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Mitteilung vom 21.10.12

Presse-Infos | Kultur

Reine Kopfsache

LWL-Museum für Archäologie eröffnet Sonderausstellung ¿Schädelkult¿

Bewertung:

Herne (lwl). Er wird als Reliquie verehrt, als Trophäe gesammelt oder als modisches Accessoire eingesetzt ¿ der menschliche Schädel. Welche Faszination er in den verschiedenen Weltkulturen auslöst, zeigt die Sonderausstellung ¿Schädelkult ¿ Mythos und Kult um das Haupt des Menschen¿, die der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL), am 17. November (bis 14. April 2013), in seinem LWL-Museum für Archäologie in Herne eröffnet.
¿Auf rund 800 Quadratmetern gehen die Besucher auf eine geschichtliche Reise durch die ver-schiedenen Kontinente und erfahren, welche Mythen und Rituale sich um das menschliche Haupt ranken, und wie die verschiedenen Völker mit dem Sinnbild der Vergänglichkeit umgehen¿, so Museumsdirektor Dr. Josef Mühlenbrock. Zu sehen sind beispielsweise kunstvoll verzierte Ahnenmasken aus Ozeanien, Kopftrophäen aus Afrika, Schädelgegenstände, die im Buddhismus Verwendung finden, Schrumpfköpfe aus Südamerika oder ein kleiner Schädel aus Alabaster, der Leonardo da Vinci zugeschrieben wird.


Charakter am Schädel ertasten
Auch in Europa war der Schädelkult verbreitet: Der Mediziner Franz Joseph Gall (1758-1828) vertrat die Lehre der ¿Phrenologie¿. Demnach konnte er anhand der Schädelform die Charaktereigenschaften ertasten. Laut seiner These besitzen Schlauheit, Witz, Farb- oder Tonsinn einen festen Platz im Gehirn. Je nach Ausprägung der Eigenschaft drücke sie sich im Schädelknochen ab. Obwohl seine Theorie schon zu Lebzeiten kritisiert wurde, hatte er in Deutschland, Österreich und Frankreich viele Anhänger. ¿Sogar der Dichter Johann Wolfgang von Goethe ließ sich den Kopf von Gall abtasten und besaß einen eigenen Phrenologieschädel, auf dem die verschiedenen Charaktereigenschaften und deren Sitz geschrieben standen¿, erklärt Ausstellungsmacherin Dr. Constanze Döhrer.

Schrumpfköpfe
Ein anderer Kult, der vor der Rache des getöteten Feindes bewahren sollte, stammt von verschiedenen Jivaro-Gruppen, die im tropischen Regenwald nah den Anden leben. Sie fertigten nach einem strengen Ritual Schrumpfköpfe an. Nach dem Tod wurde die Haut vollständig vom Schädel getrennt und alle Öffnungen, wie beispielsweise der Mund oder die Augenlider verschlossen. Am Hals füllten die Jivaros die Hautmaske immer wieder mit heißem Sand. Durch die ständige Hitze schrumpfte die Haut zusammen, so dass der Kopf nur noch zwölf Zentimeter hoch ist. Die Europäer entdeckten diese Tradition als kurioses Souvenir und brachten sie von ihren Entdeckungsreisen mit. Die hohe Nachfrage führte dazu, dass Friedhöfe plünderten wurden, um auch Nicht-Jivaro Schrumpfköpfe herzustellen.

Schädelreliquie aus Kloster Brenkhausen (Kreis Höxter)
Eine mit mehreren Stoffschichten umhüllte Schädelreliquie wurde kürzlich in der Wand der Klosterkirche Brenkhausen gefunden. Mittels Computertomographie (CT) konnte das Alter der verschiedenen Textilien ermittelt werden. Die untersten Stoffschichten stammen aus dem 13. bis 14. Jahrhundert ¿ aus der Zeit der Klostergründung. Die oberen Lagen werden dem 18. Jahrhundert zugeordnet. Dass die Klostergemeinschaft den Schädel über Jahrhunderte immer wieder neu mit Stoff bekleidetet lässt darauf schließen, dass er eine große religiöse Bedeutung für sie hatte.

Rätsel um Gemeinschaftsgrab in Warburg (Kreis Höxter)
In Warburg gibt ein 5.000 Jahre alter Schädelfund Rätsel auf. Starb die Person eines natürlichen Todes oder wurde sie Opfer eines spirituellen Rituals? Der Kopf weist ein trapezförmiges Loch auf, das auf eine operative Schädelöffnung, eine sogenannte Trepanation, schließen lässt. Nach dieser Prozedur lebte die Person noch längere Zeit weiter, da die Trepanation bereits verheilt ist. Möglicherweise wurde der Kopf geöffnet, um Kopfschmerzen zu mildern: Spuren am Inneren des Schädels deuten auf eine Hirnhautentzündung oder auf die Stoffwechselkrankheit Diabetes hin.



Pressekontakt:
Verena Rösler, LWL-Pressestelle, Telefon: 0251 591-235 und Frank Tafertshofer, LWL-Pressestelle, Telefon: 0251 591-235
presse@lwl.org



LWL-Einrichtung:
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Westfälisches Landesmuseum
Europaplatz 1
44623 Herne
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