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Mitteilung vom 19.03.08

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Bilder vor den Nationalsozialisten gerettet

¿Alles wird Kunst sein ...¿: 100 Jahre LWL-Landesmuseum

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Münster (lwl). Das LWL-Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte in Münster zeichnet vom 9. März bis zum 15. Juni 2008 in einer umfassenden Ausstellung mit über 200 Exponaten ein Jahrhundert ereignisreicher Sammlungsgeschichte des Hauses nach. Die Ausstellung ¿Alles wird Kunst sein ...¿ im Museum des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) spiegelt anhand von bedeutenden Gemälden wider, wie sich die Sammlung von 1908 bis heute entwickelt hat: von Werken des Mittelalters über Renaissance und Barock bis hin zur Kunst der Moderne und Gegenwart. In einer Serie stellt der LWL ausgewählte Exponate der Ausstellung vor.

In der Ausstellung ¿Alles wird Kunst sein ...¿ wird auch die Geschichte des LWL-Landesmuseums in den 1930er Jahren sowie die von den Nationalsozialisten durchgeführte Aktion ¿Entartete Kunst¿ dokumentiert. Kurz vor der Eröffnung der Jubiläumsausstellung meldete sich eine Augenzeugin und alte Münsteranerin im Museum: die Tochter des Landesrates Maximilian Krass (1873-1949). Ihr Vater habe als Vorstandsmitglied des Westfälischen Kunstvereins mehrere von Beschlagnahmung bedrohte Werke in seiner Wohnung gesichert ¿ ebenso andere Mitglieder des Vorstandes. Diese Werke wurden nachträglich noch in die Ausstellung aufgenommen und sind ab sofort dort zu sehen.

Alte Fotos von dem Salon des Hauses an der Melchersstraße in Münster zeigen ein Pastell des Malers Lovis Corinth, das er am 31. Juli 1904 von seiner hochschwangeren Frau Charlotte Berend fertigte, und ein Gemälde mit Tempera des rheinischen Expressionisten Heinrich Nauen. ¿Das Bild von Corinth war hoch gefährdet, weil die Nazis seine Bilder im Visier hatten und weil Charlotte Berend jüdischer Herkunft war. Sie rettete sich mit ihren beiden Kinder 1933 in die USA¿, erklärt der Kurator der Ausstellung, Dr. Gerd Dethlefs.
Das Bild mit der lieblichen ¿Südlichen Landschaft¿ von Nauen war ebenfalls in Gefahr, weil der Künstler auf der Schwarzen Liste stand und in mindestens neun Museen mindestens 71 seiner Bilder konfisziert wurden.

Die ¿Entartete Kunst¿
Die moderne Kunst, die auf eine Verselbständigung der Form gegenüber dem Inhalt abzielte, zum Beispiel im Kubismus oder Expressionismus, stieß zu Beginn des 20. Jahrhunderts bei der Mehrheit der Bevölkerung auf Unverständnis und starke Ablehnung. Die Nationalsozialisten griffen das auf und verfolgten jede Abweichung, die das kleinbürgerliche ästhetische Empfinden verletzte: ¿Die Arbeiten von Juden, ganz gleich welcher Gesinnung und welchen Stils, ,jüdische¿ Themen, auch wenn sie von ,arischen Künstlern stammen¿,pazifistische Sujets, sozialistische oder marxistische Themen, unschöne Gestalten, aller Expressionismus, abstrakte Kunst¿ wurden bei der ¿Entarteten Kunst¿ beschlagnahmt und zum Teil zerstört.

Nachdem schon seit 1933 Museumsdirektoren, die Werke der Moderne erworben hatten, entlassen, die Bilder abgehängt und in sogenannten ¿Schandausstellungen¿ diffamiert wurden, begann nach der Olympiade 1936 die systematische Verfolgung nichtkonformer Kunst. Im Sommer 1937 wurden in deutschen Museen insgesamt rund 16.000 Werke beschlagnahmt ¿ im Landesmuseum der Provinz Westfalen allein 44, davon drei Gemälde aus dem Eigentum des Kunstvereins.



Pressekontakt:
Claudia Miklis, Telefon 0251 5907-168, claudia.miklis@lwl.org und Frank Tafertshofer, Telefon 0251 591-235
presse@lwl.org




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