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Mitteilung vom 24.11.11

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LWL-Archäologen entdecken königlichen Herrenhof in Elspe

Bauweise und Keramikfunde lassen auf königliche Hofanlage schließen

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Lennestadt-Elspe (lwl). Dass Kaiser Otto III. im Jahr 1000 in Elspe (Kreis Olpe) war, scheint sicher: das verraten die historischen Quellen, nach denen er an diesem Ort die Errichtung eines Stiftes auf dem Oedinger Berg bestätigte. Doch wo genau sich der wohl bereits in fränkischer Zeit gestiftete Hof befand, auf dem er sich damals aufgehalten hatte, war bislang nicht klar. Nun sind sich die Archäologen des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) sicher, den Herrenhof gefunden zu haben.

Bereits im Frühjahr 2011 untersuchte LWL- Archäologin Dr. Eva Cichy im Rahmen der bevorstehenden Umnutzung eines landwirtschaftlichen Betriebes in Lennestadt-Elspe ein Gelände, das durch historische Quellen und altertümliche Flurnamen bereits verdächtig war. Die Grabungen bestätigten die Vermutungen der Wissenschaftler: Es fanden sich die baulichen Überreste eines Her-renhofes aus dem Hochmittelalter. Dass es sich hierbei um besondere Mauerreste handelte, legte schon ihre Bauweise nahe: ¿Für diese Zeit ist es sehr ungewöhnlich, eine Hofanlage aus Stein und nicht aus Holz zu errichten¿, meint Dr. Eva Cichy. Im Hochmittelalter sind im ländlichen Raum meist hölzerne Pfostenbauten errichtet worden, nur repräsentativere Gebäude, wie Kirchen und Adelssitze wurden aus Steinen erbaut.

Endgültige Gewissheit darüber, dass es sich bei den Funden um den Fronhof im königlichen Besitz handeln dürfte, gaben den Wissenschaftlern dann aber vor allem die Einzelfunde, die sie auf dem Gelände bargen: ¿Scherben hochwertiger Importkeramik aus dem Köln-Bonner Raum weisen eindeutig auf einen gehobenen Lebensstandard der Bewohner des Hofes hin¿, meint die LWL-Archäologin.

Die Arbeiten auf der Freifläche zwischen den heute bestehenden Gebäuden konnten nur kleine Teile des königlichen Herrenhofs freilegen. Der bevorstehende Abriss der Gebäude wird weitere Untersuchungen notwendig machen. Deshalb besteht die Hoffnung, vielleicht noch mehr über eine der wichtigsten geschichtlichen Stätten auf Elsper Boden herauszufinden.

Die Grabungen fanden in Zusammenarbeit mit der Archäologischen Fachfirma Archbau
(Essen) statt.

Hintergrund:
Otto III. wurde bereits als Dreijähriger im Jahr 983 zum römisch-deutschen König gewählt, von 996 bis 1002 war er Kaiser. In seiner Regierungszeit verlagerte sich der Schwerpunkt der Königs- und Kaiserherrschaft nach Italien ¿ er galt daher lange Zeit als ¿undeutscher Kaiser¿. Im Jahre 1001 musste Otto nach einem Aufstand aus Rom fliehen. Der Versuch einer Rückeroberung scheiterte am frühen Tod Ottos. Sein Leichnam ist in Aachen beigesetzt.
Sein Aufenthalt in Elspe ist in folgender Urkundensammlung aufgeführt: Monumenta Germaniae historica. Diplomata regum et imperatorum Germaniae, Bd. 2,2 (Otto III.), Stuttgart 1888 (Neudruck 1956). Vgl. Albert K. Hömberg: Kirchliche und weltliche Landesorganisation des südlichen Westfalen. Veröffentlichungen der Historischen Kommission Westfalens 22 (Münster 1965), S. 28.



Pressekontakt:
Frank Tafertshofer, LWL-Pressestelle, Telefon: 0251 591-235 und Eva Masthoff, LWL-Archäologie für Westfalen, Telefon: 0251 591-8920,
presse@lwl.org



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