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Mitteilung vom 15.12.09

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¿Ich wünsch mir ein Dino, ein Fahrrad und ihnen auch eine schöne Weihnacht¿

LWL-Volkskundler erklären, wie Weihnachten zum Schenkfest wurde

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Westfalen (lwl). ¿Ich wünsch mir ein Dino und ein Fahrrad und ihnen auch eine schöne Weihnacht¿, schreibt der vierjährige Arne auf http://www.weihnachtsmann-online.net - einem Internet-Portal, auf dem Jeder und Jede seinen Weihnachtsmann-Wunschzettel posten kann. So kann sich dort auch die 25-jährige Susan ¿von ganzen Herzen eine Traumhochzeit¿ wünschen. Angefangen hat es mit dem Wunschzettel an Christkind oder Weihnachtsmann im 19. Jahrhundert, als Weihnachten sich mehr und mehr zum Kinderbescherfest entwickelt: ¿Vor dem 19. Jahrhundert spielte der Heilige Abend als Kinderbeschenktag kaum eine Rolle¿, erläutert Katrin Bauer, Kulturwissenschaftlerin der Volkskundlichen Kommission beim Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL).

Für katholische Familien war lange Zeit der Nikolaustag der Tag der Kinder. ¿Erst die Protestanten verlegten den Termin aus Ablehnung der katholischen Heiligenverehrung auf Weihnachten¿, so Bauer weiter. Erst nach und nach näherten sich Katholiken und Protestanten terminlich an, auch wenn in vielen katholischen Regionen zunächst der 25. Dezember als Beschenktermin gefeiert wurde: ¿Das Christkind kam in der Nacht zum ersten Weihnachtsmorgen. Die beiden Lebensmittelgeschäfte, welche alles Notwendige feilhielten, waren am Heiligabend bis 22 Uhr geöffnet, denn die Weihnachtsgeschenke wurden erst gekauft, wenn die Kinder im Bett waren. So konnten sie nie von uns Kindern gefunden werden¿, berichtete eine Gewährsperson über die Zeit um 1900 in Liesen, heute Hallenberg im Sauerland.

Doch mehr und mehr setzte sich auch in der katholischen Bevölkerung der 24. Dezember als für die Kinder wichtigster Tag durch. Ausgehend vom Bürgertum entwickelte sich ein streng ritualisierter Ablauf ¿mit Kirchgang, festlichem Essen, dem Entzünden des Weihnachtsbaumes, Weihnachtsliedern und als Höhepunkt der Bescherung ¿ ganz so, wie es in vielen Familien noch heute praktiziert wird¿, so die Volkskundlerin. Aus dem Kreis Warendorf wird der Ablauf genau berichtet: ¿Die Mutter zündete die Kerzen am Baum vor dem Krippchen an. Dann klingelte es dreimal. Kinder und Eltern sowie die Festtagsbesucher, alle sonntäglich bekleidet, gingen in die Stube. [...] Zunächst trug ein Kind der Familie ein Weihnachtsgedicht vor der Krippe stehend vor. Dann wurden die Weihnachtslieder gesungen, die ich auf der Geige begleitete [...] Erst dann durfte jeder seine Geschenke suchen.¿

Die Geschenke wurden immer wichtiger und aufwendiger, und der Handel entdeckte schon früh sein Verkaufspotential, wie ein Blick in die Werbeanzeigen des 19. Jahrhunderts aus Münster zeigt: ¿Da das Kinderfest der heiligen Weihnachten sich uns wieder nähert und Eltern und Kinderfreunde besonders um diese Zeit nützliche Lesebücher für die Geistes- und Herzensbildung der Kinder zu haben wünschen, so beeilen wir uns, auf ein so eben bei uns erschienenes Lesebüchlein aufmerksam zu machen: Abendstunden für Kinder. Ein Geschenk für fleißige Knaben und Mädchen¿, heißt es dort 1832. Und mit dem Angebot wuchsen auch die Wünsche der Kinder, die sie bald auf selbstgestalteten Wunschzetteln dem Christkind oder Weihnachtsmann mitteilten.



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Markus Fischer, LWL-Pressestelle, Telefon: 0251 591-235
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