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Mitteilung vom 18.04.11

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Wie der Hase an die Eier kam und wer seine Vorgänger waren

LWL-Volkskundler begeben sich auf die Spuren des Osterhasen

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Westfalen (lwl). Als Eierbringer taucht der Hase erstmals 1678 in den Lebenserinnerungen des Heidelberger Medizinprofessors Georg Franck auf. Auch aus dem Elsaß, der Pfalz und vom Oberrhein gibt es ungefähr zu dieser Zeit Belege dafür, dass Kinder Ostereier gesucht hätten, die zuvor von einem Hasen gebracht worden seien. Neben dem Hasen gab es im 17. und 18. Jahrhundert aber auch andere Eierbringer: In Westfalen waren es vor allem Fuchs und Kranich, die man sich in dieser Rolle gut vorstellen konnte - zum Teil noch bis in die 1930er Jahre hinein, berichtet Christiane Cantauw, Volkskundlerin beim Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL).

¿Warum sich der Hase gegen seine Konkurrenten durchgesetzt hat, ist nicht ganz nachzuvoll-ziehen. Mit einer wie auch immer gearteten germanischen Gottheit Ostara, deren Begleittier ein Hase gewesen sein soll, hat das Ganze jedenfalls nichts zu tun. Diese Gottheit ist eine Erfindung. Es hat sie nie gegeben¿, betont die Geschäftsführerin der Volkskundlichen Kommission für Westfalen. Sicher ist jedoch, dass die Vorstellung von Eierbringern vor allem im evangelisch-christlichen Kontext Sinn ergibt. In Form dieser Kunstfigur konnte man all denjenigen Bräuchen etwas entgegensetzen, die man ¿ wie zum Beispiel die Eierweihen - als nicht vereinbar mit der evangelischen Glaubenslehre empfand.

¿Hinzu kommt, dass die Vorstellung von den Haseneiern bei vielen Zeitgenossen wohl auf fruchtbaren Boden fiel, erfreute sich der Hase doch einer großen Popularität¿, so Cantauw. Angefangen mit zahlreichen Redewendungen, über bildliche Darstellungen (Dürer) bis hin zum allseits beliebten Dreihasenbild: der Hase war im Alltag ¿ zumal im Frühjahr ¿ durchaus präsent.

¿Das sogenannte Dreihasenbild, also die Darstellung der drei Hasen, deren Ohren so geschickt angeordnet sind, dass man auf dem Bild nur drei Ohren sieht, jeder Hase aber zwei Ohren zu haben scheint, findet sich übrigens nicht nur auf einem Fenster im Paderborner Dom. Im 17. und 18. Jahrhundert zierte es auch profane Bauwerke, Schüsseln und Krüge, Wirtshausschilder oder Kacheln¿, erläutert Cantauw.

Als sich gegen Ende des 19. Jahrhunderts der aus dem 15. Jahrhundert stammende Eierbrauch mit der Geschichte vom eierlegenden und eierversteckenden Osterhasen flächendeckend zu verbinden begann, entwickelten sich schnell entsprechende Brauchhandlungen: ¿Für die Kinder ging der Tag (Karsamstag) mit Nestbauen für den Oster-hasen hin. Mit großer Begeisterung holten sie Weißmoos im Wald. Fünf bis sechs halbkreisförmig gebogene Ruten wurden mit beiden Enden in die Erde gesteckt und die Zwischenräume mit Moos ausgefüllt, der Innenraum ausgepolstert. Über Nacht kam dann der Osterhase und legte die Eier hinein¿, heißt es beispielsweise in einem Bericht aus Krombach (Siegerland).

Als schließlich 1924 das auch heute noch enorm populäre Buch ¿Die Hasenschule¿ erschien, war die Geschichte vom Osterhasen längst deutschlandweit zum Allgemeingut geworden. Die Beliebtheit dieses Buches zeigt sich übrigens auch daran, dass eine Schule in Wuppertal ganz offiziell den Namen ¿Hasenschule¿ trägt. Auch die Postkartenhersteller und die Werbung machten sich die Sympathie, die dem langohrigen Eierbringer entgegengebracht wurde, schon früh zunutze: ¿Dr. Crato¿s Backpulver¿ (Werbeanzeige von 1907) und ¿Die besten Ostergrüße¿ ließen sich mit einem Osterhasen versehen eben sehr viel besser an den Mann oder an die Frau bringen, wobei so mancher Osterhase streng genommen eher ein Kaninchen ist.



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