema ist so vielseitig wie spannend und betrifft jeden auf unterschiedliche Weise. Wir haben versucht, besonders interessante Facetten herauszugreifen und auch ganz aktuelle Entwicklungen mit einzubeziehen¿, erklärte LWL-Museumsleiter Dr. Arnulf Siebeneicker. So wurden mit Hilfe eines digitalen Bilderrahmens kurzfristig Fotos vom Einsatz des Technischen Hilfswerks Marl beim jüngsten Elbehochwasser in Magdeburg in die Inszenierung mit Schlauchboot und Sandsäcken integriert.

Beim Thema ¿Niederschlagsrecycling¿ steht die Frage im Mittelpunkt, was mit den Wassertropfen passiert, nachdem sie auf die Erdoberfläche treffen. Welche Strategien wendet man heute an, um das Regenwasser möglichst effizient und umweltschonend in den Kreislauf zurückzuführen? Für die Emschergenossenschaft ein wichtiges Thema: ¿Im Rahmen unseres Projekts ¿Zukunftsvereinbarung Regenwasser` wollen wir innerhalb von 15 Jahren etwa 15 Prozent des Regenwassers von der Kanalisation abkoppeln. Sauberes Regenwasser gehört nicht in Schmutzwasserkanäle, sondern in Bäche und Flüsse¿, erklärte Rüdiger Brand, Geschäftsbereichsleiter Unternehmenskommunikation bei der Emschergenossenschaft. So gibt die Ausstellung neben Informationen über die Emscher-Renaturierung ¿ mit 4,5 Milliarden Euro eines der größten Infrastrukturprojekte in Europa - auch ganz praktische Tipps, mit welchen Methoden Bauherren Regenwasser im Boden versichern lassen können.

Hintergrund
Konzept und Umsetzung der Ausstellung lagen in den Händen des Dortmunder Büros ¿dingedurchdenken¿. Anne Wieland, Kerstin Wölki und Anne Overbeck haben die vielen erstaunlichen Fakten rund um das Nass von oben spannend verpackt. Vieles wird die Besucher überraschen, zum Beispiel die Erkenntnis, dass Regen gar nicht tropfenförmig ist. ¿Kleinere Tropfen sind kugelrund; größere durch den Luftwiderstand unten abgeflacht¿, so Kerstin Wölki. Und wer weiß schon, dass eine einzige Schneeflocke aus 10 Millionen Eiskristallen besteht und jede einzigartig ist? Bereits die Formen der Eiskristalle sind vielfältig. Der Blick in die Gucklöcher zeigt faszinierende Konstrukte aus Sternen, Stäbchen, Plättchen und Säulen.

Beim Gang durch die Ausstellung können Besucher viele Geschichten am Rande entdecken, zum Beispiel die über die Erfindung des ¿Knirps¿ in den 1920er Jahren. Der Blick in eine Gefriertruhe zeigt die Geschichte des Wolkentüftlers Vincent Schaefer. Der Amerikaner kleidete 1946 eine solche Truhe mit schwarzem Stoff aus und erzeugte Eiswolken, indem er hinein hauchte. ¿Dabei fand er heraus, dass man mit Hilfe von Trockeneis Schnee oder Regen aus dieser Wolke erzeugen kann¿, erklärt Wieland.

Sein Kollege Bernard Vonnegut entdeckte später, dass Silberjodid genau die gleiche Wirkung hat. Obwohl der Erfolg statistisch nicht bewiesen ist, werden damit noch heute weltweit Wolken geimpft, z.B. im Landkreis Rosenheim, wo bei drohendem Gewitter Flugzeuge mit Silberjodid-Kapseln in die Luft steigen. Das Jodid wird in den Wolken gezündet, um zusätzliche Gefrierkerne zu verteilen. Auf diese Weise sollen statt weniger großer viele kleine Hagelkörner entstehen, die bestenfalls auf ihrem Weg zur Erde schmelzen. Die alten Kanonen hatte man übrigens schon kurz nach 1900 verboten, weil es bei dieser Methode zu viele Tote und Verletzte gab.

Und zum Schluss: Falls es regnen sollte ¿ in Waltrop kommen pro Jahr immerhin 813 Liter pro Jahr herunter - können sich Besucher aus einem Automaten mit dem schönen Namen ¿Dry2 go¿ für 3 Euro einen Regenschirm ziehen und en passent noch schnell einen Blick auf 20 stimmungsvolle Regenfotos werfen. Sie hat das LWL-Industriemuseum aus 300 Einsendungen eines Mitmachwettbewerbs für die Präsentation ausgewählt.

Zum Begleitgramm der Ausstellung gehören Vorträge und Ferientage. Für Schulklassen der Primarstufe wurden eigene Unterrichtsmaterialien entwickelt.
Infos: http://www.lwl-industriemuseum.de

Regen, Schnee & Hagel
Vom Wetterbericht bis zum Klimawandel
4.7.2013 bis 9.2.2014
LWL-Industriemuseum Schiffshebewerk Henrichenburg
Geöffnet Di ¿ So 10-18 Uhr; letzter Einlass 17.30 Uhr



Pressekontakt:
Markus Fischer, LWL-Pressestelle, Telefon: 0251 591-235 und Dr. Arnulf Siebeneicker, Telefon: 02363 9707-0, schiffshebewerk@lwl.org.
presse@lwl.org



LWL-Einrichtung:
LWL-Museum Schiffshebewerk Henrichenburg
Am Hebewerk 26
45731 Waltrop
Karte und Routenplaner



Der LWL im Überblick:
Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) arbeitet als Kommunalverband mit 20.000 Beschäftigten für die 8,3 Millionen Menschen in der Region. Der LWL betreibt 35 Förderschulen, 21 Krankenhäuser, 18 Museen sowie zwei Besucherzentren und ist einer der größten deutschen Hilfezahler für Menschen mit Behinderung. Er erfüllt damit Aufgaben im sozialen Bereich, in der Behinderten- und Jugendhilfe, in der Psychiatrie und in der Kultur, die sinnvollerweise westfalenweit wahrgenommen werden. Ebenso engagiert er sich für eine inklusive Gesellschaft in allen Lebensbereichen. Die neun kreisfreien Städte und 18 Kreise in Westfalen-Lippe sind die Mitglieder des LWL. Sie tragen und finanzieren den Landschaftsverband, dessen Aufgaben ein Parlament mit 125 Mitgliedern aus den westfälischen Kommunen gestaltet.


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