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Mitteilung vom 15.09.08

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¿Kinder kommt runter Lambertus ist munter!¿

Lambertuslieder gehören zum Lambertusfest dazu

Bewertung:

Münsterland (lwl). Rund um den 17. September erschallt er wieder, der Ruf ¿Kinder kommt runter, Lambertus ist munter!¿ An diesem Termin wird nämlich das Lambertusfest gefeiert, das sich ausgehend von Münster im ganzen Münsterland verbreitete. Dabei hat sich der Brauch im Laufe der letzten 200 Jahre immer wieder verändert, erklärt Christiane Cantauw von der Volkskundlichen Kommission beim Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL).

Wenn der Ruf erschallt, kommen die Kinder aus dem Haus und ziehen mit ihren Laternen zur Lambertus-Pyramide. Diese Pyramide ist ein Gestell aus drei Stangen, das mit Tannengrün und Krepppapier, mit Blumen und anderem Zierrat geschmückt ist. ¿In Münster wurde diese Pyramide meist als Lambertus bezeichnet, in Greven und Ochtrup im Kreis Steinfurt nannte man sie Lambertusbaum und in Ascheberg und Darfeld im Kreis Coesfeld Lambertusstuhl. Die eigenartig anmutende Bezeichnung 'Lambertusbock' ist nur aus Havixbeck bekannt¿, erläutert Cantauw.

Hintergrund:
Der älteste Beleg für eine Lambertusfeier stammt übrigens aus dem Jahr 1791. Damals heißt es in einem Zeitungsartikel in Briefform, dass am Lambertus-Abend in Münster eine Menge Kinder und erwachsener Leute in Jubel zu sehen seien und dass dies doch ein reizender Anblick sei. Der Autor wendet sich vor allem gegen den Vorwurf, die anlässlich des Festes gesungenen Lieder seien ¿platt¿. Indem er auf die Funktion der Heischelieder hinweist, mit denen die Kinder am Vorabend des Festes Geld und Ausrichtungsgegenstände sammelten, wirbt er um Verständnis für den Brauch und die da-mit verbundenen Lieder.

Zum Lambertusfest gehörten aber nicht nur die Heischelieder und -sprüche nach dem Motto ¿Hier wohnt wohl ein guter Mann, der uns wohl was geben kann¿. ¿Die Lieder und Tänze, auch Käskenspiel genannt, waren und sind ein ganz wesentliches Element des Lambertusbrauches¿, erklärt Cantauw. Dabei ist durchaus ein Wandel der Liedtradition zu beobachten: Während bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts Lieder wie 'Lambertus sall liäwen', 'Lammert in den Seelenkranz' und 'Lasst uns froh und munter sein...' unbedingt dazu gehörten, singt man seit einiger Zeit lieber das Lied von der dummen Liese. Lieder, die sich auf das Leben und Wirken des heiligen Lambertus bezogen, bürgerten sich interessanterweise erst nach dem 2. Weltkrieg ein. Als erstaunlich langlebig erwiesen sich dagegen die Lieder 'Guter Freund, ich frage dir', 'Der Herr, der schickt den Jäger aus' und natürlich 'Buer wat kost dien Hai'. Das letztgenannte Lied wird übrigens stets zum Abschluss des Festes gesungen und aufgeführt.

¿Das Lambertussingen zeichnet sich vor allem durch die szenisch aufgeführten Lieder aus, bei denen ein Teil der umstehenden Kinder miteinbezogen wird: Der Kirmesbauer sucht sich aus dem Kreis der Umstehenden eine Frau, ein Kind, einen Knecht, eine Magd und einen Hund aus, die Liese geht mit einem defekten Topf im Kreis herum und bei dem Lied ¿Trauer, Trauer über Trauer¿ betrauert ein Sänger den verlorenen Ring, den er alsbald aber findet und einem der Umstehenden übergibt, welcher den Ring versteckt und das Lied aufs Neue anstimmt¿, so Cantauw weiter. ¿Anders als beim Martinssingen hindern die Laternen die Kinder beim Lambertusbrauch nicht an Reigenspielen oder szenischen Vorführungen. Denn die Laternen werden ja gleich zu Beginn des Festes in die Lambertuspyramide gesteckt und bleiben bis zum Ende dort¿.

Der Lambertusbrauch hat in den über 200 Jahren seines Bestehens viele Wandlungen erlebt. ¿Längst ist aus dem früher teilweise recht wilden Treiben ein domestizierter Brauch geworden, der meist von Heimatvereinen organisiert wird. Und so wird der Bauer auch in der kommenden Woche in vielen Stadtteilen seine Runden um die Lambertuspyramide machen und die Kinder werden mit Spannung darauf warten, wer denn der Rüe (Rüde) sein wird und wann sie den Bauer nach Hause prügeln dürfen¿, ist sich die LWL-Volkskundlerin sicher.



Pressekontakt:
Markus Fischer, LWL-Pressestelle, Telefon: 0251 591-235
presse@lwl.org




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