LWL-Presse- und Öffentlichkeitsarbeit

Mitteilung vom 21.10.10

Presse-Infos | Kultur

¿Obenrum und untenrum¿

Vortrag über die Pionierin Beate Uhse im LWL-Industriemuseum Zeche Nachtigall

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Witten (lwl). Um Beate Uhse, eine bis heute umstrittene und unkonventionelle Frau des 20. Jahrhunderts, geht es im nächsten Salon ¿Frauenbilder¿, zu dem der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) am Donnerstag, 28. Oktober, in sein Industriemuseum Zeche Nachtigall in Witten einlädt. Dr. Dagmar Kift, wissenschaftliche Referentin beim LWL-Industriemuseum und Expertin für Frauen- und Geschlechtergeschichte, wird die 2001 verstorbene Namensgeberin und Chefin von Europas größtem Versandhaus für Erotikartikel mit Fotos, Filmausschnitten und Texten aus ihrer Autobiographie vorstellen. Der Vortrag mit dem Titel ¿Obenrum und untenrum¿ beginnt um 18 Uhr.

¿Orgasmus-Muse¿ (Bild am Sonntag), ¿Frau Oberst der Lustwaffe¿ (Penthouse) oder - etwas zurückhaltender - ¿Liebesdienerin der Nation¿ (Die Zeit) hat man sie in der Presse genannt. Der Tennisclub von Flensburg verweigerte ihr 1963 die Aufnahme, obwohl sie zu den größten Arbeitergebern und besten Steuerzahlern vor Ort gehörte. Erst 1999 wurde Beate Uhse Ehrenbürgerin einer Stadt, die vor allem durch ihr Unternehmen ¿ und die Verkehrssünder(!)kartei bekannt ist.

Den Versandhandel für Erotikartikel hat Beate Uhse nach dem Zweiten Weltkrieg aufgebaut. ¿Die Geschichte ihres Unternehmens lässt sich durchaus als kleine Sittengeschichte der Bundesrepublik lesen. Die Geschichte ihres Lebens bis 1945 erzählt dagegen von einer Frau, die eine Leidenschaft für das Fliegen entwickelt und gegen alle Widerstände auch ausgelebt hat¿, so Dagmar Kift.

Am 25. Oktober 1919 auf einem Gut in der Nähe von Königsberg geboren, wuchs Beate Köstlin als jüngstes Kind in einem liberalen Elternhaus auf. Sie setzte ihren Wunsch durch, fliegen zu lernen, und machte 1937 ihren Flugschein. Zwei Jahre später heiratete sie ihren Fluglehrer, Hans-Jürgen Uhse, der im Mai 1944 tödlich verunglückte. Beate Uhse selbst flog während des Krieges bei den Bücker-Werken Flugzeuge ein und in einem Überführungsgeschwader der Luftwaffe Bomber und Jäger zu ihren Einsatzorten. 1945 brachte sie das letzte Flugzeug aus Berlin heraus.

Nach dem Krieg wurde aus einer Pionierin der Luftfahrt eine Pionierin erst der Aufklärung über Empfängnisverhütung, dann der Aufklärung über Erotik. Fliegen durfte sie zunächst nicht, und wie viele andere hielt sie sich und ihren Sohn in der Nachkriegszeit mit Schwarzmarktgeschäften über Wasser. Viele der Frauen, denen sie begegnete, wollten damals nicht schwanger werden, wussten aber nicht, wie sie Schwangerschaften vermeiden konnten. Das brachte Beate Uhse auf die Idee, ihr von der Mutter, einer Ärztin, erworbenes Wissen über Empfängnisverhütung in einer selbst getippten Broschüre zusammenzufassen und diese zu vertreiben. Das war der Anfang ihres Versandhandels, den sie mit ihrem zweiten Mann Ernst-Walter Rotermund zu einem florierenden Geschäft ausbaute.

Der Bildvortrag ¿Obenrum und untenrum¿ greift beide Seiten der bemerkenswerten Lebensgeschichte dieser Frau auf und bettet sie ein in eine Geschichte der Technik und Erfindungen aus weiblicher Sicht.

Für Getränke und Gebäck ist wie immer gesorgt. Eine Anmeldung zu der Veranstaltung ist nicht erforderlich. Der Eintritt ist frei.

Salon ¿Frauenbilder¿
Die Veranstaltungsreihe des LWL-Industriemuseums auf der Zeche Nachtigall ist ein spezielles Angebot insbesondere ¿ aber nicht ausschließlich ¿ für Besucherinnen. Vorgestellt werden Frauen des Industriezeitalters. In der Atmosphäre eines Café-Salons werden Kurzvorträge, Lesungen, Bilder und Literatur angeboten, die Anregungen für einen entspannten Gedanken- und Informationsaustausch bieten.



Pressekontakt:
Christiane Spänhoff, LWL-Industriemuseum, Telefon: 0231 6961-127 und Markus Fischer, LWL-Pressestelle, Telefon: 0251 591-235
presse@lwl.org



LWL-Einrichtung:
LWL-Museum Zeche Nachtigall
Nachtigallstraße 35
58452 Witten
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Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) arbeitet als Kommunalverband mit 20.000 Beschäftigten für die 8,3 Millionen Menschen in der Region. Der LWL betreibt 35 Förderschulen, 21 Krankenhäuser, 18 Museen sowie zwei Besucherzentren und ist einer der größten deutschen Hilfezahler für Menschen mit Behinderung. Er erfüllt damit Aufgaben im sozialen Bereich, in der Behinderten- und Jugendhilfe, in der Psychiatrie und in der Kultur, die sinnvollerweise westfalenweit wahrgenommen werden. Ebenso engagiert er sich für eine inklusive Gesellschaft in allen Lebensbereichen. Die neun kreisfreien Städte und 18 Kreise in Westfalen-Lippe sind die Mitglieder des LWL. Sie tragen und finanzieren den Landschaftsverband, dessen Aufgaben ein Parlament mit 125 Mitgliedern aus den westfälischen Kommunen gestaltet.


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