LWL-Presse- und Öffentlichkeitsarbeit

Mitteilung vom 22.11.07

Presse-Infos | Kultur

Führung und ¿Salon¿ zur Roburit-Katastrophe

LWL-Industriemuseum stellt Witwe des verunglückten Fabrikdirektors vor

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Witten (lwl). Mit einer Führung und einer Veranstaltung im Rahmen der Reihe ¿Salon Frauenbilder¿ widmet sich der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) in der kommenden Woche erneut der Explosion der Wittener Sprengstoff-Fabrik Roburit. Am 28.11.1906 waren bei dem Unglück 41 Menschen ums Leben gekommen. Das LWL-Industriemuseum Zeche Nachtigall erinnerte im vergangenen Jahr mit einer Sonderausstellung und einer Publikation an den 100. Jahrestag der Katastrophe.

Am Mittwoch, 28.11., lädt Ingrid Telsemeyer vom LWL-Industriemuseum um 15 Uhr zu einer Führung am historischen Ort des Geschehens ein. Einen Tag später, am Donnerstag, 29.11., geht es von 17 bis 19 Uhr auf der Zeche Nachtigall in der Reihe ¿Salon Frauenbilder¿ um Katharina Kunz. Ihr Mann war Betriebsdirektor der Wittener Roburit-Fabrik und kam bei der Explosion ums Leben.

Katharina Kunz, 1878 als Tochter eines Bauunternehmers in Oberlahnstein geboren, wuchs in einer kinderreichen Familie auf. Mit 21 heiratete sie den Chemiker Dr. Philipp Kunz. 1902 zog die junge Familie nach Witten. ¿Durch einen Glücksfall sind Unterlagen und Erinnerungen des Ehepaars bewahrt worden. Die Familie stellte sie uns zu Forschungszwecken zur Verfügung¿, erzählt Ingrid Telsemeyer.

Die Dokumente und Fotos, darunter ein Briefwechsel der Verlobten und des jungen Ehepaares aus den Jahren 1899-1905, offenbaren ein für jene Zeit ¿normales¿ bürgerliches Frauen- und Familienleben. Es sind Momentaufnahmen des alltäglichen Lebens, jäh unterbrochen durch die Katastrophe. Der Blick in den privaten Briefwechsel erlaube seltene Einblicke in damalige Lebensumstände, Weltsicht und Gefühle eines ¿ganz gewöhnlichen Paares, abseits von Klischees¿, so die Wissenschaftlerin. Die Traumatisierung von Katharina Kunz infolge der plötzlichen Veränderung ihrer Lebensverhältnisse werde nachfühlbar.

Ein Kurzvortrag mit vielen unveröffentlichten Bildern sowie Lesungen aus den Briefen und anderen Dokumenten stellt den Besucherinnen des Salons die Familie Kunz vor und nach der Katastrophe vor. Auch weitere Witwenschicksale der Wittener Katastrophe kommen zur Sprache. Aus den damaligen Befragungen zur Berechnung der Unterstützungsleistung lässt sich die Not, finanziell über die Runden zu kommen und Überlebensstrategien zu entwickeln, deutlich herauslesen. Die ausgewählten Beispiele werfen einen Blick auf die Sozialgesetzgebung vor 100 Jahren, die noch keine allgemeine Witwen- und Waisenversorgung vorsah. ¿Witwen, die in der Regel kein eigenes Einkommen hatten, waren einem hohen Armutsrisiko ausgesetzt¿, erklärt Ingrid Telsemeyer.

Salon ¿Frauenbilder¿

Die Veranstaltungsreihe des LWL-Industriemuseums ist ein spezielles Angebot insbesondere - aber nicht ausschließlich - für Besucherinnen. In entspannter Atmosphäre werden Kurzvorträge, Lesungen, Bilder, Literatur ¿ oder auch Kochrezepte ¿ angeboten. Das Gehörte und Gesehene soll Anregungen für Gedanken- und Informationsaustausch, für kritische Diskussionen und Analysen bieten. Damit die Sinne nicht zu kurz kommen, wird jeder Salon begleitet von passender Musik, Getränke und Gebäck gehören ebenfalls zum Angebot. Die Auswahl der Portraits orientiert sich am Themen- und Zeitspektrum des Museums. Nach den beiden Auftaktveranstaltungen stellt das LWL-Industriemuseum in den kommenden ¿Salons¿ Hedwig Dohm, die Wegbereiterin der Frauenemanzipation in Deutschland (28.2. 2008), und die Wittener Frauenrechtlerin Rebecca Hanf (17.4.2008) vor. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich, es wird nur der normale Museumseintritt erhoben.

Für die Exkursion am Mittwoch ist eine Anmeldung zwingend erforderlich (Tel. 02302 93664-0); die Teilnahme ist kostenlos. Start zu dem ca. 45-minütigen Rundgang ist um 15 Uhr an der Ecke Roburit- / Eckardstraße.



Pressekontakt:
Christiane Spänhoff, LWL-Industriemuseum, Tel. 0231 6961-127 und Markus Fischer, LWL-Pressestelle, Tel. 0251 591-235
presse@lwl.org




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Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) arbeitet als Kommunalverband mit 20.000 Beschäftigten für die 8,3 Millionen Menschen in der Region. Der LWL betreibt 35 Förderschulen, 21 Krankenhäuser, 18 Museen sowie zwei Besucherzentren und ist einer der größten deutschen Hilfezahler für Menschen mit Behinderung. Er erfüllt damit Aufgaben im sozialen Bereich, in der Behinderten- und Jugendhilfe, in der Psychiatrie und in der Kultur, die sinnvollerweise westfalenweit wahrgenommen werden. Ebenso engagiert er sich für eine inklusive Gesellschaft in allen Lebensbereichen. Die neun kreisfreien Städte und 18 Kreise in Westfalen-Lippe sind die Mitglieder des LWL. Sie tragen und finanzieren den Landschaftsverband, dessen Aufgaben ein Parlament mit 125 Mitgliedern aus den westfälischen Kommunen gestaltet.


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