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Mitteilung vom 18.02.11

Presse-Infos | Kultur

Grande Dame des Koch-Kults

Ein Henriette Davidis-Lesebuch als Online-Version

Bewertung:

Westfalen (lwl). Kochbücher waren nicht nur im Zeitalter der TV-Köche die Kassenschlager des Buchmarkts. Die kulinarische Buchkultur boomte schon im 19. Jahrhundert. Der Autor Hans Dieter Treeck würdigt im Rahmen einer Online-Edition der LWL-Literaturkommission die Klassikerin dieses Genres, Henriette Davidis, deren Auflagenzahlen selbst den britischen Star-Fernsehkoch Jamie Oliver erblassen lassen würden. Die Westfälin, der in ihrem Geburtsort Wengern an der Ruhr ein eigenes Museum gewidmet ist, prägte mit ihren Kochbüchern und Erziehungsfibeln ganze Generationen deutscher Ess- und Erziehungskultur. Das Online-Lesebuch http://www.lwl.org/LWL/Kultur/westbibl/Davidis/) ist in der Reihe Bibliothek Westfalica erschienen, in der die wissenschaftliche Kommission des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) Buchschätze vergangener Jahrhunderte in Auswahlausgaben wieder verfügbar macht. Mit seinem Davidis-Lesebuch hat Treeck eine Ehrenrettung im Sinn: Er möchte die berühmteste deutsche Kochbuchautorin als eine selbstbewusste Frau an der Schwelle zur Moderne würdigen, deren Schaffen sich nicht auf Kreationen wie den ¿Pfefferpothast¿ und das ¿man nehme...¿ reduzieren lässt. Auch in der heute ebenso populären Sparte der Ratgeber-Literatur war Davidis eine Pionierin. Ihre Bücher ¿Die Jungfrau¿ und ¿Die Hausfrau¿ ¿ Treeck widmet ihnen eigene Kapitel ¿ waren Bestseller auf dem Gebiet der standesgemäßen ¿Haushaltsführung¿. Kulturgeschichtlich Interessierten geben die Texte einen Einblick in die Erziehungsideale des bürgerlichen Biedermeier: ¿Zu den rühmlichsten Eigenschaften einer Frau gehört die, daß der Mann von ihr sagen kann ¿Ich habe eine Hausfrau`¿, mahnte Davidis ihre junge weibliche Leserschaft.
Ihrem Idealbild ¿Hausfrau¿ entsprach ein Katalog von Tugenden wie Hygiene und Reinlichkeit sowie häuslicher Pflichten wie die ¿Reinhaltung¿ des ¿Schreibzimmer des Mannes¿ und die ¿Überwachung der Kinder¿. In schulmeisterlichen Traktätchen brachte Davidis solcherart ¿Primärtugenden¿ den heranwachsenden Mädchen und frisch verheirateten Ehefrauen nahe.
Heute wirken die Tugendlehren der rührigen Henriette unfreiwillig komisch und den Lebensentwürfen jetziger junger Frauen Lichtjahre entfernt. Interessant ist aber, dass Davidis selbst ihrem eigenen idealen Rollenverständnis widersprach. Sie war nie verheiratet und nahm ihr Leben nach den ersten Kochbuch-Erfolgen selbst in die Hand. In der rauen verlegerischen Männerwelt stritt sie beherzt um ihre Tantiemen und verfolgte zielstrebig ihre literarische Karriere. Sie publizierte Bestseller um Bestseller ¿ Erziehungsratgeber, Kinderbücher, Gärtnerfibeln ¿ und versilberte ihre kulinarische Autorität, indem sie für einen Kraftbrühe-Fabrikanten Werbespots erdichtete.
¿Mit Herzblut hat der Schriftsteller Dieter Treeck ein kurzweiliges und amüsant zu lesendes Henriette-Davidis-Lesebuch zusammengestellt. Und auch die Köche kommen nicht zu kurz: Wer Lust auf traditionelle Kreationen hat, wird ebenfalls gut bedient. Aus Hunderten von Rezepten hat Treeck die Davidis-Klassiker herausgesucht. Ein Buch also nicht nur zum Lesen, sondern auch zum nachkochen¿, so der Geschäftsführer der LWL-Literaturkommission Prof. Dr. Walter Gödden.



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